Frederik Dichow (Mitte) war einer der dänischen Matchwinner beim Triumph über Kanada.
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Lange Zeit zu feiern blieb nicht: Am Tag nach dem historischen Triumph der dänischen Eishockey-Nationalmannschaft über Rekordweltmeister Kanada steht nun die Reise nach Stockholm an. Schon am Samstag (18.20 Uhr, live bei ProSieben, MagentaSport und Sportdeutschland.TV) geht es für die Skandinavier weiter mit dem historischen ersten WM-Halbfinale in der Geschichte des Verbandes gegen die Schweiz – im Gruppenspiel gegen die Eidgenossen setzte es vor knapp zwei Wochen noch eine 2:5-Niederlage.
Das 2:1 gegen die mit NHL-Truppe um Sidney Crosby und Nathan MacKinnon, getragen von einem überragenden Frederik Dichow im Tor und dem unbedingten Willen des ganzen Teams, wird trotzdem noch lange in den Köpfen der dänischen Fans und Spieler bleiben. „Das ist Wahnsinn“, fasste Nicholas B. Jensen das Wunder von Herning kurz und knapp zusammen.
Der Erfolg war dabei keineswegs unverdient, sondern über den Spielverlauf gesehen durchaus berechtigt. Von Anfang an boten die Dänen dem übermächtig wirkenden Gegner die Stirn, zeigten läuferisch wie kämpferisch immer vollen Einsatz. So zermürbten sie die Kanadier mit fortlaufender Dauer immer mehr und belohnten sich am Ende der Partie für den aufopferungsvollen Kampf. „Wir haben super verteidigt, die Kanadier immer auf der Außenbahn gehalten“, meint Jensen. „Wir haben in der Verteidigung ein Riesenspiel gemacht.“ Auch Dänemarks NHL-Star Nikolaj Ehlers sah den Erfolg als verdient an: „Sie hatten eigentlich nicht viele große Chancen. Wir haben sie gut auf außen gehalten und natürlich hat auch unser Goalie einige Top-Saves gemacht. Ich finde, wir hatten die besseren Chancen und waren im dritten Drittel auch die bessere Mannschaft.“
Der Triumph bringt doch noch einen positiven Abschluss hinter die WM-Tage in Herning. Sportlich wie organisatorisch war das Turnier dort schleppend gestartet. Die dänische Mannschaft mit den drei größten Brocken und drei Niederlagen zum Auftakt – Euphorie löst man mit so einem Spielplan erst einmal nicht aus. Dazu kamen die Probleme mit der schlechten Eisqualität und schon entstand Kritik an der Auswahl des Spielorts. Doch drei Pflichtsiege der Dänen gegen die „Kleinen“ und die Chance aufs Viertelfinale im letzten Gruppenspiel gegen Deutschland zogen die Fans doch noch einmal an und spätestens mit dem Sieg über die DEB-Auswahl war die anfangs vermisste Euphorie endlich angekommen. Der Erfolg über Kanada ist die Krone auf eine kleine „Cinderella Story“, wie die in Nordamerika genannt werden würde.
Nun folgt also noch die Medaillenrunde, beginnend mit dem Semi-Finale gegen die Schweiz. „Wenn wir so spielen wie heute, haben wir da sicher auch eine Chance“, gibt sich Ehlers, selbst in der Schweiz aufgewachsen, optimistisch. „Es wird hoffentlich ein spannendes Match - wir werden wieder alles geben.“
Michael Wutz