Austausch von Nettigkeiten: David Wolf (rotes Trikot) und der russische Kapitän Nikolai Prokhorkin.
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Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hat am Donnerstagabend zum Auftakt des Deutschland Cups 2018 in Krefeld eine knappe 3:4 (0:1, 3:1, 0:1, 0:1)-Niederlage nach Verlängerung gegen Titelverteidiger Russland hinnehmen müssen. In einer unterhaltsamen Partie zeigte die DEB-Auswahl dabei allerdings eine über weite Strecken ansprechende Leistung, auf der sie für die weiteren Turnierspiele gegen die Schweiz (Samstag, 13.30 Uhr) sowie die Slowakei (Sonntag, 14.30 Uhr) aufbauen kann.
Vor 4.180 Zuschauern im Königpalast spielte das deutsche Team, das mit den drei Debütanten Lean Bergmann, Phil Hungerecker und Fabio Pfohl im Angriff sowie Mathias Niederberger zwischen den Pfosten antrat, gegen eine keineswegs schwache russische B-Auswahl ein ordentliches erstes Drittel. Die Mannschaft des scheidenden Bundestrainers Marco Sturm hielt physisch gut dagegen, ließ defensiv nicht viele zwingende russische Torchancen zu und setzte auch selbst immer wieder Offensivakzente. Nach temporeichen ersten 20 Minuten führte nichtsdestotrotz die Sbornaja durch einen Treffer von Defender Nikolai Demidov, der einen hervorragend ausgespielten Unterzahlkonter abschloss (17.), mit 1:0.
Im zweiten deutschen Powerplay der Partie klingelte es dann allerdings auf der anderen Seite: Erst 53 Sekunden waren im zweiten Drittel gespielt, als Leo Pföderl den Rebound nach einem satten Direktschuss von Matthias Plachta zum 1:1 verwertete. Russland reagierte auf diesen Gegentreffer jedoch mit einer Druckphase in der deutschen Zone und ging folgerichtig keine drei Minuten später durch einen Schuss ins kurze Eck von Dmitry Yudin wieder in Führung.
Und dann wurde es kurios, war das erneute deutsche Ausgleichstor doch eine nahezu identische Kopie des ersten deutschen Treffers: Wieder war die DEB-Auswahl in Überzahl, wieder feuerte Plachta eine Direktabnahme ab, und wieder staubte Pföderl ab (29.). Der einzige Unterschied: Diesmal sprang die Scheibe nicht vom russischen Goalie Igor Bobkov, sondern von der Bande vor Pföderls Schläger.
In der Folge blieb der mittlere Abschnitt ein attraktiver, offener Schlagabtausch zweier spielerisch überzeugender Mannschaften. Beide Teams kamen immer wieder zu guten Torgelegenheiten, doch ein weiterer Treffer sollte vor der zweiten Pausensirene nur noch den Gastgebern gelingen: Frank Mauer eroberte den Puck an der eigenen blauen Linie, lief mit seiner Schnelligkeit allen Gegenspielern davon und verwandelte seinen Alleingang 22 Sekunden vor Drittelende zum 3:2.
Offenbar angestachelt von der erstmaligen Führung der Hausherren schaltete Russland im dritten Drittel allerdings noch einen Gang höher. Der gut aufgelegte Niederberger im deutschen Tor stand nun immer wieder im Mittelpunkt, war in der 51. Spielminute gegen den platzierten und womöglich noch leicht abgefälschten Handgelenkschuss von Andrei Chibisov allerdings machtlos. Dieses 3:3, das ausgerechnet in eine Phase deutscher Entlastung hinein fiel, aber nichtsdestotrotz verdient war, sollte bis zum Ende der regulären Spielzeit Bestand haben, sodass die Partie in die Verlängerung ging.
Und in dieser dauerte es schließlich nur 22 Sekunden bis zur Entscheidung: Nach einer guten Abeltshauser-Chance für Deutschland bediente Andrei Svetlakov im unmittelbaren Gegenzug mustergültig Artyom Zemchyonok, und der aufgerückte Verteidiger behielt alleine vor Niederberger die Nerven und erzielte den 4:3-Siegtreffer für die russische Mannschaft, in der Chibisov zum besten Spieler der Partie gekürt wurde. Bei der DEB-Auswahl ging diese Auszeichnung an Doppeltorschütze Pföderl.
Stefan Wasmer