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Freitag, 8. März 2019

„Sehr bequem Material vom Server der Telekom abrufbar“ ARD und ZDF hatten offenbar Interesse, die WM 2018 zu zeigen: Rechtesituation und Möglichkeiten von Eishockeyübertragungen im TV

Foto: City-Press

In Schönheide war man begeistert. Regionalligaeishockey im MDR, wenn auch nur im Livestream. Eine derartige Aufmerksamkeit gab es für das Eishockey in der 5.000-Einwohner-Gemeinde im Erzgebirge noch nie. Im Rahmen der Initiative Fans im Osten - Livestream: Wir kommen zu Euch!" berichtete der Sender am 23. Februar live vom Verzahnungsrundenspiel gegen Chemnitz. Schon Mitte Januar war der MDR bei der Begegnung zwischen Bad Muskau und Niesky in der Weißwasseraner Arena zu Gast gewesen.

---> Lesen Sie in der kommenden Woche in Eishockey NEWS: Ein Interview mit ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann und die ersten Gespräche zwischen der Liga und den Öffentlich-Rechtlichen Sendern. Ab 12. März am Kiosk, ab 11. März in der App.

Beide Partien lockten nicht nur mehr Fans als sonst in die Stadien, sondern brachten den Clubs auch jede Menge PR. Wir hatten Medientermine, wir waren beim Radio eingeladen, die Presse vor Ort und überregional hat über uns berichtet - Wahnsinn", sagte Alexander Porges, Bad Muskaus Sportlicher Leiter, damals dem MDR. Die Partien begleiteten nicht nur die Vereine aktiv über ihre Sozialen Medien, auch der MDR machte im Vorfeld mit Kurzberichten beider Spieler Werbung. "Uns hat es Spaß gemacht und wir hätten nichts gegen eine Wiederholung", schrieben die Schönheider in einer Meldung.

Solche Begeisterung über die Fernsehübertragungen in den öffentlich-rechtlichen Sendern gibt es derzeit oft nur regional. Seit Moritz Müller am 14. Januar in den Sozialen Medien über die Nichtbeachtung des Winter Games wetterte, diskutiert Eishockey-Deutschland über das Thema. "Ich weiß, dass ich, seitdem ich in Deutschland in der Ersten Liga Eishockey spiele, keine großen Berührungspunkte zu ARD, ZDF oder WDR hatte - abgesehen vom Gewinn der Silbermedaille oder der Ehrung als Mannschaft des Jahres", sagte Müller Mitte Januar im Interview mit Eishockey NEWS. "Irgendwie wächst man als Spieler auf und akzeptiert, dass 90 Prozent Fußball ist und der Rest mit Skispringen, Bob, Biathlon aufgefüllt wird."

Telekom, SPORT1 und DAZN

In Deutschland sind die Sendezeiten und Übertragungswege für Eishockey klar verteilt. Seit 2016 hat die Deutsche Telekom die Rechte, übernahm sie vom österreichischen Sender ServusTV, der zum Red-Bull-Konzern gehört. Seither sind alle Partien der Liga (bis zu 419 pro Saison) in voller Länge über Mobilfunk, Smart TVs und Streamingdienste zu sehen - ein Meilenstein für die DEL, die damit ein ähnliches Angebot geschaffen hat, wie es die NHL mit ihrem NHLTV (früher NHL Gamecenter) schon über Jahre anbietet. Die Option, bis Ende der Saison 2023/24 zu verlängern, zog die Telekom im Dezember 2018, also bereits nach nur etwas mehr als zwei Jahren.

SPORT1 ist seit 2016 Free-TV-Partner und zeigt in der Regel pro Woche ein Live-Spiel aus der DEL, größtenteils am Sonntag. Insgesamt überträgt SPORT1 pro Saison mindestens 40 DEL-Spiele im Free-TV, darunter auch die Playoffs (bis zu 21 Spiele). Vergangene Saison allerdings kam ein Vertragsdetail von Telekom und SPORT1 erstmals zum Tragen: Ab Spiel 5 der Finalserie liegen die Rechte ausschließlich bei der Telekom. Die Meister-Entscheidung zwischen München und Berlin war ausschließlich in den Telekomangeboten zu sehen. Dies kann auch 2019 passieren wie der Sender auf Nachfrage von Eishockey NEWS bestätigte.

Darüber hinaus hat sich die Telekom auch noch die Rechte an ausgewählten Spielen der Nationalmannschaft gesichert, der zur Perform Group gehörende Streamingdienstleister DAZN Rechte an der NHL, der CHL und der Eishockey-WM, DAZN hat von SPORT1 eine Sublizenz erhalten und kann so die WM abbilden.

