Das Outfit eines DEL-Schiedsrichters.
Foto: City-Press
Mitunter wird im deutschen Eishockey gejammert, weil im Fußball viel mehr Geld im Spiel ist, die Sponsoren Schlange stehen, alles viel professioneller abläuft und die Medienpräsenz um ein Vielfaches höher ist. Das trifft übrigens auch auf das Thema Schiedsrichter zu. Woche für Woche werden in diversen Expertenrunden strittige Szenen analysiert und Fehler der Herren Unparteiischen gnadenlos offengelegt.
So gesehen kann sich der Eishockeysport geradezu glücklich schätzen, denn hier dürfen ja bekanntlich weder Trainer oder Manager noch Gesellschafter etwas über die "Leistungen" der Referees sagen. Die Meinung der Fans interessiert die Funktionäre ja ohnehin kaum und wir Journalisten haben bekanntlich in den Augen vieler Insider ohnehin keine Ahnung. Und wenn Kritik geübt wird, ist man schnell als "Bösewicht" abgestempelt.
Gerade in den Playoffs, wenn die Emotionen hochschwappen und auch so mancher Experte gerne von der "geilsten" Zeit des Eishockeyjahres spricht, rücken nun aber die Schiedsrichter verstärkt in den Fokus. Vor allem dann, wenn krasse Fehlentscheidungen die Volksseele zum Kochen bringen. Die Zwei-Minuten-Strafe, die das Duo Schukies/Koharski am vergangenen Mittwoch in Spiel eins der ersten Playoff-Runde zwischen Straubing und Berlin nach dem Bandencheck von Jonas Müller an Vladislav Filin verhängt hat, mag hier als eines von mehreren Beispielen dienen. Filin erlitt bei der Attacke einen Kreuzbandriss im Knie und eine Gehirnerschütterung - aber das nur nebenbei.
Es geht hier übrigens nicht darum, einen "Kleinen" der Liga zu verteidigen oder irgendwelche Verschwörungstheorien zu bedienen, sondern es geht einzig und allein um das viel zitierte Fairplay innerhalb der Liga. Es ist unstrittig, dass die Attacke von Müller an Filin mit einer großen Strafe hätte geahndet werden müssen. Jetzt kann man natürlich sagen, Fehler sind menschlich. Was die Sache aber noch schlimmer macht, ist diese Arroganz seitens der DEL in der Nachbetrachtung des Falles. Was wäre dabei, wenn sich die Verantwortlichen im Bereich Schiedsrichterwesen hinstellen und offensichtliche Fehler ihrer Referees eingestehen würden. Aber halt: Das geht ja gar nicht, sonst müsste ja die DEL ihre Angestellten kritisieren - und das ist bekanntlich verboten ...
Wolfgang Karl
(Chefredakteur)
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