Jürgen Rumrich
Foto: City-Press
In der vergangenen Saison war es die Düsseldorfer EG, die mit der Nachverpflichtung von Torhüter Tyler Beskorowany einen Glücksgriff landete. In dieser Saison ist es Schwenningen, das nach Saisonstart einen Volltreffer auf dem Transfermarkt landete. Seit Will Acton das Trikot der Wild Wings trägt, läuft es für die Schwarzwälder. Vier Tore und 14 Assists verbuchte der Kanadier in nur acht Einsätzen, ist seit Sonntag bester Punktesammler der Liga und scort auf einem Niveau wie zuletzt Frankfurts Patrick Lebeau in der Saison 2004/05. Eishockey NEWS sprach mit Schwenningens Manager Jürgen Rumrich über Acton und den Aufschwung.
Herr Rumrich, eine philosophische Frage zum Start: Kann ein Spieler allein das Gesicht einer Mannschaft verändern?
Jürgen Rumrich: (lacht) "Wenn man sich unsere letzten Ergebnisse betrachtet, muss ich wohl sagen, dass das geht. Unsere Mannschaft hat allerdings schon vor der Verpflichtung von Will Acton gute Spiele gemacht. Da stimmten nur die Resultate nicht. Er kam aber sicher zum richtigen Zeitpunkt und hat für positives Momentum gesorgt."
Ohne Acton verloren die Wild Wings fünf von sechs Spielen, mit ihm gewannen sie sechs von acht. Was zeichnet diesen Spieler aus?
Rumrich: "Er hat einen super Charakter, eine super Einstellung. Er bereitet sich auf jedes Training und jedes Spiel einhundertprozentig vor. Zudem harmoniert er sehr gut mit seinen Nebenleuten Damien Fleury und Andrée Hult."
Fleury traf erst gar nicht, jetzt hat er sieben Tore in den vergangenen drei Partien erzielt.
Rumrich: "Fleury hatte zuvor schon sehr gute Chancen, da sind sie halt nicht reingegangen. So eine Phase hat jeder Torjäger irgendwann mal. Es war für mich aber nur eine Frage der Zeit, bis er trifft."
Gibt es neben Acton noch andere Gründe für den Aufschwung?
Rumrich: "Die ganze Mannschaft zeigt sicher mehr Konstanz als zu Beginn und spielt einfach gut. Am Anfang haben wir Spiele unglücklich mit einem Tor Unterschied verloren, jetzt gewinnen wir sie. Durch die Siege ist das Selbstvertrauen gestiegen. Die Spieler glauben nun an sich und zeigen eine ganz andere Körpersprache."
Actons Leistungen bleiben nicht unbemerkt. Haben Sie schon über eine Vertragsverlängerung nachgedacht?
Rumrich: "Er ist ja gerade mal vier, fünf Wochen hier, seine Familie kommt jetzt erst nach. Es ist noch ganz früh in der Saison. In der Deutschland-Cup-Pause werden wir aber sicher Zeit für ein Gespräch finden."
Die finanzkräftigere Konkurrenz schläft nicht. Ist so ein Spieler für Schwenningen überhaupt zu halten?
Rumrich: "Acton fühlt sich bei uns wohl, ihm gefällt es hier. Sicher gibt es andere Clubs mit größeren finanziellen Möglichkeiten. Ich denke aber, dass wir absolut nicht chancenlos sind, auch wenn es sicher nicht einfach wird, ihn zu halten."
Sie suchen noch einen weiteren Stürmer. Mit Actons Verpflichtung haben Sie sich selbst unter Druck gesetzt. Jetzt wird der nächste Glücksgriff erwartet
Rumrich: (lacht) "Ich spüre keinen Druck. Wir haben derzeit neun Ausländer im Kader. Da aber oft einer verletzt ist, würde uns ein weiterer mehr Handlungsspielraum geben. Derzeit fehlt uns ja Yan Stastny. Wir gucken uns um, lassen uns aber Zeit."
Eine Verpflichtung steht also nicht kurz bevor?
Rumrich: "Aktuell nicht."
Am Freitag geht es für die Wild Wings nach Krefeld, am Sonntag kommt Mannheim zum Derby. Was stimmt Sie optimistisch, dass der aktuelle Lauf anhält?
Rumrich: "Ich sehe wie die Mannschaft trainiert. Die Jungs sind fokussiert, nicht überheblich. Die nächsten Aufgaben sind sicherlich nicht einfach, aber wir sind in einer guten Verfassung und wollen auch diese erfolgreich bestreiten. Ich freue mich auf das Wochenende und das Derby. Da werden wir wohl ein volles Haus haben."
Interview: Torsten Weiß