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Freitag, 7. April 2017

Halbfinale bei der Frauen-WM USA „noch in einer anderen Liga": Deutsche Frauen unterliegen 0:11 und spielen nun gegen Finnland um Bronze

Gegen die USA waren die deutschen Frauen stets einen Schritt zu spät.
Foto: Matt Zambonin/HHOF-IIHF Images

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft unterliegt den USA im Halbinale der 2017 IIHF Frauen Eishockey-Weltmeisterschaft in Plymouth (USA) deutlich mit 0:11 (0:2/0:5/0:4) und spielt damit am heutigen Freitag um 21.30 Uhr deutscher Zeit gegen Finnland um die Bronzemedaille, während die Amerikanerinnen im Endspiel auf Kanada (4:0 im zweiten Halbfinale gegen Finnland) treffen.

Mit einem sensationellen Auftritt schaffte die deutsche Frauen-Nationalmannschaft bei der WM in Plymouth erstmals seit Bestehen den Einzug in ein WM-Halbfinale. In der Vorrunde hatte die Mannschaft von Trainer Benjamin Hinterstocker Schweden mit 3:1 und Tschechien mit 2:1 bezwungen, nur gegen die Schweiz mit 2:4 verloren und war vorzeitig ins Viertelfinale eingezogen. Dort bezwangen die Deutschen auch den letztjährigen Bronzemedaillengewinner Russland mit 2:1 und qualifizierten sich so für die Vorschlussrunde.

Jetzt musste - oder durfte - das junge deutsche Team gegen den siebenfachen Weltmeister, Titelverteidiger und Gastgeber USA ran. Lange Zeit hatte es in den Sternen gestanden, ob die Amerikanerinnen überhaupt bei dieser Weltmeisterschaft antreten würden. Die Spielerinnen traten zwei Wochen vor Turnier-Beginn in einen Streik und forderten vom amerikanischen Verband mehr Gleichberechtigung sowie eine angemessene finanzielle Entschädigung. Erst zwei Tage vor dem ersten WM-Spiel einigten sich beide Parteien schließlich und einem Auftritt des Weltmeisters im eigenen Land stand nichts mehr im Wege.

Als einziges Team hatten die USA im bisherigen Turnierverlauf noch keinen Punkt abgegeben. Gegen den Erzrivalen Kanada gewannen die Amerikanerinnen in der Vorrunde mit 2:0, Russland wurde mit 7:0 bezwungen, und nur gegen Finnland hatte die US-Auswahl beim 5:3-Sieg etwas mehr Mühe als erwartet. Als Erster der Gruppe A waren die Frauen der USA dann bereits direkt für das Halbfinale qualifiziert und hatten somit einen zusätzlichen Tag frei.

Gegen die deutsche Mannschaft begannen die Amerikanerinnen nun in der Nacht zum Freitag deutscher Zeit wie erwartet mit enormen Druck, und es dauerte nur 66 Sekunden, ehe die ganz in blau spielenden WM-Gastgeberinnen durch Hilary Knight mit 1:0 in Führung gehen konnten. Wenige Sekunden später musste dann US-Torhüterin Nicole Hensley bei einem Schuss von DEB-Kapitänin Julia Zorn zum ersten Mal eingreifen. Nach acht Minuten bewahrte der Pfosten die deutsche Auswahl vor einem höheren Rückstand. Kurz darauf fiel dann aber doch das 0:2 aus deutscher Sicht: Ein Schuss von Kelli Stack wurde zweimal abgefälscht, und Torhüterin Jennifer Harß war machtlos. Die deutsche Torfrau stand danach weiterhin im Brennpunkt des Geschehens, doch sie und ihrer Vorderleute überstanden ein zweiminütiges US-Powerplay schadlos. Die beste Möglichkeit zum Anschlusstreffer hatte Nina Kamenik, die von Andrea Lanzl in Szene gesetzt wurde, aber die Scheibe nicht im gegnerischen Kasten unterbringen konnte (15.). So wurden mit einem 0:2 aus deutscher Sicht dann erstmals die Seiten gewechselt.

Der zweite Abschnitt begann dann mit einer erneuten Hinausstellung gegen eine deutsche Spielerin. Kurz vor dem Ende dieser Strafzeit erhöhte Kendall Coyne für den amtierenden Weltmeister auf 3:0 (23.). Dann machten die US-Girls richtig ernst und schraubten das Ergebnis binnen vier Minuten auf 7:0 in die Höhe. Bundestrainer Hinterstocker wechselte daraufhin die Torhüterin und brachte Ivonne Schröder für Jennifer Harß. Sie durfte gleich mehrfach ihr Können beweisen, und die DEB-Auswahl fand wieder ihre Linie und zurück ins Spiel. Mit viel Laufarbeit gelang es, weitere Gegentreffer bis zum Ende des mittleren Abschnitts zu vermeiden. Dabei verpasste kurz vor der Pausensirene Kerstin Spielberger bei einem der wenigen Breaks den ersten deutschen Treffer haarscharf.

