Bundestrainer Toni Söderholm schaut derzeit besorgt auf die europäische Konkurrenz.
Foto: imago images / Pius Koller
Im Rahmen des DEB-Lehrgangs der Perspektivauswahl für Olympia 2022 in Peking gaben am Dienstagmittag DEB-Sportdirektor Stefan Schaidnagel und Bundestrainer Toni Söderholm einen Einblick in die aktuelle Lage der Nationalmannschaft – und nahmen zu den aktuellen Themen in Eishockey-Deutschland Stellung; auch zu einer möglichen Absage der kompletten kommenden Saison in der PENNY DEL. "Es wäre für die Spieler katastrophal und eine sehr schwierige Situation für die Nationalmannschaft", sagte Söderholm auf die Frage, wie sich ein möglicher Ausfall der kommenden Spielzeit auf das Nationalteam auswirken würde. Der Blick über den Tellerrand gefällt dem finnischen Bundestrainer derzeit keineswegs: "Der Punkt, der mich am meisten stört, ist genau der: Alle anderen Länder spielen schon oder bereiten sich auf die neue Saison zumindest vor."
Besonders für die Entwicklung der Nationalspieler ist die lange Zwangspause derzeit ein Problem, so der Bundestrainer: "Als Spieler musst du ein Ziel und eine Richtung haben – und das fehlt nun etwas. Es ist nicht leicht, sich da von Woche zu Woche zu motivieren." Einen Plan dafür, wie die Nationalmannschaft sich – im Falle eines kompletten Ausfalls der Saison auf die WM 2021 in Lettland vorbereiten wolle, gibt es derzeit aber noch nicht. "Wenn es so wäre, dass die DEL nicht spielt, was ich mir nicht vorstellen kann, dann müssten wir neue Pläne basteln. Das ist eine Überlegung, die man nicht machen will", so Söderholm, der erklärte, in so einem Fall zunächst einmal mit dem britischen Head Coach Peter Russell (EHC Freiburg) sprechen zu wollen, dem nach der EIHL-Absage genau dieses Szenario ereilt hat.
DEB-Sportdirektor Schaidnagel zeigte sich noch sehr optimistisch, was die kommende Saison in der PENNY DEL angeht: "Es ist eminent wichtig, dass du deine Top-Spieler in deiner Top-Liga auf dem Eis stehen hast. Die DEL hat das Zeichen gegeben, dass sie auf jeden Fall eine Saison spielt. Das ist den letzten Äußerungen zu entnehmen." Der Blick auf die anderen Nationen gefällt ihm derzeit aber auch nicht. "Wir haben in der Weltstandsanalyse im Moment einen Rückstand von knapp fünf bis sechs Monaten, weil die großen anderen Nationen zum Teil durchtrainiert haben und jetzt wieder in ihre Spielzeiten starten", so Schaidnagel.
Auch deshalb betonte er die Bedeutung der aktuellen Maßnahme mit dem Perspektivteam in Füssen: "Wir haben sehr heterogene Ausgangslagen bei den Vereinen, was Training und Betreuung der Spieler angeht. Es war wichtig, dass wir eine Maßnahme durchführen, die den Spielern zeigt, dass sie bei uns gut aufgehoben sind." Dass nicht die A-Nationalmannschaft, sondern lediglich die Perspektivauswahl zu einer Maßnahme zusammengetrommelt wurde, ist auch bereits Teil der detaillierten Trainingssteuerung, die Bundestrainer Söderholm und Sportdirektor Schaidnagel mit Blick auf die möglicherweise dicht gedrängten Spielpläne in den kommenden beiden Jahren im Auge behalten müssen. "Ich kann es ja nicht wirklich beeinflussen, wie eng der Spielplan wird", sagte Söderholm dazu, "aber wir müssen das im Auge behalten und die WM-Vorbereitung clever gestalten — für die Spieler und für uns. Das wird auch mit Blick auf die Saison 2021/22 und Olympia wichtig, weil die Pause im Sommer 2021 eine kurze sein wird."
Alles zur aktuellen Maßnahme, den Sorgen der DEB-Verantwortlichen rund ums deutsche Eishockey und die Hoffnungen in die neue Generation um Tim Stützle & Co. finden Sie in der kommenden Print-Ausgabe der Eishockey NEWS.
Sebastian Groß