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Mittwoch, 1. Februar 2017

Rettung dennoch möglich, wenn alle an einem Strang ziehen Bad-Tölz-Vorsitzender Hörmann räumt im Zusammenhang mit finanziellem Engpass "handwerkliche Fehler" ein

In Bad Tölz baut man auf die Unterstützung der Fans. Foto: Rabuser

Bei einem Krisenbericht mit finanziellem Content wird man in Bad Tölz hellhörig. Insolvenz 2003, Insolvenz 2009, dazu ein nicht getätigter, weil angeblich zu risikoreicher Aufstieg im Jahre 2012. Der Tölzer Fan ist sensibilisiert. Aktuell geht es dabei um einen Betrag, der weder in letzter Instanz feststeht, weil Erfolgsprämien ihrer Begrifflichkeit entsprechend an bestimmte Ereignisse gekoppelt sind. Noch dürfte sich die pekuniäre Vakanz zu einem abnormen Fehlbetrag summieren. Doch die Zeiten sind schwierig. "Weil uns irgendwo die Zeit davonläuft", räumt Hubert Hörmann ein. Der ECT-Vorsitzende kann und will keine vorzeitige Entwarnung geben, da auf Sponsorenseite aufgrund der neuerlichen Schlamperei Verständnis und Hilfsbereitschaft allenfalls rudimentär vorhanden sind.

Aber der Reihe nach:
Brutto und Netto. Diese reziproken steuerlichen Begriffe kennt man in Tölz ganz gut. So wurde immer wieder gemunkelt, dass eine Verwechslung der Bedeutungen mitursächlich für den Kahlschlag im Jahre 2009 war. Ein erschöpfender Rückblick ändert daran nichts. Vielmehr interessieren die Verantwortlichkeiten. Offizielle Schuldzuweisungen oder Erläuterungen wird es aus der Ecke des Eisclubs nicht geben. Insoweit verständigte man sich mit der Holzkirchner Rechtsanwältin Birgt Breiter, die aktuell als Zeichnungsbefugte der TEG eingesetzt wurde. Der Geschäftsführer wird in solchen Fällen gerne als Erster genannt. Doch der kann zu möglichen Vorwürfen keine Stellung beziehen. Thomas Maban ist schwer erkrankt, wodurch alleine die Rückkehr ins Amt für Hörmann "nicht absehbar" ist. Der ECT-Chef vermeidet es, den angeschlagenen Maban öffentlich in die Pflicht zu nehmen, spricht allerdings von "handwerklichen Fehlern" im Umfeld, die sich bis zu eigens eingerichteten Kontrollorganen erstrecken. Dass Maban den Anforderungen und Zweitliga-Sehnsüchten des Altmeistern nicht gewachsen war, geht aus einer allgemeinen Retrospektive Hörmanns hervor. Sein Gedankenspiel, "der billigste Geschäftsführer könnte der teuerste werden", lässt aufhorchen. Freilich: Thomas Maban bekam eine ordentliche Aufwandsentschädigung. Aber eben kein branchenübliches Managergehalt, das ihm eine 50 Stunden-Woche für die TEG abnötigt. Rundum erreichbar und Ansprechpartner für Alles und Jeden, ist mit Hauptberuf nicht zu bewerkstelligen. Es wurde aber mehr oder weniger verlangt. Denn die Zahl der ehrenamtlichen Mitstreiter in Bad Tölz ist übersichtlich geworden.

Wie geht es jetzt weiter: Hörmanns Kunde, man wolle sich "das bewahren, was über Jahre gewachsen ist", klingt nach Pathos und Verzweiflung gleichermaßen. Ist es aber nicht. Denn die Verantwortlichen werden die Kuh vom Eis bringen. Am Mittwoch fand eine mehrstündige Sitzung im großen Kreis statt. Sämtliche ECT-Verantwortliche waren ebenso anwesend wie Landrat Sepp Niedermeier und der Tölzer Bürgermeister Josef Janker. Hörmann titulierte die Zusammenkunft als "Bestandsaufnahme". Ergebnisse wurden mit Verweis auf die Abmachung mit der geschäftsführenden Rechtsanwältin keine preisgegeben. Manches ist ohnehin kein Geheimnis. So bezeichnet Hörmann den gesamten Marketing-Auftritt der TEG als "verbesserungswürdig". Hängt natürlich auch wieder mit fehlenden Helfern zusammen. Man kann davon ausgehen, dass zeitnah sämtliche Vorgänge und Routinen auf den Prüfstand gehoben werden, um das diesbezügliche Optimierungspotenzial freizulegen.

