Die letzten beiden Tage in der O2 Arena von Prag hätten kaum unterschiedlicher sein können. Während am Montagabend vor ausverkauftem Haus die Kanadier und die Tschechen ein Eishockey-Spektakel der Extraklasse ablieferten und zuvor die Schweden ein Feuerwerk gegen Lettland abbrannten, sah man am Dienstag leere Ränge in Prag und hoffte vergeblich auf Tore bei den Duellen zwischen den "kleinen" Teams in der Deutschland-Gruppe.
Doch wieso scheint die Kluft zwischen den großen Drei der Deutschland-Gruppe und dem Rest in Prag 2015 so groß? Hieß es nicht in den letzten Jahren immer wieder, dass es keine kleinen Nationen mehr gibt und jeder jeden schlagen kann? Das stimmt in diesem Jahr nur bedingt - und das hat mehrere Gründe: Zum einen sind da die großen Nationen selbst: Superstars wie Sidney Crosby, Claude Giroux, Jaromir Jagr und Jakub Voracek sagen bei Weltmeisterschaften nicht ab, sondern sind stolz, ihr Land zu vertreten und wollen mit aller Macht den Titel holen. Die NHL-Star-Auswahl der Kanadier 2015 in Prag wäre schon fast Olympischen Spielen würdig.
Und zum anderen wären da die "Kleinen" - also Deutschland, Lettland, Frankreich, Österreich und 2015 auch die Schweiz. Diese Nationen konnten in der Vergangenheit die "Großen" schon das ein oder andere mal ärgern bzw. überraschen - aber eben nur, wenn alles zusammenpasste, sie in Bestbesetzung auflaufen konnten und die Top-Nation einen schlechten Tag hatte bzw. nicht die nötige Motivation mitbrachte. Fehlen Spieler wie ein Christian Ehrhoff, ein Thomas Vanek, ein Nino Niederreiter oder ein Pierre-Edouard Bellemare in Top-Form - die ein Spiel mitunter im Alleingang entscheiden können - in den Reihen der kleinen, dann sind diese chancenlos und die Klasse der Top-Nationen setzt sich durch. Und so scheint es 2015 in Prag zu sein.