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Nichts ist kanadischer als Eishockey unter freiem Himmel bei -10,8 Grad. Die NHL wusste das, als sie für den vergangenen Samstag das 23. Spiel in der Geschichte der Stadium Series ansetzte. Es war das Spiel zur Feier des 100. Geburtstags, denn am 19. Dezember 1917 fanden die ersten Spiele der damals neu gegründeten Liga statt. 100 Jahre später besiegten die Ottawa Senators die Montreal Canadiens vor 33.959 Zuschauern im ausverkauften Lansdowne Park mit 3:0.
Aufgrund der Kälte trugen die Spieler Sturmhauben und Eye Black (schwarze Farbe unter den Augen als Blendschutz) und dick eingemummte Fans standen in langen Schlangen an den Eingängen. Bryan Adams trat im zweiten Drittel auf einer Bühne in Form eines riesigen NHL-Logos auf.
Jean-Gabriel Pageau erzielte spät im zweiten Drittel das entscheidende Tor, als er einen Schuss von Erik Karlsson abfälschte. Der schwedische Defender kam mit 32:55 Minuten Eiszeit auf einen Rekord in Freiluftspielen. Außerdem trafen Bobby Ryan und Nate Thompson, Goalie Craig Anderson gelangen 28 Saves. "Es wurde jedes Drittel kälter", sagte Ryan. "Aber das war es wert - jede Sekunde."
Beide Coaches sind für Defensiveishockey bekannt. Die Teams spielten auf dem aufgrund der viel niedrigeren Temperaturen deutlich härteren Eis sehr vorsichtig. "Wir haben kein starkes Spiel gemacht, sowas fühlt sich nie gut an", sagte Montreals Kapitän Max Pacioretty. Habs-Legende Guy Lafleur und der ehemalige Senators-Kapitän Daniel Alfredsson führten das symbolische Eröffnungsbully aus, auch Kanadas Premierminister Justin Trudeau war unter den Zuschauern. Mario Lemieux wurde für den von den Fans in den vergangenen Wochen gewählten "greatest moment" der NHL-Historie ausgezeichnet. Die Fans hatten sich für seine fünf Tore auf fünf verschiedene Arten im Spiel gegen die New Jersey Devils 1988 entschieden. Er stach damit auch Wayne Gretzky aus.
Ottawas Verteidiger Dion Phaneuf wurde nostalgisch. 2014 noch führ- te er die Toronto Maple Leafs beim bisher zuschauerträchtigsten Freiluftspiel vor 105.491 Fans im Michigan Stadium in Ann Arbor gegen die Detroit Red Wings auf das Eis. "Ich weiß noch, als ich damals zum Warm-up aufs Eis ging. Mir sind die Schneeflocken ins Gesicht geweht. Ich wuchs in Edmonton auf, hatte meine ganze Kindheit über eine Eisbahn im Garten. Mein Vater hat die immer für mich gebaut. Das hat Kindheitserinnerungen zurückgebracht."
Doch es war nicht alles positiv an diesem Wochenende: Karlsson sorgte für Diskussionen, als er sagte, er würde für seinen nächsten Vertrag (sein aktueller läuft 2019 aus) nur das ganz große Geld akzeptieren. Dazu sorgten die Worte von Eigner Eugene Melnyk für Spekulationen, dass das Team umziehen könnte.
An diesem 19. Dezember vor 100 Jahren schlugen die Canadiens die damaligen Senators (spielten bis 1934 in der Stadt, die neuen Senators wurden 1992 gegründet) vor 6.000 Fans mit 7:4. 100 Jahre später ist vieles anders: Die Gehälter sind höher, die Zuschauer mehr, das Spiel schneller. Aber die Liebe zum Sport ist in Kanada gleichgeblieben.
Lucas Aykroyd