Foto: Just Sports Photography
Vor mehr als 110 Jahren soll der Legende nach der Teddybär seinen Namen bekommen haben - entweder nach der amerikanischen Version oder nach der deutschen. Genau weiß man das nicht. In beiden Fällen war aber der damalige US-Präsident Theodor Roosevelt involviert, so viel scheint festzustehen. Sein Spitzname: Teddy.
In der amerikanischen Fassung verschonte Roosevelt auf einer Jagd einmal ein Bärenbaby, was später in einer Zeichnung festgehalten wurde. Von dieser inspiriert, bastelten russische Einwanderer einen Bären als Deko für ihr Schaufenster. Es heißt, Roosevelt soll ihnen gestattet haben, den Bären "Teddy's Bear" zu nennen. In der deutschen Fassung entwarf Richard Steiff 1902 den ersten Bären mit beweglichen Armen, der über Umwege - erst in die USA, dann wieder zurück, dann doch wieder in die USA - an Roosevelts Sekretär und dessen Tochter gelangte, die ihn nach ihrem Vater benannte: Teddy.
Der weltweite Siegeszug des Plüschbären, der für viele strahlende Kinderaugen verantwortlich ist, ist seither ungebrochen. Im Eishockey ist der Bär mittlerweile das Symbol für den guten Zweck. Teddy Bear Toss heißt eine Tradition, bei dem Fans mitgebrachte Plüschtiere (es müssen nicht zwingend Teddybären sein) aufs Eis werfen. Diese Plüschfiguren werden dann an Kinder in Krankenhäusern, soziale Einrichtungen usw. verteilt, um an Weihnachten etwas Freude zu bereiten.
Woher die Tradition kommt, ist ebenfalls nicht gänzlich gesichert. Es heißt, die Kamloops Blazers aus British Columbia in Kanada seien 1993/94 die ersten gewesen, die fliegende Teddybären im Stadion erlaubt hätten. Vor Kurzem Woche gab es in Calgary einen Weltrekord: 28.815 Tiere wurden beim Juniorenspiel der Hitmen von den mehr als 19.000 Fans aufs Eis geworfen. Zwar waren dies deutlich mehr als die 18.115 Tiere, die nur wenige Tage danach bei den Hershey Bears aufs Eis flogen, dennoch gibt es aus der US-Stadt, in der schon Philipp Grubauer spielte, zwei besondere Weihnachtsgeschichten.
Eine schrieb Jeff Palm. Auch er hatte einen Bären dabei, einen, den er nicht alleine auf das Eis werfen konnte. Vielmehr musste er ihn über das Plexiglas hieven - und selbst das war bei der stattlichen Größe von 2,40 Metern nicht so einfach. Palm sagte, es sei der größte Bär gewesen, den er jemals mitgebracht habe und er wollte, dass der Bär in der Weihnachtszeit den Kindern warme Gefühle bereite.
Schon seit vielen Jahren spendet er Plüschtiere für den Teddy Bear Toss der Hershey Bears. Palm ist Vorsitzender der Mechanicsburg Chamber of Commerce, einem Zusammenschluss, der die Interessen der Kleinstadt nahe Hershey in den Bereichen Marketing und Community vertritt. Der Teddy Bear Toss sei einer der beliebtesten Themenabende bei den Fans der Bears, sagt Kaylee Dugan, die Marketingspezialistin des Clubs.
Mehr als 25 Organisationen profitieren in diesem Jahr von den Spenden der mehr als 9.000 Fans im Giant Center beim Teddy Bear Toss - jeder hat also im Schnitt fast zwei Plüschfiguren mitgebracht. Der Riesenteddy von Jeff Palm ging an die PA Army National Guard für ihr Weihnachtsprogramm. Dort können Kinder von Militärangehörigen Fotos mit dem Teddy machen lassen. Amy Rhine, eine der Hauptverantwortlichen für die Organisation des Teddy Bear Toss bei den Hershey Bears erklärte aber, dass National Guard den Riesenbären mittlerweile an ein Kind verschenkt habe, das sehr schwer an Leukämie erkrankt ist.
Einer der Dauerkartenbesitzer ging sogar noch weiter: Jeff Sweigart spendete einen Dollar für jeden Teddybär, der an besagtem Tag auf das Eis geworfen wurde. Er schrieb den Scheck über 18.115 Dollar noch an diesem Abend aus. Am vergangenen Samstag war er wieder im Stadion und übergab den Check. Für ihn sei das nur ein Weg, Kindern zu helfen. Während des Teddy-Bear-Toss-Spiels 2011 bewegte ihn die Ansprache eines Kinds, das über seine Krankheit sprach. Dieser Moment war ein Wendepunkt für Sweigart, der selbst einmal an Krebs erkrankt war. Er hat die Sweigart Family Foundation gegründet - seine Art des Dankes an die Hershey Bears für all das, was sie für die Community tun.
In Europa hat der Bär ebenfalls Kraft. Mehr als 2.500 Stofftiere kamen jüngst in Freiburg und Nürnberg zusammen. In Klagenfurt wollte man dieses Jahr eigentlich den Teddy Bear Toss ausfallen lassen, denn viele Tiere fanden im vergangenen Jahr keinen Abnehmer. "Im Vorjahr lagerten beispielsweise noch Monate später rund 90 Prozent der Teddybären in unseren Räumlichkeiten", erklärt Hannes Biedermann auf der Webseite des KAC. Doch als die Klagenfurter aber darüber berichteten, meldeten sich umgehend zig Organisationen, die darum baten, den Teddy Bear Toss durchzuführen und versprachen, beim Verteilen zu helfen.
Teddy Roosevelt, seine Tochter, Familie Steiff und alle anderen würde und wird es freuen. Frohe Weihnachten.
Michael Bauer