Ein Arbeiter in der zweiten Spielfläche in Mailand, der Milano Rho Ice Hockey Arena.
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Der Deutsche Eishockey-Bund hat an den vergangenen beiden Tagen den Olympia-Eisstadien in Mailand einen Besuch abgestattet. Wobei es streng genommen nur die kleinere Halle war, die Frank H. Lutz (Vorstandsvorsitzender), Christian Künast (Sportvorstand) und Harold Kreis (Bundestrainer) besichtigten.
Die große Halle ist ja noch im Bau – ein Thema, das gerade die Medien in Nordamerika, befeuert von Kritik seitens der NHL, zuletzt beschäftigt hat. Auch die Maße der Eisflächen und die designierte Eisqualität sind Themen. Die IIHF hat nun bestätigt, dass die Fläche 60 x 26 Meter groß sein wird, das NHL-Maß mit 200 Fuß Länge entspricht fast 61 Metern. Kein NHL-Maß also, kein (gängiges) Europa-Maß, aber dennoch exakt das Maß, das bei den vergangenen Olympischen Spielen in Peking verwendet wurde. Daher versucht der Weltverband IIHF auch zu relativieren, erklärte zudem dass IIHF, IOC, die NHL und die NHLPA „übereinstimmen, dass die Unterschiede in den Spezifikationen der Eisflächen unbedeutend sind und weder die Sicherheit noch die Qualität des Spiels beeinträchtigen sollten.“
Dennoch kocht im NHL-Umfeld das Thema auf sehr hoher Flamme. Die Aussagen sind deutlich. Schon vor zwei Wochen sagte NHL-Vizeboss Bill Daly, dass keine Spieler zu den Olympischen Spielen fahren, wenn es dort kein Stadion gibt, was sich zumindest in der Hinsicht beißt, da ja keine Probleme von der zweiten, allerdings kleineren Spielfläche Milano Rho Ice Hockey Arena gemeldet werden.
Am Montag nun hatte Daly gesagt, dass die NHL nun auch selbst eingreifen werde. Eisexperten und Techniker werden nach Mailand reisen (obwohl die Liga am 2. Januar und 1. Februar Freiluftspiele an den wegen der Temperaturen anspruchsvollen Spielorten Miami und Tampa angesetzt) hat, um zu unterstützen. „Wir schicken im Grunde genommen alle dorthin, um zu helfen und alles so weit zu erledigen ist, dass es für NHL-Spieler akzeptabel ist.“ Auch die Spielergewerkschaft NHLPA setzt die IIHF und die Veranstalter unter Druck, stellte die Sicherheit der Spieler in den Vordergrund, man werde bei der Frage nach der Gesundheit der Spieler keine Abstriche machen. Daly nahm den Ball auf: „Wenn die Spieler meinen, dass das Eis nicht sicher ist, werden wir nicht spielen.“
Wenn man bei der IIHF nachfragt zu den Problemstellen rund um Olympia, erhält man auf mehrere Fragen ein vorbereitetes Statement. Auf Fragen selbst geht die IIHF nicht ein und verweist proaktiv darauf, dass über das Statement hinaus „keine weiteren Kommentare“ abgegeben werden. Man kann das als Krisenkommunikation ansehen.
Zumindest, was das Thema Eis angeht, versuchte der italienische Verband zuletzt, Dampf aus dem Kessel zu nehmen. Von 9. bis 11. Januar findet in der Arena das Finale der italienischen Meisterschaft (mit vier Teams) und der Pokalwettbewerb statt. Ein klares Zeichen, dass man rechtzeitig fertig sein will.
Der Deutsche Eishockey-Bund sprach am Mittwoch in einer Pressekonferenz mit Gleichmut über die Baustellen rund um das olympische Eishockeyturnier. Man nehme die Diskussionen „zur Kenntnis, aber wir halten uns nicht damit auf“, sagte etwa Bundestrainer Harold Kreis zum Thema Eismaße. Dass den DEB das Thema allerdings sehr wohl umgetrieben hat, kommt in Zwischensätzen hindurch. So erwähnt Kreis etwa, dass der „Raum hinter den Toren wie sonst“ sei – er habe das bei einer Besichtigung der kleineren der beiden Mailänder Hallen festgestellt. Kreis denkt nicht, dass die Akteure auf dem Eis große Mühe damit hätten, sich einzustellen auf die selbst im Vergleich zu NHL-Flächen etwas kleiner Eisfläche. „Die Spieler passen sich sehr schnell an.“
DEB-Sportvorstand Christian Künast hebt hervor, dass immerhin sich beide Turnier-Eisflächen in Mailand über dieselben Maße erstreckten. Anders als etwa mal bei einem Turnier zu seiner Zeit als Frauen-Bundestrainer – und da habe das auch niemanden gestört. Künast sagt allgemein zu seiner Besichtigungstour in Mailand: „Das, was wir gesehen haben, ist super in Ordnung.“ Er sei, im Vergleich zu seinem ersten Besuch am 6. Oktober, „positiv überrascht“ gewesen. Die kleine Halle, in der bereits Wettkampfbetrieb herrscht, „sieht ansprechend aus. Die Abläufe funktionieren reibungslos.“
Die große Halle hat Künast nur von außen gesehen („jetzt was anschauen, was halbfertig ist...“). Er wird bei der Besichtigungstour am 9. Januar dabei sein. Dann ist die Eishockeywelt, darunter auch die NHL, zu Gast und sieht sich die Coppa Italia an. Selten bis nie, dass der Wettkampf so im Fokus der Eishockey-Weltöffentlichkeit stand. Danach dürfte das finale Urteil der NHL fallen, ob sie an den Spielen auch wirklich teilnimmt.
Martin Wimösterer/Michael Bauer