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Donnerstag, 1. Dezember 2022

„Wir haben die Chance, Fans neu oder zurückzugewinnen“ Kölns Kapitän Moritz Müller vor dem DEL Winter Game über den Werbewert, eine Chance für die Liga und die Fußball-WM

Moritz Müller.

Foto: imago images/Revierfoto

Kölns Kapitän Moritz Müller ist Winter-Game-erfahren. Er weiß auch, dass das Event am Samstagnachmittag (Spielbeginn um 16.30 Uhr, Fußballarena Köln) im Hinblick auf Sichtbarkeit und Fans eine große Chance für das Eishockey ist. 2019 übte er schon einmal große Kritik.

Herr Müller, zwei Jahre gab es wegen Corona Zuschauerbeschränkungen. Welchen Stellenwert hat das Winter Game in diesem Zusammenhang für das Eishockey?
Moritz Müller: „Es hat die Möglichkeit, überregionale Strahlkraft zu erzeugen. Das ist ein Event, von dem ganz Eishockey-Deutschland Bescheid weiß, und es besteht die Chance, auch mal ein Publikum zu erreichen, das sich sonst vielleicht nicht mit Eishockey beschäftigt.“

Wichtige Werbung also vor dem Hintergrund, dass in der Liga auch Zuschauer fehlen?
Müller: „Das ist kein Problem, das nur das Eishockey betrifft. Es ist generell bei den Menschen Zurückhaltung zu spüren – nicht nur, weil die Energie teurer wird, sondern alles einfach mehr kostet. Auch aufgrund der Vielzahl der Spiele müssen sich die Fans überlegen, ob sie zu jedem Spiel hingehen können. Diese Sorge der Menschen kann ich wirklich nachvollziehen. Wir müssen aber unsere Hausaufgaben erledigen und versuchen, so viele Fans wie möglich ins Stadion zu bekommen und vielleicht welche von anderen Events abzuwerben.“

So ein Winter Game vor vielleicht fast 50.000 Zuschauern bietet eine ganz andere Atmosphäre als ein Spiel in der Arena – auch wenn Sie in Köln auch schon oft vor mehr als 18.000 Fans gespielt haben. Wie beeinflussen die Weite und das Stadion das Spiel an sich?
Müller: „Es ist schon anders. Alleine, die frische Luft und dass kein Dach da ist, ist ungewohnt. Aber der größte Unterschied ist die Sehgewohnheit. Hinter dem Plexiglas sind keine Fans, sondern erst mal gar nichts. Die Weite ist ein beeindruckendes Erlebnis – aber auch die Kulisse, wenn man aus dem Tunnel kommt.“

2019 waren beim Spiel gegen die DEG 47.000 Fans im Stadion, aber am meisten für Aufsehen sorgte Ihre Kritik am ZDF-Sportstudio danach, weil nicht darüber berichtet wurde. Danach haben Sie auch über Dinge gesprochen, die im Eishockey verbessert werden müssen. Was hat sich seither getan?
Müller: „Nach der Kritik bin ich vom WDR eingeladen worden, wir haben über meine und deren Sichtweise und das Thema an sich gesprochen. Danach wurden Zusammenfassungen beim ZDF ins Programm genommen. Wir haben hier in Nordrhein-Westfalen mehrere Erstligaclubs. Wenn ein Event groß genug ist, dass 50.000 Fans ins Stadion kommen, dann sollte das Spiel zumindest regional größere Beachtung finden.“

Was erhoffen Sie sich diesmal vom Spiel?
Müller: „Als Allererstes einen Sieg! Dann wünsche ich mir, dass die Leute sagen ‚Das war toll und hat Spaß gemacht‘, wenn sie aus dem Stadion gehen. Dass wir Leute, die vorher nicht im Stadion waren, oder vielleicht eine Karte geschenkt bekommen haben, begeistern können und diese dann vielleicht häufiger zu uns ins Stadion kommen.“

Eishockey im Fußballstadion – ausgerechnet zur bundesligafreien Zeit, aber während der WM. Welche Chancen bieten sich dem Eishockey?
Müller: „Das ist eine interessante Frage. Ich könnte mir vorstellen, dass sich deutlich mehr Leute die WM ansehen, als das ursprünglich gesagt haben. Insgesamt müssen wir uns vom Fußball ein bisschen entfernen. Ich werde oft gefragt, ob wir zu wenig verdienen. Im Vergleich zum Fußball sage ich, dass die einfach zu viel verdienen. Fußball wird mit seinen hohen Ablösesummen und jetzt mit dem Turnier in Katar immer verrückter! Wir als Eishockey dürfen die Fannähe nicht verlieren. Mit der Spielervereinigung SVE haben wir in Absprache mit den Fanbeauftragten einen Spielerleitfaden herausgebracht. Uns ist wichtig, auf dem Eis Fair Play zu haben, dass wir Respekt vor den Offiziellen und den Gegenspielern zeigen. Während der Fußball also immer verrückter wird, haben wir vielleicht die Chance, über unsere sportlichen Tugenden Fans zurück- oder neu zu gewinnen.“

Interview: Michael Bauer


Kurznachrichtenticker

  • vor 19 Stunden
  • Das deutsche U18-Nationalteam von Trainer André Rankel hat sein zweites Match bei der WM der Division IA in Dänemark gegen Ungarn mit 8:2 (2:1, 4:1, 2:0) gewonnen. Dustin Willhöft (zwei Tore, zwei Assists) und David Lewandowski (ein Treffer, drei Vorlagen) verzeichneten dabei jeweils vier Punkte.
  • gestern
  • NHL am Sonntag: St. Louis - Seattle 4:1 (Philipp Grubauer als Backup auf der Bank bei den Kraken), Vegas - Colorado 4:3 n.V., Chicago - Carolina 2:4 (Lukas Reichel mit einer Vorlage für die Blackhawks), Calgary - Arizona 6:5.
  • gestern
  • Bei der Frauen-WM in Utica (USA) hat sich Finnland die Bronzemedaille gesichert. Im Spiel um Platz 3 bezwangen die Finninnen den Vorjahresdritten Tschechien erst im Penalty-Schießen mit 3:2 (0:0, 2:1, 0:1, 0:0, 1:0). Für Finnland ist es der erste Medaillengewinn seit dem dritten Platz 2021.
  • gestern
  • Das Trainer-Duo in Bad Nauheim steht. Wie der DEL2-Club am Sonntag bekanntgab, wird Marc Vorderbrüggen der neue Assistent von Adam Mitchell. In der DEL2 sammelte Vorderbrüggen bereits bei den Ravensburg Towerstars und den Bayreuth Tigers Erfahrungen hinter der Bande.
  • gestern
  • Zum Auftakt der U18-Weltmeisterschaft Division I, Gruppe A in Dänemark feierte die DEB-Auswahl einen 3:2-Sieg gegen Österreich (0:1, 1:1, 2:0). Torschützen auf deutscher Seite waren Tobias Schwarz, David Lewandowski und Lenny Boos. Bereits am Montag trifft die deutsche U18 in Spiel 2 auf Ungarn.
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