ARD und ZDF wollten WM-Spiele übertragen

Nach Informationen von Eishockey NEWS bekundeten ZDF und ARD auch Interesse an der WM 2018, konnten sich aber mit SPORT1 nicht über eine Sublizenz einigen. "Ich bitte um Verständnis, dass wir uns zu möglichen Vertragsgesprächen mit anderen TV-Sendern nicht äußern", sagte Martin Rösch, PR-Manager Kommunikation bei SPORT1, auf Nachfrage von Eishockey NEWS. Auch ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann schrieb: "Zu Rechteverhandlungen äußere ich mich nicht."

Wie aber könnte nun der Forderung Moritz Müllers und weiterer DEL-Spieler Rechnung getragen werden und Spiele in die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender gebracht werden? "Die Öffentlich-Rechtlichen sind über die SportA (Sportrechte-Agentur der deutschen öffentlich-rechtlichen ARD und des ZDF, Anm. d. Aut.) Sublizenznehmer bei der Telekom und können nach Spielende für die Nachberichterstattung in allen Sendungen Spielbilder von allen DEL Spielen abrufen", erklärt Telekom-Sprecher Stefan Thelen die Rechtelage. "Die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender können eigene Signalwege bestellen oder sehr bequem das Material über den Videoserver der Telekom abrufen. Technische Kosten sind Selbstkosten und richten sich nach den gewünschten Signalen und Bereitstellungswegen und fallen bei den Dienstleistern der Sendeabwicklung an." Die DEL-Clubs können dagegen selbst nicht aktiv werden und die Bilder anbieten. Thelen: "Die Telekom ist Rechteinhaber und kann Sublizenzen vergeben. Die öffentlich-rechtlichen Sender und auch einige regionale TV-Sender haben Sublizenzen."

Kosten für die Bereitstellung von Material hänge laut Thelen davon ab, ob sie durch Sublizenznehmer oder frei angefragt werden. "Anfragen von Redaktionen, die nicht Sublizenznehmer sind, werden je nach gewünschter Länge und Einsatzzweck bewertet. Die Aufnahmen werden dann inklusive Handling für Materialsuche, Schneiden und technischer Bereitstellung zu marktüblichen Preisen bereitgestellt."

Tripcke fordert stärkere Social-Media-Nutzung

DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke sieht auch noch andere Verbreitungswege als das lineare Fernsehen: "Die von der Telekom produzierten Bilder müssen noch stärker für Social Media und damit der nächsten Generation Eishockeyfans zugänglich gemacht werden." Tripcke nennt als Beispiel die Facebook-Liveübertragung des DEL Winter Games in sieben Ländern, die 300.000 Menschen erreichte - die meisten davon in Kanada.

Was gepostet werden kann, ist in den Verträgen mit der Telekom klar geregelt: Über die Clubhomepages könnten die Zusammenfassungen der Spielberichte ab 8 Uhr des Folgetages frei eingestellt werden. Für die Social-Media-Kanäle gibt es umfangreiche Einbindungsmöglichkeiten sowohl für die Clubs als auch für die Ligen. "Diese Möglichkeiten haben wir in Abstimmung mit der DEL in der Vergangenheit auch immer wieder erweitert", sagt Thelen. So könnten die Clubs die ersten drei Minuten des Spiels live auf ihren Plattformen streamen und zusätzlich in den ersten beiden Dritteln Highlights zeigen (mit kurzer Zeitverzögerung). Außerdem wären Sequenzen mit Highlights nach Spielende möglich. Der Zugang über den zentralen Telekom-Videoserver sei sehr einfach, betont Thelen. "Manche nutzen es intensiv, andere weniger."

Michael Bauer und Torsten Weiß


Kurznachrichtenticker

  • vor 9 Stunden
  • Mit André Schrader, Tim Heffner und Andreas Hofer werden ein DEB-Schiedsrichter und zwei DEB-Linienrichter bei der Weltmeisterschaft der Top Division in Prag und Ostrava/Tschechien (10.-26. Mai 2024) mit dabei sein.
  • gestern
  • Der 20-jährige Verteidiger Alexander Schmidt hat seinen Vertrag bei den Eispiraten Crimmitschau um ein Jahr verlängert. Dies gab der Club aus der DEL2 am Montag bekannt.
  • gestern
  • Der 21-jährige Torhüter Leon-Niklas Jessler (zwei Einsätze für den EV Duisburg) wird das Team aus der Oberliga Nord wieder verlassen.
  • vor 2 Tagen
  • In der Finalserie der U17-Meisterrunde setzten sich die Jungadler Mannheim mit 3:1 gegen die Kölner Junghaie durch. Spiel 4 am Sonntag gewann der Mannheimer Nachwuchs souverän mit 5:1 und krönte sich mit dem Auswärtssieg zum neuen deutschen U17-Meister.
  • vor 4 Tagen
  • Die Dresdner Eislöwen (DEL2) und TecArt Black Dragons Erfurt (OL Nord) werden künftig nicht mehr kooperieren. Die Vereinbarung zwischen beiden Clubs wird nicht verlängert, da Dresden wegen der angestrebten Verkleinerung des Kaders nicht mehr zwingend einen Partner benötigt.
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