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Dienstag, 3. Dezember 2019

Aktuelles DEL2-Interview "Nicht nur einmal hatten wir ein Mentalitätsproblem" – Frankfurts Cheftrainer Matti Tiilikainen

Ziemlich häufig in dieser Saison musste Löwen-Cheftrainer Matti Tiilikainen mit seinem Team hart in die Analyse gehen.
Foto: Hübner

Die Löwen Frankfurt befinden sich in der DEL2 in einer schwierigen Situation. Sportlich hinken die Hessen den eigenen Ansprüchen hinterher und vom Verletzungspech sind sie ebenfalls geplagt. Gleich sieben Spieler gilt es aktuell zu ersetzen. Unruhe herrscht zudem, weil bereits klar ist, dass Cheftrainer Matti Tiilikainen am Saisonende die Löwen Frankfurt verlassen wird. Nach der blamablen 7:10-Pleite in Bayreuth bewiesen die Löwen zwei Tage später immerhin Moral und erkämpften sich einen 3:1-Heimsieg gegen Freiburg. Erleichtert über den Erfolg sprach der Frankfurter Trainer nach der Partie mit NEWS-Mitarbeiter Frank Gantert. 

Herr Tiilikainen, wie gut fühlt sich der Heimsieg vom Sonntag an?
Mattii Tiilikainen: „Wir haben eine gute Reaktion nach der Niederlage vom Freitag gezeigt. Unsere Mentalität hat gestimmt. Meine Spieler haben gekämpft und sich in viele Schüsse geworfen. Nach einem schwachen November sind wir nun mit einem Sieg in den Dezember gestartet. Darauf wollen wir aufbauen, auch wenn wir wissen, dass wir personell arg dezimiert sind.“

Sie sprechen es an, aktuell fehlen den Löwen sieben Spieler. Zudem gehen drei Spieler nach dem kommenden Wochenende zur U20-Nationalmannschaft. Die wenigen verbliebenen werden auf dem Zahnfleisch gehen…
Tiilikainen: „Wir haben einen Kabinen-Schwur, nämlich, dass wir uns nicht beklagen aufgrund der personellen Situation. Leider wird kurzfristig auch nur ein Spieler, nämlich Adam Mitchell, zurückerwartet. Für das Winter-Derby könnten uns Spieler vom Kooperationspartner aus Krefeld helfen. Aber klar, personell sind wir arg dezimiert.“

24 Spiele sind absolviert – also fast die Hälfte der Hauptrunde. Warum hinken die Löwen den eigenen Erwartungen so hinterher?
Tiilikainen: „Zum einen muss man sagen, dass die DEL2 im Vergleich zur letzten Saison viel besser geworden ist. Viele Teams haben aufgerüstet und spielen gut mit. Das macht es für uns ein Stück weit komplizierter. Auf der anderen Seite ist aber auch klar, dass wir doch einige Aussetzer hatten. Nicht nur einmal hatten wir ein Mentalitätsproblem. Wir bekommen manchmal zu einfach Gegentore und agieren in den Zweikämpfen zu passiv. Das müssen wir verbessern und daran arbeiten wir täglich. Genauso wie an unseren Special Teams.“

Können Sie verstehen, dass die Fans sauer sind – erstrecht nach so einem Debakel wie in Bayreuth?
Tiilikainen: „Natürlich. Was glauben Sie, wie sauer ich war. Aber ich bin der Trainer dieser Mannschaft und meine Aufgabe ist es, dass wir unsere Ziele erreichen. Wir haben das Spiel in Bayreuth noch in derselben Nacht analysiert und haben gegen Freiburg eine andere Einstellung gezeigt. So muss es weitergehen. Wir sind in einer schwierigen Phase, keine Frage. In dieser Phase gilt es aber, die Ruhe zu bewahren und keine Panik zu verbreiten. Wir müssen positiv bleiben und auf dem aufbauen, was gut funktioniert. Zum Beispiel beim Spiel fünf gegen fünf sehe ich erhebliche Fortschritte. Auch einzelne Spieler kommen besser in Form.“

Wie hat die Analyse am Freitag ausgesehen?
Tiilikainen: „Die Mannschaft hat sich im Bus untereinander unterhalten. Das war ganz wichtig. Es kamen einige Punkte auf den Tisch und gerade unsere Führungsspieler haben das Wort ergriffen. Das hat nach Adam Mitchells Verletzung ein wenig gefehlt. Am Freitag haben aber Eddi Lewandowski, Dominik Meisinger, Martin Buchwieser, dessen Formkurve nach oben zeigt, und Steven Delisle deutliche Worte gefunden. Ich wünsche mir, dass gerade die genannten Jungs das Thema Mentalität auch im Spiel von Spielern einfordern, bei denen es vielleicht gerade nicht so läuft. Wir Trainer haben dieses Thema lange und breit angesprochen. Es muss auch mal aus der Mannschaft herauskommen, dass einem eine Ansage gemacht wird. Das nennt man dann Team-Leadership.“

Kommen wir zu Ihnen persönlich. Ungewöhnlich früh ist bekannt geworden, dass Sie die Löwen verlassen werden. Wie kam die Entscheidung in der Kabine an?
Tiilikainen: „Das Team hat es neutral aufgenommen. Ich habe kein Problem damit, dass jetzt schon klar ist, was in Zukunft passiert. Es ist vielleicht ganz gut so, weil es keine Spekulation mehr um meine Person geben wird.“

Es wirkt manchmal so, als seien Sie eiskalt. Sie zeigen wenig Emotionen an der Bank. Der Druck bei den Löwen Frankfurt ist groß. Wie sieht es in Matti Tiilikainen im Inneren aus und können Sie ausschließen, die Löwen vorzeitig zu verlassen?
Tiilikainen: „Ich habe es schon einmal gesagt. Es macht keinen Sinn, in Panik zu verfallen und auf der Bank rumzuschreien. Aber glauben Sie mir, dass auch dies schon vorgekommen ist. Zum Thema Rücktritt kann ich ganz klar sagen, dass ich keiner bin, der jemals aufgeben wird. Ich werde bis zum letzten Tag für die Löwen alles geben. Etwas Anderes ist unvorstellbar.“

Am Freitag spielen Sie wieder auswärts. Die Bilanz in der Fremde ist gruselig. Nur zwei Siege nach regulärer Spielzeit. Wie schaffen Sie es, diese Bilanz aufzubessern?
Tiilikainen: „Da sind wir wieder beim Thema Mentalität. Gerade auswärts geht es darum, Schüsse zu blocken und einfach zu spielen. Zu einem Auswärtssieg gehört viel Arbeit. Daher fordere ich vom Team, dass es die Leistung aus den Heimspielen auch in der Fremde bringt. Dann werden wir auch ganz sicher Auswärtssiege einfahren.“

Interview: Frank Gantert


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