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Montag, 19. Februar 2024

Nummer 68 unters Hallendach gezogen Der ewige Jagr: Pittsburgh ehrt seine Legende, die zuhause in Kladno den Ärger der Fans spürt und nun langsam ans Aufhören denkt

Jagr (Mitte) beim Warmup mit Evgeni Malkin (mit Perücke) und Sidney Crosby.
Foto: Pittsburgh Penguins/X

Jagr, Jagr, Jagr. Wo man am Sonntagabend in Pittsburgh hinblickte, war entweder ein Trikot mit diesen vier Buchstaben oder die Nummer 68 zu sehen, die vor dem Spiel der Penguins gegen die Los Angeles Kings feierlich unter das Hallendach gezogen wurde. Schon seit Tagen hatte die Legende der Penguins, die am 15. Februar ihren 52. Geburtstag gefeiert hatte, die Schlagzeilen in der Stadt dominiert. Die Tage standen unter dem Motto „Celebrate 68“.

Begrüßt wurde er mit einer Geburtstagstorte, mit seinen ehemaligen Teamkollegen Ron Francis und Mario Lemieux ging er essen und natürlich durften auch Auftritte auf dem Eis nicht fehlen: Nicht nur am Samstag beim Training mit Sidney Crosby, Evgeni Malkin und Co., sondern auch am Sonntag vor dem Spiel gegen die Kings (Welcher Akteur hatte das schon bei seiner Verabschiedung getan?). Beim Warmup trugen wie schon am Samstag einige Spieler Perücken mit seiner Vokuhila-Frisur, im Englischen „Mullet“ genannt, alle liefen zudem in Jerseys mit der Nummer 68 auf. Jagr genoss sichtlich den Auftritt in Ausrüstung auf dem Eis und verabschiedete sich unter anerkennenden Schlägerklopfern des aktuellen Teams mit seinem traditionellen Jubel-Salut von den Fans. Im Anschluss posierte er zu einem Teamfoto auf dem Eis. Später war er dann sogar noch am TV-Mikrofon zu hören, das Spiel aber ging mit 2:1 an die Kings.

Zusammen mit seiner Mutter Anna Jagrova, die er bei seiner unterhaltsamen Rede mit vielen Lachern aus Dank umarmte (sein Vater war im vergangenen Jahr verstorben), und seiner Partnerin Dominika Branišová („Sie ist zu jung, um sich an die Zeit hier zu erinnern, aber ich habe ihr all die Geschichten erzählt“) sah er zu, wie das überdimensionale Banner mit der Nummer 68 unter das Hallendach gezogen wurde. Seine Nummer ist nach dem von Mario Lemieux (Nummer 66) und Michel Briere (Nummer 21) die dritte, das nicht mehr in Pittsburgh vergeben wird.

Bilder von Jagrs Tagen in Pittsburgh (5 Einträge)

 

„Mein erster Coach Bob Johnson hat immer gesagt: 'Heute ist ein großartiger Tag für Eishockey.' Ich möchte das ein bisschen umändern. Heute ist ein großartiger Tag für mich. Es ist toll, dass ich heute bei euch hier sein kann. Ich muss nicht einmal ein Tor schießen, damit ihr jubelt.“ Damit hatte er die Fans schon auf seiner Seite.

Jagr sagte, er sei immer gläubig gewesen: „Ich habe immer geglaubt, dass Wünsche in Erfüllung gehen.“ Als Kind habe er er den besten Spieler seiner Zeit spielen sehen. „Ich habe davon geträumt, dass ich eines Tages zusammen mit ihm in einem Team spielen darf. Mit Mario Lemieux! 1990 wurde der Traum Wirklichkeit. Wir haben großartiges Eishockey gespielt und wurden zweimal in Folge Stanley-Cup-Sieger.“ 1990 kam der an Position 5 gedraftete Jagr in die Liga, 1991 und 1992 wurde er sofort Stanley-Cup-Sieger mit den Penguins – übrigens seine einzigen beiden Meisterschaften in der NHL.

Jagr spielte insgesamt 1.733 Hauptrundenspiele in der NHL für die Penguins, Washington, die New York Rangers (unterbrochen durch einige Jahre in der KHL), die Philadelphia Flyers, die Dallas Stars, die Boston Bruins, die New Jersey Devils, die Florida Panthers und die Calgary Flames, bevor er 2017 nach Kladno wechselte, wo er seit 2011 Mehrheitseigner ist. Mit 1.912 Punkten ist er nach Wayne Gretzky (2.857) zweitbester Scorer der Liga-Geschichte. Fünfmal wurde er bester Scorer.

Namentlich erwähnte er einige seiner Weggefährten, von denen viele an diesem Abend bei ihm standen. Ron Francis beispielsweise, der immer für ihn da gewesen sei, als er ihn gebraucht habe. Phil Bourque habe ihm „Pittsburgh und die Bars gezeigt. Du warst ein Party Animal – wie auch du Kevin Stevens.“ Ulf Samuelsson habe ihm gesagt, er solle etwas Schönes über ihn sagen. „Ich habe die ganze Nacht überlegt, mir ist nichts eingefallen“, sagte er unter dem Lachen aller und schob hinterher. „Ulf, das war nur Spaß!“ Und Paul Coffey lobte er, weil er ihn zum Training gezwungen habe: „Du hast mir gezeigt, was es heißt, hart zu arbeiten. Ich musste jeden Tag mit ihm Fahrrad fahren, ich hab es gehasst, aber heute schätze ich das umso mehr.“

In Pittsburgh angereist war Jagr indes aber auch mit einem ganzen Sack voller Sorgen, die er derzeit in seiner tschechischen Heimat hat. Als Mehrheitsaktionär des Vereins Rytiri Kladno sehen die Fans in ihm den Hauptverantwortlichen für die dauerhafte Misere des einstigen Spitzenclubs. Am Rosenmontag, drei Tage vor Jagrs 52. Geburtstag, machten sie ihrem Ärger Luft. Statt die eigene Mannschaft im Heimspiel gegen Vitkovice (0:4) zu unterstützen, feierten sie auf ihrer Stehtribüne auch eine Art Karneval. Über die Stufen spannten sie ein Netz, um so Federball und Volleyball zu spielen. Andere lasen in Büchern oder schliefen einfach. Dazu zeigten sie ein Transparent mit der Aufschrift „Jaromir, wir supporten so, wie du den Klub führst“. Erneut droht der Kampf um den Ligaverbleib.

Auch zur eigenen Zukunft äußerte er sich übrigens, wenn auch etwas kryptisch. Ob er denn in Zukunft öfter bei Ehemaligenspielen in Pittsburgh erscheinen werde, wurde er gefragt. „Nun, dafür muss ich erst einmal aufhören zu spielen, aber ich denke, das ist sehr bald so weit.“ Zu Hause werde es Gespräche geben. „Ich werde diese Saison fertig spielen  und dann sehen wir was passiert.“

Michael Bauer/Lothar Martin


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