Bundestrainer Toni Söderholm beim Auftaktspiel der PENNY DEL am vergangenen Donnerstag zwischen Berlin und München.
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Bundestrainer Toni Söderholm hat in den vergangenen Tagen und Wochen einen Besuchsmarathon hinter sich. Mehrere Tausend Kilometer war er unterwegs, um Spieler und Clubverantwortliche zu treffen. Für die Nationalmannschaft steht ein hartes Jahr auf dem Programm. Cleveres Kadermanagement ist angesagt, wie er in Teil 1 des Interviews mit Eishockey NEWS erklärt.
Herr Söderholm, wie ist der Stand Ihrer Clubbesuche jetzt rund um den Start der PENNY DEL?
Toni Söderholm: „Ich habe in den letzten Wochen 7000 bis 8000 Kilometer hinter mir. Es war anstrengend, aber es hat sehr viel Spaß gemacht. Ich habe jetzt alle Clubs außer Nürnberg und Ingolstadt besucht. In Bayern bin ich ja während der Saison öfter. Und wenn der graue Alltag anfängt, ist man vielleicht seltener im Norden.“
Wie läuft so ein Besuch ab?
Söderholm: „Ich unterhalte mich natürlich mit den Spielern aber es geht auch darum, dass wir unseren Kalender mit den Trainern absprechen, so dass auch alle wissen, welche Spieler wir intensiver beobachten und welcher Spieler möglicherweise in Zukunft die Chance haben, in die Nationalmannschaft reinzukommen. Wir schauen Clips, reden manchmal auch über Taktik. Der eine Trainer ist da vielleicht etwas offener als der andere, aber das ist ganz normal.“
Was muss eigentlich ein Spieler, der noch nicht in der Nationalmannschaft etabliert ist, in den kommenden Wochen leisten, damit er die Chance hat, in den Kader für den Deutschland Cup oder die Olympischen Spiele zu kommen?
Söderholm: „Das spieltaktische Verhältnis ist sehr wichtig, auch das Zweikampfverhalten und das Tempo. Die Spieler wissen, dass sie sich keine Gedanken machen zu brauchen, wenn sie bei einem Besuch von mir mal einen Fehler machen. Deshalb sitze ich nicht da oben. Es geht um das Gesamtpaket. Ich will sehen, wie sehr sie im Spiel sind, wie energisch und wie weit sie vom Kopf her sind – also, ob sie unserer Meinung nach in der Lage sind, dass wir sie in der wenigen Zeit bei der Nationalmannschaft zu unserem Spiel coachen können.“
Haben sich Ihre Planungen nun durch die – sagen wir zu 90 Prozent – sichere Teilnahme der NHL-Spieler an den Olympischen Spieler geändert oder müssen Sie immer noch zweigleisig planen?
Söderholm: „Zu zehn Prozent vielleicht, mehr nicht. Wir haben ja über 50 Spieler gemeldet. Der eine hat hier mehr, der andere weniger Chancen, aber es kommen alle irgendwo infrage. Man muss auch sehen, dass das ein megaheftiges Jahr wird. Für die Spieler, die lange in der CHL spielen, wird es sehr intensiv. Vielleicht müssen wir sogar dreigleisig planen. Ich denke zwar nicht, dass wie 2018 nach den Olympischen Spielen ein Bruch im Kader passiert und einige Spieler aufhören, aber wir brauchen jetzt alle Spieler des erweiterten Kaders.“
Sie haben gesagt, der Deutschland Cup wird die Generalprobe, wenn die NHL-Spieler nicht dabei sind. Wie sehen Sie das jetzt?
Söderholm: „Der Deutschland Cup ist sehr wichtig. Unser grundlegendes Spiel wird sich nicht ändern, es kann vielleicht sein, dass wir hier und da taktisch etwas verändern. Aber: Weder die Vereine, noch die Nationalmannschaft oder die Fans haben etwas davon, wenn der Spieler schon im November platt ist. Deshalb müssen wir clever sein: Wenn ein Spieler jetzt also viel spielt und schon mal bei der Nationalmannschaft war, wäre es cleverer, wenn wir im November auf ihn verzichten, damit wir im Februar das Beste aus ihm herausholen können. Für den Spieler, der dann in den Kader reinrutscht, wird stattdessen dann die WM im Mai wieder interessant.“
Interview: Michael Bauer und Sebastian Groß
In Teil 2 (erscheint am Mittwoch) spricht er über seinen Trainerstab, die weiteren Planungen für den Deutschland Cup und die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele
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