IIHF-Präsident Luc Tardif (68)
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Der russische Angriff auf die Ukraine beschäftigt auch die Welt des Sports. Zahlreiche Veranstaltungen sind als Reaktion auf die Geschehnisse bereits aus Russland abgezogen oder abgesagt worden, darunter das Endspiel der Fußball-Champions-League aus St. Petersburg und der Formel-1-Grand-Prix von Sochi. In den Fokus gerät somit auch der Terminkalender des Eishockey-Weltverbandes IIHF um Präsident Luc Tardif, wurden mit der A-Weltmeisterschaft (St. Petersburg) sowie der U20-WM (Novosibirsk und Omsk) doch gleich zwei Großevents des Jahres 2023 nach Russland vergeben.
Auf schriftliche Nachfragen von Eishockey NEWS zum Umgang mit der derzeitigen Situation reagierte die IIHF bis Sonntagabend nicht. Der Weltverband veröffentlichte am Freitag jedoch ein Statement auf seiner Webseite und kündigte ein Council-Meeting für den späten Montagnachmittag an. Man verurteile den Einsatz militärischer Gewalt und prüfe mögliche Konsequenzen für IIHF-Veranstaltungen. Der Weltverband vermied es in seiner Stellungnahme allerdings, Russland unmissverständlich als Aggressor zu benennen – was verständlicherweise Kritik hervorrief.
Das Internationale Olympische Komitee hat sämtliche Sportverbände dazu aufgefordert, keine Events in Russland und Belarus – der dortige Machthaber Alexander Lukashenko ist ein enger Verbündeter von Russlands Präsident Vladimir Putin – stattfinden zu lassen. Gleichzeitig geht es nicht nur um die Austragungsorte der IIHF-Veranstaltungen 2023, sondern auch um die Frage, ob russische Teams an den diesjährigen Turnieren in anderen Ländern teilnehmen dürfen – was aktuell kaum vorstellbar scheint. Schließlich zeichnete sich der Tenor des Council-Meetings bereits am Sonntag ab: Sowohl der Schweizer als auch der lettische Verband veröffentlichten Statements, in denen der Ausschluss von Russland und Belarus sowie ihrer Funktionäre aus der IIHF gefordert wird.
Die Swiss Ice Hockey Federation verlangt darüber hinaus explizit den Abzug der beiden Weltmeisterschaften 2023 aus Russland – und schreibt ähnlich wie die Letten von „weiteren Mitgliederverbänden“, welche die Forderungen unterstützen. Der Deutsche Eishockey-Bund erklärte auf Nachfrage unserer Zeitung am Sonntagabend, man wolle sich nicht zu der Initiative äußern. Gerüchten zufolge haben sich ihr jedoch zahlreiche nationale Verbände aus Europa sowie die Nordamerikaner angeschlossen. Weitreichende Sanktionen gegen das russische Eishockey im Rahmen des Council-Meetings gelten deshalb als wahrscheinlich.
Stefan Wasmer