Bilder: HHOF, imago; Fotomontage Eishockey NEWS
Es war der 9. August 1988. Es war der Tag, der in die kanadische Eishockeygeschichte einging und das öffentliche Leben in Edmonton veränderte. Nun jährt sich der wahrscheinlich spektakulärste Spielertausch der Eishockey-Geschichte zum 25. Mal. An eben diesem 9. August 1988 gaben die Edmonton Oilers und Los Angeles Kings bekannt, dass Wayne Gretzky nach vier Stanley-Cup-Siegen mit den Oilers in die damalige Eishockey-Diaspora Kalifornien wechselt.
In Kanada, wo sich der damals 27-jährige Gretzky gerade auf dem Höhepunkt seines Schaffens befand, war der öffentliche Aufschrei enorm. Bis in die höchsten Kreise der Politik reichte die Aufregung. Nelson Riis, der damalige Oppositionsführer im kanadischen Parlament, forderte sogar von der Regierung, die Transaktion zu verbieten. "Wayne Gretzky ist ein nationales Symbol, genau wie der Biber. Wie können wir erlauben, ein nationales Symbol zu verkaufen? Wir müssen Wayne in Kanada halten, damit die Kanadier ihren größten Eishockeyspieler aller Zeiten regelmäßig sehen können", forderte Riis.
Ein Zerwürfnis zwischen Gretzky und dem damaligen Oilers-Besitzer Peter Pocklington hatte schon Wochen zuvor die Weichen auf Trennung gestellt hatte. Beide Seiten verloren in den Tagen nach dem Transfer kaum Zeit, dies öffentlich festzustellen. So erklärte der von der kanadischen Öffentlichkeit stark in die Mangel genommene Pocklington nicht nur, dass Gretzkys Ego, das "so groß wie Manhattan" sei, ein Hauptgrund für den Deal gewesen sei; sondern schimpfte auch gleich noch, dass Gretzkys tränenreiche Abschiedspressekonferenz die Krönung von dessen Show gewesen sei. Dies wiederum rief Gretzkys Frau Janet auf den Plan, die Pocklington als Hauptgrund für den Tausch bezeichnete, weil dieser nur wenige Tage nach der Heirat von Wayne und Janet den Los Angeles Kings die Erlaubnis erteilt habe, mit Gretzky zu verhandeln. Somit habe Pocklington quasi den ersten Stein geworfen, um den Transfer einzuleiten.
Die Wahrheit lag damals aber wohl ein wenig anders. Denn Gretzky, dessen Gehalt im relativ kleinen Markt Edmonton "nur" knapp eine Million Dollar pro Jahr betrug, hatte offenkundig auch deswegen um einen Wechsel gebeten, da sich bei den Kings im ökonomischen Herzen Kaliforniens weitaus lukrativere Extraeinnahmen boten.
Während Edmonton auch ohne Gretzky 1990 ein fünftes Mal den Titel gewann, dauerte es in Los Angeles bis ins Jahr 2012, bis der Cup in die Höhe gestreckt werden durfte. Gretzky hatte da schon lange nichts mehr mit der Franchise zu tun. 1993 war er mit den Kings im Finale gegen Montreal gescheitert.
Dennoch: Erst dieser Transfer gilt bis heute als Hauptgrund dafür, dass sich das NHL-Eishockey auch tief im Süden der USA, in Märkten wie Kalifornien, Texas oder Florida etablieren konnte. Gleichzeitig bedeutete der Abgang Gretzkys in Edmonton trotz allem das Ende einer Ära der Dominanz, die womöglich noch mindestens ein halbes Jahrzehnt hätte andauern können.
Joachim Meyer/Michael Bauer