Thomas Greiss entnervte Russland im WM-Viertelfinale lange Zeit.
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Jesus Greiss wurde Thomas Greiss bei den New York Islanders wegen seiner übermenschlichen Leistungen schon mal genannt. Am Donnerstag in Moskau hätte der deutsche Torhüter zu Jesus Greiss Superstar werden können. Doch ein famoser Greiss war für ein ersatzgeschwächtes Team, das irgendwann mit seinen Kräften am Ende war, gegen Russland einfach zu wenig. "Mein bestes Länderspiel wäre es gewesen, wenn wir gewonnen hätten", meinte der Torhüter hinterher selbst.
20 Minuten durften Greiss und das Team von der Sensation gegen den Rekordweltmeister träumen. Am Ende ging das Ergebnis aber natürlich in Ordnung. "Russland war das bessere Team", räumte auch Bundestrainer Marco Sturm ein. "Wir haben heute nicht unser bestes Spiel gezeigt." Auch, weil der Respekt vor den großen Namen auf der Gegenseite wohl doch etwas zu groß war. "Wir haben nicht ganz so gespielt wie wir wollten. Da hatten wir etwas zu viel Respekt", meinte auch Patrick Hager. Das hatte auch der Bundestrainer so gesehen. Sein Team war nicht so aggressiv wie man das eigentlich geplant hatte, zog sich zeitweilig zu weit zurück: "Die Beine wollten nach den ganzen Ausfällen vielleicht auch nicht mehr so", meinte Sturm. "Aber ich glaube schon auch, dass man gesehen hat, dass wir zwischendurch vielleicht ein wenig zu viel Respekt hatten. Aber die Mannschaft hat alles gegeben und mehr kann ich nicht verlangen."
So blieb die Krönung einer starken WM zwar versagt, aber die Enttäuschung im deutschen Lager hielt sich trotzdem in Grenzen, auch wenn natürlich viele hängende Köpfe zu sehen waren. "Als Sportler will man immer gewinnen. Jetzt im ersten Moment ist man natürlich schon enttäuscht. Aber wenn wir in ein paar Tagen abgeschaltet haben, dann können wir mit stolz auf das Turnier zurückblicken", meinte Hager, der der wohl beste deutsche Feldspieler bei diesem Turnier war und neben Christian Ehrhoff und Greiss zum besten deutschen Akteur dieses Turniers gewählt wurde.
Und den abschließenden Worten von Marco Sturm war dann eigentlich auch nichts mehr hinzuzufügen: "Die Mannschaft hat zwei tolle Wochen in St. Petersburg gespielt und es definitiv verdient gehabt, in diesem Viertelfinale zu stehen."
Und dank Jesus Greiss durfte man auch eine zeitlang an der Sensation schnuppern. Aber man braucht ja auch noch Ziele für kommende Turniere. "Wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen", sagt Sturm. "Das hier war erst der erste Schritt." Vielleicht wird dann in den nächsten Jahren ja auch Thomas Greiss doch noch Jesus Greiss Superstar.
Tobias Welck/Sebastian Groß