Leon Draisaitl
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In seine Freude schrie er die ganze Frustration hinaus, die sich seit der Degradierung vor rund drei Wochen aufgestaut hatte. Als er 62 Sekunden vor dem Ende das 4:3 erzielte, drehte er jubelnd ab, fiel seinen Teamkollegen in die Arme und ballte danach noch einmal die Faust zum Zeichen: "Ja, ich bin zurück!". Es war ein Traumeinstand für ihn: Mit zwei Treffern wurde Leon Draisaitl beim Erfolg über die Montreal Canadiens zum Matchwinner.
Dabei war Deutschlands Nachwuchshoffnung Nummer eins wenige Stunden zuvor noch davon ausgegangen, dass er weiterhin in der AHL für die Bakersfield Condors auflaufen werde, wo ihm in sechs Spielen ein Tor und eine Vorlage gelungen waren. "Mein Flieger ist um halb drei gelandet, dann bin ich schnell ins Hotel, habe etwas gegessen und bin ins Stadion", sagte Draisaitl gegenüber nhl.com über sein überraschendes Saisondebüt.
"Für mich persönlich ist das wirklich toll, aber es war auch super für unser Team. Dass wir nach dem 0:3 nicht aufgegeben haben, zeigt, welchen Charakter wir hier haben." Draisaitl hatte mit dem Tor zum 1:3 in der 40. Minute die Aufholjagd eingeleitet und nach den Treffern von Brandon Davidson (47.) und Benoit Pouliot (51.) mit seinem zweiten Tor des Abends den Sieg für sein Team gesichert.
Ryan Nugent-Hopkins hatte nachgesetzt und hinter dem Tor den Puck erkämpft. Draisaitl lief zur Mitte und konnte Carey Price überwinden: "Es ist immer toll, wenn man das leere Tor so vor sich hat", sagte Draisaitl. "Der Treffer geht aber voll auf Nuge, er hat super nachgesetzt und einen Wahnsinns-Pass gemacht." Für die Oilers war es der vierte Saisonsieg im elften Spiel - ausgerechnet gegen das Top-Team der Liga, das bisher erst einmal verloren hatte.
Wie lange Draisaitl nun bei den Oilers bleibt, ist noch unklar. General Manager Peter Chiarelli hatte vor dem Saisonstart, als er Draisaitl nach Bakersfield geschickt hatte, gesagt, dass er "für immer" bleiben werde, sobald er hochgeholt wird. Da es die Oilers nun derart hart mit Verletzungen erwischt hat (es fehlen unter anderem Jordan Eberle, Justin Schultz, Griffin Reinhart, Matt Hendricks, Lauri Korpikoski und Rob Klinkhammer) reagierten die Verantwortlichen nun schnell.
"Leons Situation ist ähnlich wie die bei Darnell Nurse", hatte Head Coach Todd McLellan im Vorfeld gesagt. "Wir hätten ihn lieber noch etwas länger unten gehabt, aber aufgrund der Verletzungen ist er nun der nächste Stürmer, der hochgezogen wird. Er wird mit zwei sehr guten Spielern spielen (Taylor Hall und Ryan Nugent-Hopkins, Anm. d. Aut.) und wir werden sehen wie weit er ist und wie er sich entwickelt hat."
Draisaitl selbst sagte, er freue sich, hier zu sein: "Natürlich ist man frustriert, wenn man in die AHL geschickt wird und ich hatte in den ersten Spielen dort auch ein paar Problem, denke aber, dass es zuletzt besser gelaufen ist. Ich versuche, mich jeden Tag zu verbessern."
Michael Bauer