Lance Nethery
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Es war d e r Paukenschlag in der Oberliga Nord am gestrigen Sonntag: Unmittelbar vor dem deutlichen Heimsieg gegen die Wedemark Scorpions (10:1) trennten sich die Füchse Duisburg von Lance Nethery (59). Es war offenbar zu einem Streit zwischen dem Geschäftsführer, Sportdirektor und Trainer des EVD und Club-Boss Sebastian Uckermann gekommen. Die 1:4-Niederlage am Essener Westbahnhof am Freitagabend schob Multifunktionär Nethery hingegen offenbar nicht unmittelbar aufs Abstellgleis.
Zur Begründung der Freistellung hieß es offiziell, man sei sich nicht sicher, mit Nethery alle gesteckten Ziele erreichen zu können. Duisburg will in die DEL2, die wechselwolkigen Ergebnisse in der Meisterrunde der Oberliga Nord erlauben jedoch in der Tat Zweifel.
Im persönlichen Gespräch berichtete Sebastian Uckermann zudem auch von einem Vorfall am Sonntagmorgen: Es habe einen Telefonanruf Netherys gegeben, mit einer aus Uckermanns Sicht haltlosen Behauptung. Nethery habe diese am Nachmittag nicht zurücknehmen wollen. "Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht", sagt Uckermann. Worum genau es da gegangen sei, wollte der Club-Chef indes nicht sagen. Und die Freistellung sei freilich in einem Gesamtzusammenhang zu sehen. Man sei unzufrieden mit den Ergebnissen der Mannschaft. Der EVD habe die jüngsten vier Auswärtsspiele in Hamburg, Tilburg, Herne und Essen allesamt verloren. "Und wenn man auswärts nicht gewinnt, kommt man in den Playoffs nicht weiter", so Uckermann.
Der Rauswurf von Lance Nethery, der vor drei Jahren bei seinem Amtsantritt als Sportdirektor als Mann mit großer Erfahrung und Reputation gefeiert wurde, kam dennoch aus heiterem Himmel. Ursprünglich habe man sich laut Uckermann auch schützend vor den Trainer stellen wollen, um keine Unruhe in die Mannschaft zu bringen.
Nethery selbst kommentierte seinen Rauswurf unterdessen nicht: "Ich bin freigestellt, aber auch weiterhin Angestellter des Vereins. Deshalb kann und will ich nichts sagen." Indes mag der Kanadier seinen Arbeitsplatz verloren haben, seinen Humor allerdings nicht. Auf die Frage, wie es sich denn so anfühle, an einem Sonntagabend nicht in einem Eisstadion zu sein, antwortete er: "Meine Frau hat einen kleinen Streit mit mir angefangen. Ich habe ihre Pläne für den Abend gestört."
Den Club wird die Trennung im Übrigen nicht ganz günstig kommen, denn während der abgelaufenen Saison hatte man Nethery einen Vertrag bis 2022 (!) gegeben. Uckermann, der am Sonntag übrigens zunächst offen ließ, ob der vorerst beförderte bisherige Co-Trainer Reemt Pyka (48) dauerhaft Chefcoach der Füchse bleiben wird, zum Preis der Freistellung: "Das war heute nicht mein Problem."
Hermann Kewitz