Geschätzte 35 Millionen Euro soll der Neubau in Ostwestfalen kosten.
Foto: : Jahn Development & Consulting GmbH
Am vergangenen Freitag stellte die Stadt Herford, die Stadtwerke Herford als Betreiber, der österreichische Architekt Michael Jahn und Vertreter des Herforder EV auf einer Pressekonferenz einen Plan für einen Neubau eines Eisstadions vor. Zwei Eisflächen (Maße jeweils 60 x 26 Meter), eine Tribüne für 2.500 Zuschauer, Logen, Gastronomie, Schulungsräume, ein medizinisches Zentrum im Obergeschoss – es wäre ein Quantensprung für den Herforder EV und den Eissport in der Werrestadt im Allgemeinen im Vergleich zu den derzeitigen Bedingungen. Findet also eine schier unendliche Geschichte nun ihr Happy-End?
Das derzeitige Eisstadion „Im kleinen Felde“ ist inzwischen in die Jahre gekommen und genügt modernen Anforderungen schon lange nicht mehr. Erbaut 1980 als Freiluftfläche hat dieses aus Lärmschutzgründen in den 1990er Jahren eine Gebäudehülle erhalten. Zuvor gehörte der Vorgängerverein Herforder EG deutschlandweit auch schon einmal zu den zehn Vereinen mit dem besten Zuschauerschnitt, in Teilen wurden Spielen von über 4.000 Zuschauern zu den Boomzeiten des Eishockeys in Herford besucht. Die Bedingungen wurden dem öffentlichen Interesse jedoch nie angepasst – das soll sich nun ändern. Bürgermeister Tim Kähler (SPD) hat die Zeichen der Zeit erkannt: „Wenn wir nicht handeln, wird es in einigen Jahren keinen Eissport mehr in Herford geben“. Kähler dürfte dabei nicht nur die Eishockeyspieler im Kopf haben, sondern auch 200.000 Eisläufer, die die Eishalle derzeit pro Jahr besuchen und die Eiskunstläufer der TG Herford. Derweil geht der Herforder EV davon aus, dass die Besucherzahl bei einer neuen Eishalle um weitere 100.000 gesteigert werden könne. „Und dies ist vorsichtig geschätzt“, sagte Sven Johannhardt, Sportlicher Leiter der Ice Dragons.
Soweit die schöne Theorie, doch jeder Traum hat natürlich seine Kosten, die man mit 35 Millionen Euro beziffert. Die Finanzierung ist derzeit noch offen. Zwei Modelle präsentierten die Stadtwerke Herford: Zum einen spekuliert man auf ein Sondervermögen des Bundes, da nach Auskunft von Architekt Michael Jahn eine „klimaneutrale Eisarena“ errichtet würde, eine alte Halle mit einem hohen Bedarf an Strom (420.000 Kilowattstunden im Jahr 2024) und Erdgas (1,5 Mio. Kilowattstunden im Jahr 2024) ersetzen würde und man deshalb auf ein Sondervermögen des Bundes hoffe. Die andere Möglichkeit wäre ein sogenanntes Public Private Partnership-Modell (kurz PPP), für die man einen Investor für die Baukosten und den Betrieb der Anlage finden müsse, während die Stadt das Grundstück zur Verfügung stellt und das Gebäude anmietet. Dieses PPP-Modell setzt jedoch einen Vertrag mit garantierter Zahlung voraus.
Im nächsten Schritt soll das Projekt in der Politik beraten werden, um aus vielen Konjunktiven eventuell schnell Realitäten zu schaffen. Eine Entscheidung pro neuer Eisarena käme dem Herforder EV gerade recht, meldete der Verein in der letzten Saison in insgesamt 15 von 23 Heimspielen ein ausverkauftes Haus (1.029 Zuschauer). Die Bauzeit einer eventuellen neuen Eisarena wurde auf fünf Jahre festgelegt, die dann auch 50 Prozent Sitzplätze zu bieten hätte. Luxus für die bescheidenen Herforder Verhältnisse, in denen man Eishockeyspiele nur von Stehplätzen verfolgen kann – vielleicht aber nicht mehr lange.
Lars Fege