Zur sportlichen Zukunft: Der Spielbetrieb ist nicht gefährdet. Auch die reflexartigen Vermutungen einzelner Fans, die kleine Niederlagenserie um den Beginn der Meisterrunde stünde im Zusammenhang mit ausstehenden Zahlungen den Spielern gegenüber, verweist Hörmann ins Reich der Fabeln. Das komplette Team habe erst vor dem Match in Peiting vom monetären Unwetter Kenntnis erlangt. Am Charakter der Mannschaft zu zweifeln, wäre nach den bisherigen Eindrücken der laufenden Spielzeit mehr als hanebüchen.

Hörmann stellt ausdrücklich klar, dass die DEL2-Pläne des Klubs durch die jüngsten Wellen "nicht obsolet" seien. Demnächst stünde gar ein sehr wichtiges Gespräch mit einem potenziellen Brustsponsor an. Noch spricht der ECT-Vorsitzende von einem "Strohhalm". Aber genau solche erklimmt man ja bei latenter Seenot nur all zu gerne. Vor allem, wenn sie (zahlungs-)kräftig scheinen. Aktuell wären aber "Einnahmen für die Tageskasse" vordergründiger. Die Fans sollen keine Perspektivlosigkeit oder Oberliga-Zugehörigkeit für die Ewigkeit aus den jüngsten Entwicklungen herbeireden, sondern eine tolle Mannschaft in würdiger Anzahl unterstützen. "Wenn wir alles gebacken bekommen, werden sofort ein neuer Geschäftsführer eingestellt und natürlich auch Vertragsgespräche aufgenommen", versichert der Unternehmer.

Hörmanns Appell an die Fans ist ebenso unzweideutig wie fordernd: "Zusammenhalten und versuchen, miteinander das Beste zu erreichen. Die Tradition in Tölz darf niemals in Frage gestellt werden. Wir wollen aus dieser kleinen Krise gestärkt herauskommen und dann sportlich das Bestmöglichste erarbeiten".

Oliver Rabuser


Kurznachrichtenticker

  • vor 22 Stunden
  • Mit André Schrader, Tim Heffner und Andreas Hofer werden ein DEB-Schiedsrichter und zwei DEB-Linienrichter bei der Weltmeisterschaft der Top Division in Prag und Ostrava/Tschechien (10.-26. Mai 2024) mit dabei sein.
  • gestern
  • Der 20-jährige Verteidiger Alexander Schmidt hat seinen Vertrag bei den Eispiraten Crimmitschau um ein Jahr verlängert. Dies gab der Club aus der DEL2 am Montag bekannt.
  • gestern
  • Der 21-jährige Torhüter Leon-Niklas Jessler (zwei Einsätze für den EV Duisburg) wird das Team aus der Oberliga Nord wieder verlassen.
  • vor 2 Tagen
  • In der Finalserie der U17-Meisterrunde setzten sich die Jungadler Mannheim mit 3:1 gegen die Kölner Junghaie durch. Spiel 4 am Sonntag gewann der Mannheimer Nachwuchs souverän mit 5:1 und krönte sich mit dem Auswärtssieg zum neuen deutschen U17-Meister.
  • vor 4 Tagen
  • Die Dresdner Eislöwen (DEL2) und TecArt Black Dragons Erfurt (OL Nord) werden künftig nicht mehr kooperieren. Die Vereinbarung zwischen beiden Clubs wird nicht verlängert, da Dresden wegen der angestrebten Verkleinerung des Kaders nicht mehr zwingend einen Partner benötigt.
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