Enttäuschung bei Schweden nach dem Aus.
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Ein WM-Halbfinale ohne Finnland und Schweden? Das ist eine absolute Seltenheit. Zuletzt kam es vor 20 Jahren - 1996 - vor, dass keines dieser beiden Teams im Halbfinale stand. Finnland war vor 2015 viermal in Folge im Halbfinale, Schweden hat selbiges in den vergangenen 30 Jahren nur dreimal (!) verpasst.
Bei beiden stehen am Tag nach dem Aus die Torhüter im Mittelpunkt. Schwedens Jhonas Enroth spielte ein für seine Verhältnisse schwaches Turnier. Der NHL-Goalie aus Dallas kam gerade einmal auf 87,6 Prozent Fangquote, nur Platz 12 beim Turnier. Viele hätten lieber Anders Nilsson aus Kazan öfter im Tor gesehen, der nur zwei Spiele bestritt und gegen Russland im Viertelfinale zudem eingewechselt wurde. Denn was schon in der Vorrunde deutlich wurde, zeigte sich auch gegen die Sbornaja. Die sonst so souveräne Defensive der Schweden wackelte gewaltig. Auch die deutsche Auswahl kam gegen die Tre Kronor in der Vorrunde fast zu so vielen Chancen wie in kaum einem anderen Match.
Bei Finnland wurde der Goalie am Ende zum tragischen Helden: Pekka Rinne stellte in der Vorrunde sowohl einen Rekord für Torhüter wie auch für das gesamte Team für gegentorlose Minuten bei einer WM (bezogen auf die moderne Eishockey-Ära nach dem 2. Weltkrieg) auf. Doch ausgerechnet im Viertelfinale gegen Tschechien patzte er mehrfach. "Wir wussten, dass wir unter seine Haut kommen müssen, um Tore zu schießen. Das ist uns gelungen, in dem wir immer viel Verkehr vor seinem Tor gemacht haben", so Tschechiens Stürmer Martin Erat. Finnlands Trainer Kari Jalonen hatte derweil einen anderen Schuldigen ausgemacht - den bzw. die Schiedrichter. "Das war zu viel für meine Spieler. Es geht um die Schiedsrichter. Wo auch immer sie herkommen, es sollte um Fairplay gehen", meinte er in Anspielung auf die Tatsache, dass beide Hauptschiedsrichter und ein Linesman aus Russland kamen und sich Finnen und Russen nicht wirklich freundschaftlich verbunden sind. Drei entscheidende Fehlentscheidungen führte Jalonen für seine Theorie an. Am Ende dürfte dies aber auch der Enttäuschung geschuldet sein, so früh wie selten die Heimreise antreten zu müssen.
Tobias Welck