Sreenshot EHC Neuwied
Eine der wüstesten Massenschlägereien der letzten Jahre hat am Sonntag für den Abbruch des CEHL-Spiels der Neuwieder Bären gegen Herentals YC gesorgt. 6:1 lagen die Bären nach 26 Minuten in Führung, als die Dinge im Anschluss an einen Abseitspfiff des Schiedsrichtergespanns um Referee Marcus Eberl ihren unsportlichen Lauf nahmen und nach 20-minütiger Beratung im Anschluss an die Schlägerei zum Spielabbruch durch den Schiedsrichter führten.
Nachdem Bären-Spieler Maximilian Wasser an Herentals‘ Rik Cuylen vorbeigefahren war, zog Cuylen den rechten Handschuh aus und wollte einen Faustschlag in Richtung von Wasser platzieren. Der duckte sich weg und doch entwickelte sich dadurch eine Massenschlägerei, die über mehrere Minuten ging, weil sich immer neue Duos fanden, die nun meinten, einen Faustkampf führen zu müssen. Viele der knapp 1.500 Zuschauer hatten da längst die Handys gezückt und filmten das Geschehen ab. Einige posteten es direkt in den sozialen Netzwerken.
Herentals-Coach Nils Vroemans fühlte sich für einen Moment als Trainer in Nordamerika und öffnete die Tür der Spielerbank der Gäste. Dem Vernehmen nach soll er im Kabinengang den Versuch unternommen haben, sich eher so zu verhalten wie einst Frank Carnevale und Greg Poss bei ihrer legendären Auseinandersetzung im Kabinengang. „Das hatte mit Eishockey nichts mehr zu tun“, sagte Bären-Coach Jeffrey van Iersel nach dem Spiel. Zusammen mit den Bären-Verantwortlichen um Manager Carsten Billigmann hofft er darauf, dass das Videomaterial klar die Verantwortung der Gäste für die Eskalation beweist. Die Neuwieder Reaktionen seien reine Schutzmaßnahmen gewesen. Am Ende griff sogar der Schiedsrichter ein, weil der Rest seines Gespanns entweder selbst von Faustschlägen getroffen worden war oder keine kassieren wollte.
Auf dem Spielberichtsbogen finden sich 226 Strafminuten wieder, vier Spieldauerstrafen gegen Neuwied, fünf gegen Herentals. „Das ist ein unverhältnismäßiges, den Belgiern schmeichelndes Verhältnis“, bewertet Bären-Pressesprecher René Weiß den Umgang des Unparteiischen mit der Keilerei. „Es ist ein Spieler von uns bestraft worden, der gar nicht aktiv beteiligt war“, meinte Manager Carsten Billigmann und hofft hier nun auf genaues Videostudium der Ligenleitung und ihres Disziplinarausschusses. „Es kann eigentlich nur ein Ergebnis geben: eine Wertung für uns, weil die Gäste das alles verursacht haben.“
In den sozialen Netzwerken häuften sich bereits am Sonntagabend die Kommentare, dass mehrere Spieler von Herentals bereits in den letzten Wochen mehrfach negativ aufgefallen und große Strafen kassiert hätten. Mehrere ältere Userinnen und User fühlten sich an Zeiten erinnert, als Testspiele gegen Teams aus Belgien und den Niederlanden regelmäßig wegen Massenschlägereien eskalierten, was in den vergangenen Jahren aber praktisch nicht mehr vorgekommen ist.
Ärgerlich ist, dass bei den Beiträgen in den Sozialen Medien auch immer wieder Rufe und Äußerungen zu vernehmen sind, die der Gewalt, die da auf der Eisfläche der Bärenhöhle zu sehen war, keine Absage erteilten. Vielmehr „philosophierten“ gleich mehrere User darüber, wie „Rauhbeine“ vergangener Tage wie Dirk Schmitz (Spitzname Bum Bum) und Dennis Schlicht an diesem Abend wohl agiert hätten. Davon hoben sich die zurückhaltenden und weitgehend sachlichen Äußerungen der Bären-Verantwortlichen nach dem Spiel definitiv ab.
Markus Terbach