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Dienstag, 28. März 2023

Aktuelles Interview Daniel Weiß: „Man kommt nicht aus der DEL runter und denkt, dass man hier den Zampano machen kann“

Daniel Weiß im Trikot des EC Bad Nauheim.
Foto: Andreas Chuc

Routinier Daniel Weiß beeindruckte im Viertelfinale gegen den ESV Kaufbeuren: In vier Spielen schoss der 33-Jährige drei Tore (darunter zwei Game-Winning-Goals), avancierte mit sieben Punkten auch zum Top-Scorer und verhalf dem EC Bad Nauheim somit zum Halbfinal-Einzug in der DEL2. Im Interview spricht der Linksschütze über seinen Abschied aus Bietigheim, die Playoffs und seine Zukunft.

Herr Weiß, Sie kamen nach Bad Nauheim, um Playoffs zu spielen. Hat sich der Wechsel schon jetzt gelohnt?
Daniel Weiß: „Ja, ich wollte unbedingt Playoffs spielen. Kaufbeuren hat eine überragende Hauptrunde gespielt, gegen die muss man erstmal weiterkommen. Jeder in der Kabine weiß, was jetzt bevorsteht. Wir haben alle Bock noch weiter zu kommen.“

In Bietigheim erlebten Sie eine harte Saison. Kam nun auch der Spaß am Eishockey wieder zurück?
Weiß: „Definitiv! Wenn du zum Training gehst, nachdem du am Wochenende wieder keine Punkte geholt hast, dann macht es irgendwann keinen Spaß mehr. Hier haben mich die Teamkollegen super aufgenommen. Klar, wenn man gewinnt, dann scheint immer die Sonne. Es kann in der nächsten Runde aber auch kommen, dass wir mal verlieren. Das müssen wir dann wegstecken. Aber wir haben in der Kabine alles was man braucht, um zu gewinnen. Wenn wir alles abrufen, dann wird das Halbfinale sehr eng.“

Trainer Harry Lange hat das Team in den letzten zwei Jahren behutsam aufgebaut. Fiel die Integration leicht?
Weiß: „Natürlich ist es am Anfang erstmal schwierig. Die Jungs hier haben sich über die gesamte Saison viel investiert. Aber ich glaube, dass ich das Vertrauen, das Harry mir direkt gegeben hat, mit guter Leistung zurückgezahlt habe. Ich bin froh hier zu sein und ich glaube die Jungs sind auch ganz froh, dass ich hier bin.“

Nach vielen Jahren in der DEL: Wie bewerten Sie das Niveau ihrer Mitspieler um Taylor Vause, Tim Coffman und Kevin Schmidt?
Weiß: „Als ich 2020/21 in Crimmitschau war, habe ich gesagt, dass es zwischen den Ligen keine riesigen Unterschiede gibt. Die Reiserei kommt natürlich dazu. Aber das Eishockey hat ein ähnliches Niveau, zum Beispiel in Bezug auf die ‚Plays‘. Mann kommt nicht aus der DEL runter und denkt, dass man hier den ‚Zampano‘ machen kann. Man muss sich anpassen. Es ist vielleicht ein bisschen langsamer und man hat eine Sekunde mehr Zeit, aber die Qualität in den Mannschaften ist schon sehr hoch.“

Der „Sweep“ im Halbfinale gegen den Angstgegner Kaufbeuren überraschte. Waren die Form und das Selbstvertrauen nach den ersten beiden knappen Resultaten die entscheidenden Faktoren?
Weiß: „Eishockey spielt sich zu großen Teilen im Kopf hab. Die Jungs haben auch gesagt: ‚Wir haben da noch nie gewonnen‘. Aber als ich beim Hauptrundenspiel hier verletzt zugeschaut habe, da waren wir trotz der 2:3-Niederlage das bessere Team. Ich habe dann meinen Mitspielern gesagt, dass in den Playoffs alles möglich ist. So wie ich die Mannschaft und die Verfassung gesehen habe, glaubte ich daran, dass wir weiter kommen können.“

Vier Einsätze, sieben Punkte, eine Bilanz von +5 und zwei Game-Winning-Goals: Auch für Sie persönlich verlief die Serie extrem erfolgreich. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Rolle?
Weiß: „Ich rechne Harry hoch an, dass er mich direkt in die erste Powerplay-Formation gestellt hat. Jeder Spieler möchte in Überzahl spielen. Wer was anderes sagt, der lügt. Aber wir haben das auch zurückgezahlt. Es macht extrem großen Spaß vor unseren Fans zu spielen und ich freue mich auf die nächsten Matches. Dabei will ich natürlich an die Leistungen im Viertelfinale anknüpfen.“

