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Mittwoch, 3. Juni 2020

Aliu, Kane, Toews, Wheeler, Coture und Co. Nach gewaltsamem Tod von Afro-Amerikaner Floyd in den USA: NHL-Spieler sprechen sich gegen Rassismus und für Dialog aus

Evander Kane (links) und Logan Couture von den San Jose Sharks.

Foto: imago images/ZUMA Press/Chris Brown

Der gewaltsame Tod des Afro-Amerikaners George Floyd vor etwas mehr als einer Woche sorgt weiterhin für Proteste in vielen US-Großstädten und auch vielen anderen Teilen der Welt. Auch immer mehr NHL-Spieler sprechen sich öffentlich gegen Rassismus aus und nutzen dazu ihre Accounts auf den Sozialen Medien Twitter und Instagram und den Hashtag #blacklivesmatter.

Erst vor etwas mehr als zwei Wochen war Ex-NHL-Spieler Akim Aliu erneut an die Öffentlichkeit gegangen. Er hatte auf dem Onlineportal The Players' Tribune seine persönliche Leidensgeschichte aus seiner Eishockeyzeit erzählt und erneut schwerwiegende Rassismus-Vorfälle, unter anderem gegen den ehemaligen Trainer Bill Peters oder Spieler Steve Downie erhoben (Eishockey NEWS berichtete).

Nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd – ein Polizist hatte bei einer Kontrolle minutenlang sein Knie auf dessen Hals gedrückt, sodass er später erstickte – gehen immer mehr Spieler dazu in die Öffentlichkeit. „Es ist eine traurige Zeit“, sagte Aliu am Dienstag in einer Videokonferenz beim kanadischen TV-Sender TSN. „Wir sind im Jahr 2020 und beschäftigen uns immer noch mit Dingen, mit denen sich unsere Väter und Großväter sowie unsere Urgroßväter – und Mütter – befasst haben.“

Die Menschen hätten gehofft, dass zu Zeiten von Malcolm X und Martin Luther King Jr „etwas Konstruktives“ herausgekommen wäre, sagte er weiter. „Aber wir haben noch einen langen Weg vor uns. Ich habe das Gefühl, dass dies das erste Mal seit langer Zeit ist, dass die Menschen wirklich verstehen, dass Rasse ein Problem in unserer Gesellschaft ist. Ich bin wirklich zuversichtlich, dass dies eine Zeit ist, in der wir wirklich verstehen, was Menschen mit Farbe seit hunderten von Jahren durchgemacht haben und einfach eins werden.“

Evander Kane von den San Jose Sharks, der erst kürzlich mit dem Footballer Colin Kaepernick gesprochen hatte, der 2016 die Proteste in der NFL begonnen hat und nach dem Ende der damaligen Saison keinen Club mehr fand, sprach davon, dass sich die Bewegung noch immer in einer ersten Phase befinde: „Wir sind mehr als 700 Spieler und es war großartig zu sehen, wie Jungs aus verschiedenen Teams aus der gesamten Liga diese Sache und auch mich unterstützen. Der nächste Schritt besteht meiner Meinung nach darin, Gespräche darüber zu führen, was wir tun können, um uns nicht nur als Spieler und als Liga, sondern auch als Menschen zu verbessern und zu verhindern, dass in unserem Umfeld solche sozialen Ungerechtigkeiten auftreten.“

Aliu übt aber auch Kritik: „Warum gab es all diese Empörung nicht – und ich spreche da speziell über das Eishockey – als ich mit meiner Geschichte an die Öffentlichkeit ging und auch Evander diese ansprach?“ Erstmals hatte Aliu am 25. November 2019 die Öffentlichkeit gesucht. Vier Tage später reichte Trainer Peters, der ihn 2009/10 bei den Rockford Ice Hogs beschimpft hatte, seinen Rücktritt ein. Nach einigen Wochen schlief die öffentliche Diskussion über Rassismus und Gewalt jedoch ein.

Nun aber gehen immer mehr Spieler an die Öffentlichkeit und unterstützen den Kampf gegen Rassismus. Unter anderem taten dies Jonathan Toews (Chicago), Taylor Hall (Arizona), Tyler Seguin (Dallas), Blake Wheeler (Winnipeg), Matt Dumba (Minnesota), Steven Stamkos (Tampa), Alex Ovechkin (Washington) oder Logan Couture (San Jose).

Auch K'Andre Miller, Prospect der New York Rangers, äußerte sich noch einmal auf Twitter. Nach der Unterschrift unter seinen ersten NHL-Vertrag hatte sich eine Person in einen Zoom-Videocall eingehackt und ihn mehrfach rassistisch beleidigt. Club und Liga hatten den Vorfall im April verurteilt: „Ich habe monatelang darum gekämpft, die richtigen Worte zu finden, um meine Frustration und Wut über den Vorfall auszudrücken“, schrieb Miller. „Es ist etwas, das ich nie vergessen werde.“

Miller schrieb weiter: „Ich kämpfe, weil ich weder von der schwarzen noch von der weißen Community vollständig akzeptiert wurde. Ich habe Probleme, weil ich jahrelang einer der wenigen Farbigen in meinen Hockeyteams war. Ich wurde aufgrund meiner Rasse im Jugendbereich von einigen Trainern, Eltern und Spielern ins Visier genommen, aber ich weigerte mich, aufzugeben, weil ich Eishockey so sehr liebe.“

Michael Bauer


Kurznachrichtenticker

  • vor 10 Stunden
  • In der Finalserie der U17-Meisterrunde setzten sich die Jungadler Mannheim mit 3:1 gegen die Kölner Junghaie durch. Spiel 4 am Sonntag gewann der Mannheimer Nachwuchs souverän mit 5:1 und krönte sich mit dem Auswärtssieg zum neuen deutschen U17-Meister.
  • vor 2 Tagen
  • Die Dresdner Eislöwen (DEL2) und TecArt Black Dragons Erfurt (OL Nord) werden künftig nicht mehr kooperieren. Die Vereinbarung zwischen beiden Clubs wird nicht verlängert, da Dresden wegen der angestrebten Verkleinerung des Kaders nicht mehr zwingend einen Partner benötigt.
  • vor 2 Tagen
  • Die Schwenninger Wild Wings (PENNY DEL), der EHC Freiburg (DEL2) und die Stuttgart Rebels (OL Süd) werden künftig zusammenarbeiten. Das gaben die Clubs am Freitag bekannt. Schwenningen und Freiburg waren schon zuletzt Kooperationspartner.
  • vor 2 Tagen
  • Die U18-Nationalmannschaft bleibt bei der WM Division I, Gruppe A, im dänischen Frederikshavn auch im vierten von fünf WM-Spielen ungeschlagen. Das Team von André Rankel gewann gegen die Mannschaft aus Japan mit 6:2. Die deutsche U18 hat den Aufstieg am Samstag gegen Dänemark in eigener Hand.
  • vor 3 Tagen
  • Drittes Spiel, dritter Sieg: Die deutsche U18-Auswahl hat bei der WM im dänischen Frederikshavn mit 2:1 nach Verlängerung gegen die bis dato ungeschlagene Ukraine gewonnen und damit Platz eins in der Tabelle übernommen. Siegtorschütze war Lenny Boos, das erste DEB-Tor erzielte Elias Pul.
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