Letztlich ließ sich die finnische Wand um Torhüter Jussi Olkinuora von den DEB-Cracks um Maximilan Kastner nur einmal überwinden.
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Ein großer Kampf ohne Happy End: Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft musste am Samstagabend in Riga eine 1:2-Niederlage im Halbfinale gegen Titelverteidiger Finnland einstecken. Nach zwei frühen Fehlern kämpfte das DEB-Team, das von Beginn bis zum Ende erneut eine kämpferische und läuferische Top-Leistung aufs Eis brachte, verbissen um den Ausgleich. Doch der wollte bis zur Schlusssirene – trotz bester Chancen – nicht fallen. Am Ende war die finnische Wand im Gehäuse des Teams Suomi, Jussi Olkinuora von Metallurg Magnitogorsk (KHL), nur einmal zu überwinden. Wie in der Vorrunde behielt Finnland mit 2:1 die Oberhand über die deutsche Mannschaft, als deren beste Turnierspieler nach der Partie Mathias Niederberger, Marcel Noebels und Korbinian Holzer geehrt wurden.
Im Vergleich zum Viertelfinalsieg über die Schweiz nahm Söderholm nur eine Veränderung an seiner Auswahl vor: Für Lean Bergmann rückte Frederik Tiffels in die vierte offensive Reihe der DEB-Mannschaft. Das deutsche Team startete stark und war anfangs die Mannschaft mit den besseren Gelegenheiten. Allen voran der bei dieser WM starke, aber im Abschluss noch meist glücklose Markus Eisenschmid verpasste es, die DEB-Auswahl früh in Führung zu bringen. Und so waren es die Finnen, deren erster gelungener Angriff nach knapp 14 Minuten gleich von Erfolg gekrönt war. IIro Pakarinen ließ mit seinem Schuss von halbrechts Niederberger im deutschen Tor schlecht aussehen. Und nachdem Moritz Seider eine Riesenchance auf den Ausgleich liegen gelassen hatte, schockte der Titelverteidiger das deutsche Team in der 19. Spielminute noch ein zweites Mal. Nach Fehlpass von Lukas Reichel in der eigenen Zone konnte Finnlands Kapitän Marko Anttila den völlig blanken Hannes Björninen bedienen – 2:0 für den Favoriten nach 20 Minuten.
„Die Tore waren richtig unnötig, aber wir waren auch gegen die Schweiz 0:2 hinten. So ein Spiel hat man nicht oft im Leben und wir werden uns jetzt richtig reinhauen“, so Dominik Kahuns Fazit und Kampfansage nach 20 für die DEB-Auswahl äußerst unglücklich verlaufenen Anfangsminuten. Zu Beginn des zweiten Abschnitts machten sich dann die Finnen daran, sich ihren Vorsprung zu verdienen. Mit druckvollem Eishockey schnürten sie die deutsche Mannschaft mehrfach in der Defensivzone fest und zwangen die DEB-Angreifer reihenweise zu wichtigen Block-Aktionen, auch beim ersten deutschen Unterzahlspiel der Partie. Nico Krämmer, Tom Kühnhackl & Co. opferten sich für das Team, bissen auf die Zähne und spielten natürlich weiter. Und so konnte Matthias Plachta im zweiten Powerplay der deutschen Mannschaft an diesem späten Nachmittag per Schlagschuss von der blauen Linie auf 1:2 stellen. Endlich war der finnische Hüne zwischen den Pfosten, Jussi Olkinuora, bezwungen.
Der Treffer gab der deutschen Mannschaft Aufwind, doch eine weitere Überzahlmöglichkeit blieb ungenutzt. So lag Finnland auch nach 40 Minuten in Front, doch die Führung des Weltmeisters von 2019 war zumindest halbiert. Vor dem Start ins Schlussdrittel sagte Torschütze Plachta: „Wir dürfen nicht überhastet agieren, wir bekommen genügend Chancen.“ Und Recht sollte er haben: Deutschland agierte im Schlussabschnitt von Beginn an druckvoll und hatte in Person von Jonas Müller und Maximilian Kastner früh Großchancen auf den Ausgleich. Eine Strafe gegen Korbinian Holzer nahm kurzzeitig Schwung aus dem deutschen Angriffswirbel, die DEB-Auswahl überstand die brenzlige Situation aber auch dank Torhüter Niederberger unbeschadet. In der Folge war es wieder das deutsche Team, dass sich mehrere gute Möglichkeiten auf den Ausgleich erarbeitete. Zweimal hatte Marcel Noebels, der Viertelfinal-Matchwinner gegen die Schweiz, das 2:2 auf dem Schläger. Einmal ging die Scheibe knapp vorbei, einmal rettete Olkinuora.
Und auch mit dem sechsten Feldspieler kamen die DEB-Jungs diesmal nicht zum Ausgleich. Eisenschmid verpasste am langen Eck einen abgefälschten Pass – und die Finnen ließen keine weitere Großchance mehr zu. Auch die Aufregung kurz vor dem Ende nach Strafen gegen beide Mannschaften konnte das deutsche Team nicht nutzen. Seiders versuchter Querpass in den Schlusssekunden wurde abgefangen und Finnland konnte ein letztes Mal entscheidend klären. Wie in der Vorrunde schon unterlag Söderholms Truppe dem Titelverteidiger denkbar knapp und spielt damit am Sonntagnachmittag (14:15 Uhr, live bei SPORT1) gegen die USA um Bronze. Am Sonntagabend um 19:15 Uhr deutscher Zeit kommt es zum WM-Enspiel zwischen Finnland und Kanada (ebenfalls live bei SPORT1).
"Wir waren definitiv auf Augenhöhe, wir hatten genug Chancen. Aber wenn man nicht eiskalt ist, dann machen die Finnen den Sack zu. Im Abschluss hat uns das Quäntchen Glück gefehlt", fasste Torschütze Plachta die unglückliche Halbfinalniederlage treffend zusammen.
Sebastian Groß