Ins Halbfinale starten Sie mit dem „Goldhelm“…
Weiß (lacht): „Ja, die Jungs haben den Helm schon auf meinen Platz gelegt und gesagt, dass ich ihn im Training anziehen soll. Besonders freue ich mich darüber jetzt nicht, aber ich mache es halt im Spiel, weil ich es machen muss. Es ist vielleicht eine kleine Ehrung, mir eigentlich aber völlig Wurst.“

Sie beschäftigen Sich auch gerne mal mit den Gegenspielern und gehen unter die Haut. Nach dem Check von Simon Schütz an Tim Coffman in Spiel 4 suchten Sie eine verbale Auseinandersetzung. Liegt Ihnen das Playoff-Hockey einfach besonders im Blut?
Weiß: „Ja, das würde ich sagen. In den Playoffs spielt jeder sein bestes Spiel, man spielt einfach ‚einfach‘. Das erste ‚Play‘, das einem in den Kopf kommt, wird auch meistens gemacht. In Spiel 4 war das ein doofer Check und ich wollte Simon Schütz wissen lassen, dass das nicht okay ist. Ob das unbedingt mein Job ist? Aber in den Playoffs mache ich das eben. Wenn es drauf ankommt, gebe ich auch einmal eins auf die Mütze.“

Bad Nauheim ist ein Traditionsstandort, der ohne Eishockey nicht unbedingt auf der Karte wahrgenommen wird. Hat es ein gewisses Flair, für so ein Team zu spielen?
Weiß: „Voll. Hier ist alles sehr familiär. Man läuft sich täglich über den Weg. Ich hatte davor viel Gutes gehört. Mein Bruder sagte mir, dass es brutal ist hier zu spielen. Mit Düsseldorf war ich mal hier. Dass die Fans hier großartig sind, das wusste man vorher. Ich habe mir auch die Tabelle angeschaut. Wo ist die größte Möglichkeit für mich zu spielen? In Kassel hätte ich wahrscheinlich eine Rolle in der vierten Reihe gehabt und wäre auch manchmal auf der Tribüne gewesen. Ich wollte einfach nur Eishockey spielen – und Harry hat sich sehr um mich bemüht und mehrmals angerufen. Ich bin froh, hier zu sein.“

In den Playoffs könnte es gegen Bruder Alex und die Krefeld Pinguine gehen. Würden Sie sich das wünschen?
Weiß: „Ja! Wir würden uns beide wünschen, mal eine Playoff-Serie gegeneinander zu spielen. Das wäre krass, in so wichtigen Spielen auf meinen Bruder zu treffen. Für Krefeld geht es um den Aufstieg. Wir würden uns riesig freuen, auch wenn es am Ende hart werden kann. Ein Zwiespalt.“

Können Sie sich vorstellen, auch in der Saison 2023/24 in Bad Nauheim zu spielen. Wann fällt die Entscheidung?
Weiß: „Die Angebote kommen jetzt natürlich schon rein, da lüge ich nicht. Ich höre mir auch alles an. Aber ich fühle mich hier sehr wohl und wenn Bad Nauheim mir ein Angebot macht, das gleich auf ist mit anderen Mannschaften, dann würde ich bleiben – weil Bad Nauheim mir eine Chance gegeben hat. Ich kann mir definitiv vorstellen hier zu bleiben.“

Interview: Tim Heß

Weitere Interviews, Hintergründe und Statistiken zu den Playoffs in der DEL2 finden in der aktuellen Print-Ausgabe von Eishockey NEWS.


Kurznachrichtenticker

  • vor 7 Stunden
  • Der 20-jährige Verteidiger Alexander Schmidt hat seinen Vertrag bei den Eispiraten Crimmitschau um ein Jahr verlängert. Dies gab der Club aus der DEL2 am Montag bekannt.
  • vor 15 Stunden
  • Der 21-jährige Torhüter Leon-Niklas Jessler (zwei Einsätze für den EV Duisburg) wird das Team aus der Oberliga Nord wieder verlassen.
  • gestern
  • In der Finalserie der U17-Meisterrunde setzten sich die Jungadler Mannheim mit 3:1 gegen die Kölner Junghaie durch. Spiel 4 am Sonntag gewann der Mannheimer Nachwuchs souverän mit 5:1 und krönte sich mit dem Auswärtssieg zum neuen deutschen U17-Meister.
  • vor 3 Tagen
  • Die Dresdner Eislöwen (DEL2) und TecArt Black Dragons Erfurt (OL Nord) werden künftig nicht mehr kooperieren. Die Vereinbarung zwischen beiden Clubs wird nicht verlängert, da Dresden wegen der angestrebten Verkleinerung des Kaders nicht mehr zwingend einen Partner benötigt.
  • vor 3 Tagen
  • Die Schwenninger Wild Wings (PENNY DEL), der EHC Freiburg (DEL2) und die Stuttgart Rebels (OL Süd) werden künftig zusammenarbeiten. Das gaben die Clubs am Freitag bekannt. Schwenningen und Freiburg waren schon zuletzt Kooperationspartner.
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