WM-Tagebuch, Teil 1 Wenn der Eismeister zweimal klingelt

Andere Länder, andere Sitten: 50 Minuten hatte das deutsche Team am Freitag trainiert, da klingelte der Eismeister zweimal. Die Truppe von Marco Sturm war gerade beim Powerplay-Training, da nahm der Eismeister auch schon Kurs auf die Eisfläche. Eigentlich hatte das deutsche Team zu diesem Zeitpunkt laut Trainingsplan noch 25 Minuten. Doch Erweichen ließ sich der Mann auf der Zamboni dadurch nicht: Auch nicht als erst Torhüter-Trainer Michael Elmer eingriff und danach auch noch Sturm höchstpersönlich. Eine Szene, die kaum kurioser hätte sein können: Sturm und Elmer in der Diskussion mit einer handvoll Offiziellen am Rande der Eisfläche, das Team als Zuschauer. Am Ende hatte der Eismeister gewonnen und Bundestrainer Marco Sturm meinte nach dem Training lachend: "Es gab eine kurze Verwirrung mit dem Trainingsplan."

Dass so manches bei dieser WM chaotisch sein würde, dürfte man ja angesichts der organisatorischen Verfehlungen im Vorfeld schon erwarten. Und so läuft am ersten Tag auch längst noch nicht alles rund in St. Petersburg.

Aber wenigstens die Stadt selbst präsentiert sich in ihrem schönsten Gewand: Mit Sonnenschein bei 20 Grad empfing die ehemalige Zarenmetropole ihre Gäste. Und es wird auch deutlich, warum die zweitgrößte Stadt Russlands als der am meisten westlich geprägte Ort des Riesenreiches gilt. Für Sightseeing bleibt aber erst einmal keine Zeit. Denn vor dem ersten Auftritt Deutschlands am Samstag stehen schon am Freitag echte Highlights auf dem WM-Spielplan: Die Duelle zwischen den USA und Kanada, sowie Russland und Tschechien. Und dass diese Spiele nach 50 Minuten von einem Eismeister unterbrochen werden, ist dann doch eher unwahrscheinlich.