Torontos Ex-Trainer Mike Babcock sieht sich nun auch heftigen Vorwürfen seines Ex-Stürmers Johan Franzén ausgesetzt.
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UPDATE: Die Enthüllungen von Gewalt – verbaler und körperlicher Art – durch Trainer gegen Spieler in der NHL zogen in den letzten Tagen immer weitere Kreise. Nach einem Treffen mit der Liga am Dienstag gab sich Akim Aliu, Kanadier nigerianischer Herkunft, der mit seinen Äußerungen über Bill Peters die Diskussion über Gewalt und Rassismus unter NHL-Coaches lostrat, positiv: „Ich will allen für die Unterstützung danken, das bedeutet mir wirklich sehr viel. Es war eine harte Woche, aber ich hatte gute Gespräche mit Gary Bettman und Bill Daly. Ich denke, es wird große Veränderungen geben. Und das ist längst überfällig.“
Laut TSN-Reporter Frank Seravalli ging es in dem einstündigen Treffen zwischen Liga und Akim Aliu unter anderem darum, die Kultur des Todschweigens von Vorfällen zu beenden. Außerdem wurde überlegt, wie man Spieler besser vor Vergeltungsmaßnahmen durch die Club-Verantwortlichen schützen sowie mehr Vielfalt und Einbindung aller Akteure auf dem Eis etablieren kann.
Am Montag mussten sich auch die Chicago Blackhawks dem Druck der Öffentlichkeit beugen und beurlaubten ihren Assistenten Marc Crawford. Der muss sich besonders körperlichen Anschuldigungen erwehren. So erzählte Ex-Spieler Sean Avery der New York Post vor kurzem, dass Crawford ihn nach einer Strafe wegen zu vielen Spielern auf dem Eis im Trikot der LA Kings 2006/07 mit dem Fuß trat.
Und auch der ehemalige Verteidiger Brent Sopel (42) äußerte heftige Vorwürfe gegen Crawford – bereits in einem Pdcast vor über einem Jahr. „Er trat mich, er würgte mich und er riss mich hinten am Trikot zurück.“ Sopel spielte in Vancouver unter Crawford und sagte über diese Zeit: „Es war eine Art Hassliebe. Wir sagten öfter ‚F* you“ auf der Bank und in der Kabine als ich es sonst jemals irgendwo gehört habe.“
Ausgepackt hat auch der ehemalige Red-Wings-Stürmer Johan Franzén, der Detroit 2008 mit 13 Playoff-Treffern zum Stanley-Cup-Titel schoss. Gegenüber der schwedischen Zeitung Expressen gab Franzén zu, dass die Zeit unter Trainer Mike Babcock (2005 - 2015 in Detroit) ihn noch heute verfolgen würde. „Er sagte schreckliche Dinge. Die Albträume davon kamen immer wieder zurück. Es waren seine verbalen Attacken, die sich Tag für Tag in meinem Kopf abspielten.“
Ein Vorfall aus den Playoffs 2012 brachte den inzwischen 39-jährigen Schweden sogar dazu, professionelle Hilfe zu suchen. Und der Schwede, der bereits 2016 sein letztes Spiel für Detroit bestritt, kam nach eigenen Angaben erst 2018 über die Vorfälle hinweg. Und auch wenn Franzén seinen Ex-Coach Babcock als einen extrem guten Trainer bezeichnet, so wird er gegenüber dem Menschen Mike Babcock als Person sehr deutlich: „Er ist eine schreckliche Person, die schlimmste, der ich je begegnet bin. Er ist ein Tyrann, der Menschen gerne angreift.“
Sebastian Groß