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Kanada schrieb in der vergangenen Woche Geschichte. Als erst zweites Land der Erde nach Uruguay hat es Cannabis für legal erklärt. Erwachsenen ist es nun erlaubt, bis zu 30 Gramm Marihuana zu kaufen bzw. bei sich zu tragen. Auch der Konsum ist erlaubt - allerdings nur Volljährigen. In Kanada erlangt man je nach Provinz oder Territorium die Volljährigkeit mit 18 oder 19 Jahren.
Schon im Jahr 2001 wurde die Verwendung als Arzneimittel erlaubt. Zwei Gesetzentwürfe, den Besitz von geringen Mengen (unter 15 Gramm) zu entkriminalisieren, gingen 2003 und 2004 nicht durch das Parlament. Eine geänderte Meinung im Land und der Regierungswechsel 2015 - die Liberal Party erhielt die absolute Mehrheit, Justin Trudeau löste Stephen Harper als Premierminister ab - brachten die Legalisierung von Cannabis drei Jahre später mit sich.
Das neue Gesetz bringt auch die Frage mit sich, welche Auswirkungen es auf die NHL-Spieler hat. In Kanada lebende Akteure können Cannabis-Produkte nun legal kaufen und besitzen, doch es ist unwahrscheinlich - gerade kurzfristig gesehen - dass sie dies öffentlich tun werden.
Von den vier großen Sportarten in Amerika lässt die NHL das größte "laissez faire" walten, wenn es um Cannabis geht. Zwar werden die Spieler darauf untersucht, ein positiver Test bedeutet jedoch nicht automatisch sofort eine Sperre. Commissioner Gary Bettman sagte jüngst, die aktuelle Politik werde beibehalten, falls nötig wolle man jedoch auch Änderungen diskutieren. Während also die Liga durchaus lasch mit dem Thema umgeht, haben die meisten Liga-Offiziellen einen schärferen Blick darauf. Weitläufige Meinung: Es öffnet die Tür zu härteren Drogen.
Allerdings geht dies nicht konform mit der Meinung vieler aktueller oder ehemaliger NHL-Spieler. Der ehemalige Enforcer Riley Cote (42, Profi von 2002 bis 2010) gab jüngst zu, dass er Cannabis während seiner aktiven Zeit als Alternative zu Schmerzmittel eingenommen habe. Er ging sogar so weit zu sagen, dass mehr als die Hälfte der Spieler es während dieser Zeit ihm nachtaten. Auch der heutige Superstar Connor McDavid äußerte sich positiv - auch wenn er nicht zugab, ob er selber zu Cannabis greift: "Man wäre ja dumm, sich das nicht einfach mal anzusehen", meinte er. "Wenn du Schmerzen hast, willst du nicht sofort immer Schmerzmittel nehmen, wenn es auch andere Sachen gibt."
Trotz der Legalisierung in Kanada, bleibt Cannabis in den USA (außer in neun Staaten) und den meisten europäischen Ländern illegal. Kaum ein Spieler dürfte rechtliche oder Visum-Probleme riskieren wollen, die vom Cannabis-Besitz herrühren. Gleiches gilt für solche, die an internationalen Turnieren teilnehme wollen und nicht mit der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) in Konflikt geraten wollen. Cannabis gilt offiziell als Doping.
Es wäre naiv zu glauben, dass NHL-Spieler kein Cannabis konsumieren - sowohl aus medizinischen Gründen wie auch in ihrer Freizeit. Aber solange es weder in den USA noch in Europa legalisiert ist, werden die meisten ihren Konsum weiter geheim halten.
Lyle Richardson/Kanada