Auch im letzten Drittel änderte sich an der Dominanz der USA wenig, und Amanda Pelkey (45.), Monique Lamoureux (54.) sowie Haley Skarupa (55.) machte es zweistellig. Den 11:0-Schlusspunkt setzte dann Alex Carpenter 13 Sekunden vor dem Ende.

Benjamin Hinterstocker war hinterher trotz der deutlichen Niederlage nicht unzufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft: "Wir haben über 60 Minuten sehr intensiv und konzentriert gespielt", lobte der Frauen-Bundestrainer sein Team. "Unsere Mannschaft musste sich heute im fünften Turnierspiel mit einer der weltbesten Mannschaften messen. Der gesamte Fokus gilt nun dem morgigen Spiel gegen Finnland um Platz drei."

Mannschaftskapitänin Julia Zorn: "Die Amerikanerinnen spielen noch in einer anderen Liga. Das Ergebnis mag zwar hoch erscheinen, aber dennoch haben wir heute Charakter gezeigt und uns nie hängen lassen. Insgesamt haben wir ein riesen Turnier gespielt, werden uns aber nicht darauf ausruhen. Morgen gegen Finnland werden wir versuchen, unser bestes Eishockey zu zeigen."

Torhüterin Ivonne Schröder: "Es war ein unheimlich schweres Spiel. Die Amerikanerinnen waren wirklich sehr gut. Unsere Vorderleute haben uns Torhüterinnen aber sehr geholfen und über dreißig Schüsse geblockt. Jetzt gilt es zu regenerieren und morgen zu versuchen, unseren großen Traum zu realisieren."

Angreiferin Sophie Kratzer: "Wir sind recht stolz darauf, dass wir versucht haben, uns gegen den Weltmeister nicht nur hinten rein zu stellen, sondern mitzulaufen und zu attackieren."

Stefan Schaidnagel, Bundestrainer Wissenschaft und Ausbildung, sagte: "Die USA waren der erwartet schwere Gegner. Wir haben gegen den amtierenden Weltmeister gespielt, welcher uns zeigt, welche Potenziale im Fraueneishockey stecken. Für uns steht im Vordergrund, das sehr positive Ergebnis dieser WM richtig einzuordnen und den Moment des erstmaligen Erreichens eines Halbfinales bei einer WM sinnvoll zu nutzen. Die Mannschaft hat sich belohnt, hat sich diesen Erfolg erarbeitet, und wir werden gemeinsam versuchen, die richtigen Weichen für eine nachhaltige und erfolgreiche Zukunft zu stellen. Dass wir morgen gegen Finnland um eine Medaille spielen, bestätigt den eingeschlagenen Weg, den wir weitergehen werden."


Kurznachrichtenticker

  • gestern
  • Die Dresdner Eislöwen (DEL2) und TecArt Black Dragons Erfurt (OL Nord) werden künftig nicht mehr kooperieren. Die Vereinbarung zwischen beiden Clubs wird nicht verlängert, da Dresden wegen der angestrebten Verkleinerung des Kaders nicht mehr zwingend einen Partner benötigt.
  • gestern
  • Die Schwenninger Wild Wings (PENNY DEL), der EHC Freiburg (DEL2) und die Stuttgart Rebels (OL Süd) werden künftig zusammenarbeiten. Das gaben die Clubs am Freitag bekannt. Schwenningen und Freiburg waren schon zuletzt Kooperationspartner.
  • gestern
  • Die U18-Nationalmannschaft bleibt bei der WM Division I, Gruppe A, im dänischen Frederikshavn auch im vierten von fünf WM-Spielen ungeschlagen. Das Team von André Rankel gewann gegen die Mannschaft aus Japan mit 6:2. Die deutsche U18 hat den Aufstieg am Samstag gegen Dänemark in eigener Hand.
  • vor 2 Tagen
  • Drittes Spiel, dritter Sieg: Die deutsche U18-Auswahl hat bei der WM im dänischen Frederikshavn mit 2:1 nach Verlängerung gegen die bis dato ungeschlagene Ukraine gewonnen und damit Platz eins in der Tabelle übernommen. Siegtorschütze war Lenny Boos, das erste DEB-Tor erzielte Elias Pul.
  • vor 2 Tagen
  • Frank Fischöder wird neuer Sportlicher Leiter der Iserlohn Young Roosters. Der ehemalige DEL-Trainer war in dieser Saison Coach von Oberliga-Club Leipzig. Der 52-Jährige tritt den neu geschaffenen Posten im Iserlohner Nachwuchs am 1. Mai an.
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