Drei Siege aus den ersten drei WM-Partien – das ist der klare Anspruch des neuen DEB-Kapitäns Moritz Seider (24). Nach dem Auftakterfolg über Ungarn soll am Sonntagnachmittag gegen Kasachstan folglich nachgelegt werden.
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Nein, ein echter Härtetest waren die offensiv unter dem Strich harmlosen und defensiv viele Räume offenbarenden Ungarn nicht. Angesichts der Souveränität ihres 6:1-Auftaktsieges gegen den Aufsteiger durfte die deutsche Nationalmannschaft der Männer nichtsdestotrotz zufrieden mit ihrem Start in die WM 2025 sein – und war dies am Samstagabend in der Gesamtbetrachtung auch. „Im Großen und Ganzen kann man sehr stolz sein, wie wir das Spiel durchgezogen haben“, meinte Doppeltorschütze Dominik Kahun und sprach von einem „sehr wichtigen Start für uns. Wir haben von der ersten Sekunde an gezeigt, dass wir dominant sein wollen.“
Tatsächlich war die Überlegenheit der DEB-Auswahl im Auftaktdrittel derart groß, dass nicht nur in den Augen des Bundestrainers ein klarerer Vorsprung als das 2:0 durch die Treffer von Kahun und WM-Debütant Josh Samanski („Das ist natürlich cool, dass es direkt mit einem Tor geklappt hat“) möglich gewesen wäre. „Die Mannschaft hat sehr gut begonnen, das Spiel an sich gerissen und größtenteils kontrolliert“, lobte Harold Kreis, der mit dem zweiten Abschnitt seiner Schützlinge indes längst nicht mehr so zufrieden war wie mit den ersten 20 Minuten: „Da haben wir mit der Scheibe ein wenig komplizierter gespielt, sie nicht so schnell laufen lassen und hatten Scheibenverluste in der neutralen Zone. So kam es zu Torchancen der Ungarn.“
Die fehlende Geradlinigkeit im Spiel mit dem Puck hätten seine Spieler gleichwohl eigenständig an der Bande wieder korrigiert, merkte Kreis an, und auch nach dem Match ordneten die DEB-Akteure ihre Leistung insbesondere in den ersten 15 Minuten des zweiten Durchgangs selbstkritisch ein. „Wir haben die Ungarn das Spiel offener gestalten lassen, sie hatten dann mehr Scheibenbesitz“, sagte etwa Kapitän Moritz Seider, noch deutlicher wurde der nicht nur wegen seiner zwei Assists offensiv auffällige Lukas Reichel: „Wir haben die Pässe nicht mehr auf den Schläger bekommen und die Beine nicht mehr bewegt.“ Umso wichtiger sei das 3:0 durch Lukas Kälble (35.) gewesen. „Das hat das Momentum der Ungarn gekillt“, hatte Reichel beobachtet.
Mit der hohen Führung – Frederik Tiffels hatte noch vor der zweiten Pause auf 4:0 gestellt – im Rücken „haben wir das Spiel mit einem sehr starken letzten Drittel beendet. Das wollen wir mit in das Spiel gegen Kasachstan nehmen“, sagte Kreis. Der Weltranglisten-15. ist bereits am Sonntag (16.20 Uhr; live bei ProSieben, MagentaSport und Sportdeutschland.TV) der nächste Gegner des deutschen Teams – und wie die DEB-Auswahl am Samstag mit einem Erfolg in die WM gestartet. Beim 2:1 gegen Norwegen hinterließen die Kasachen in Sachen Spielstärke und -tempo zwar keinen furchteinflößenden Eindruck, mit seiner Physis kann der Außenseiter an einem guten Tag jedoch zumindest ein unangenehmer Gegner für die deutsche Mannschaft sein. „Wir müssen gegen sehr körperdominante Kasachen antreten und unser erstes Drittel gegen Ungarn duplizieren“, forderte Seider dementsprechend. Schließlich ist das Ziel des NHL-Verteidigers mit Blick auf die deutschen Viertelfinalambitionen eindeutig: „Wir wollen nach den ersten drei Spielen mit drei Siegen dastehen. Das sollte der Anspruch sein.“
Gegen Kasachstan im Übrigen noch nicht mit von der Partie sein wird Tim Stützle, der erst am Sonntag am dänischen WM-Spielort Herning eintreffen soll. Kreis hofft auf die Premiere des NHL-Starstürmers bei der diesjährigen WM im dritten Vorrundenmatch gegen Norwegen am Dienstagnachmittag. Doch wann auch immer Stützle in das Turnier eingreifen wird: Seine Teamkameraden freuen sich bereits jetzt auf einen „unheimlichen Gewinn für die Mannschaft“, so Kapitän Seider – oder, um es wie Lukas Reichel auszudrücken, eine „brutale“ Verstärkung für die DEB-Auswahl: „Er hat brutal Skill, ist brutal schnell und hat ein brutales Spielverständnis.“ Keine schlechten Aussichten also für den deutschen Angriff, in dem selbst ohne Stützle bereits gegen Ungarn jede Reihe mindestens einen Torschützen gestellt hätte, wenn der Treffer von Yasin Ehliz nicht nach einer umstrittenen Schiedsrichterentscheidung wegen Torhüterbehinderung annulliert worden wäre.
Stefan Wasmer