Foto: Micheline Veluvolu
Die deutsche Para Eishockey-Nationalmannschaft hat bei den Weltmeisterschaften im amerikanischen Buffalo sensationell die Qualifikation für die Paralympics 2026 im ersten Anlauf geschafft. Durch einen 5:2-Sieg gegen die favorisierte Slowakei und damit Platz fünf beim Turnier wird Deutschland erstmals seit 20 Jahren wieder bei den Winterspielen dabei sein - es ist erst die zweite Teilnahme überhaupt.
Zuletzt war das deutsche Team stets knapp gescheitert, der Traum von den Winterspielen geplatzt. Diesmal war das WM-Duell um Platz fünf gleichbedeutend mit einem Endspiel ums Paralympics-Ticket. Hatte 2021 beim Qualifikationsturnier in Berlin die Slowakei noch die Oberhand behalten, folgte nun die Revanche. Der Jubel bei der deutschen Para Eishockey-Nationalmannschaft war entsprechend groß - für das Team des norwegischen Trainers Ole Sundstøl geht damit ein jahrelanger Traum in Erfüllung.
Kapitän Malte Brelage: „Es gibt Momente, die kann man nicht beschreiben. Wir sind durch solche Höhen und Tiefen gegangen, haben aber als Team unfassbar gut funktioniert und jeder von uns hat 110 Prozent gegeben. Wir kommen aus dem B-Pool, erreichen jetzt den fünften Platz in der A-Gruppe und haben uns direkt für die Paralympics qualifiziert. Das Team hat so großes Potenzial und so einen großen Willen, das ist einfach unbeschreiblich - und genau das haben wir auf dem Eis gezeigt“, betont Brelage und fügt euphorisch an: „Wir sind einfach unfassbar froh, werden jetzt erstmal ordentlich feiern und freuen uns riesig auf die Paralympics.“
Von Beginn an startete Deutschland konzentriert ins entscheidende Spiel. Bereits nach 46 Sekunden brachte Ingo Kuhli Lauenstein das deutsche Team in Führung. Mit einem Doppelschlag erhöhte die Auswahl von Ole Sundstøl im zweiten Drittel gar auf 3:0 - erst traf Routinier Jörg Wedde, kurz darauf jubelte Kuhli-Lauenstein bereits zum zweiten Mal. Das Tor nach Mailand schien nun weit geöffnet, doch die Slowakei verkürzte auf 1:3. Sekunden später der nächste Rückschlag: Der zweifache Torschütze Kuhli-Lauenstein kassierte eine persönliche 20-Minuten-Strafe und die Slowaken durften fünf Minuten in Überzahl agieren.
Deutschland überstand die heikle Phase unbeschadet - und sorgte kurz nach Beginn des Schlussdrittels für das nächste Ausrufezeichen. Felix Schrader erzielte die vermeintliche Vorentscheidung zum 4:1. Doch wieder dauerte es nur eine Minute bis zum slowakischen Anschluss: 4:2 - was für eine Spannung. Mit Glück und Geschick verwaltete Deutschland die Führung. Als die Slowakei alles riskierte, setzte Frank Rennhack den Schlusspunkt zum 5:2. Was folgte, war grenzenloser Jubel in schwarz-rot-gold auf Eis.
Der zweifache Torschütze Ingo Kuhli-Lauenstein: "Ich kann meine Gefühle noch gar nicht sortieren und bin komplett platt. Es war ein grandioses Turnier von der gesamten Mannschaft. Wir haben schon in der Vorbereitung alles gegeben und uns jetzt für die harte Arbeit belohnt. Vor zehn Jahren habe ich hier in Buffalo mein Debüt gefeiert bei einem internationalen Turnier, seitdem haben wir einige Tiefschläge kassiert, vor allem mit den beiden verpassten Paralympics-Teilnahmen", sagt Kuhli-Lauenstein und ergänzt mit Tränen in den Augen: "Dass wir das jetzt geschafft haben und diese Bühne betreten dürfen, ist einfach nur fantastisch. Das wird uns den Rest unseres Lebens miteinander verbinden und zusammenschweißen. Es ist wirklich ein Lebenstraum, der in Erüllung geht, einfach unglaublich und grandios. Die Kabine tobt, heute lassen wir so richtig die Sau raus."
Mehr als eine Randnotiz: Rang fünf bei der WM ist die beste Platzierung seit vielen Jahren. Auch den Klassenerhalt hat Deutschland damit gesichert. Doch die Paralympics-Teilnahme 2026 in Mailand überstrahlt alles. Zudem herrscht durch die frühe Qualifikation nun größere Planungssicherheit. Die restlichen beiden Tickets werden bei einem Qualifikationsturnier im Herbst vergeben - und das kann sich das deutsche Team ganz entspannt in der Zuschauerrolle anschauen.
Kevin Müller / DBS