Ein wildes Spiel lieferten sich Deutschland und die USA.
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Mit guter Moral, aber einer weiteren Niederlage verabschiedet sich das deutsche Nationalteam von der WM in Weißrussland. Im letzten Spiel gegen die USA gab es trotz sehenwerter Treffer eine 4:5-Niederlage. Wie so oft bei diesem Turnier wäre mehr drin gewesen, aber Schwächen in der Defensive verhinderten gegen die Amerikaner durchaus mögliche Punkte. In einem teilweise wilden Coast-to-Coast-Hockey geriet die Cortina-Auswahl dreimal in Rückstand, gleich dreimal aus und kam auch nach dem 3:5 noch einmal auf 4:5 heran, zu mehr reichte es aber nicht mehr.
Stark ersatzgeschwächt musste das DEB-Team das letzte WM-Spiel angehen. Neben dem gesperrten Marcus Kink fehlten auch die Verletzten Justin Krueger, Benedikt Kohl und Felix Schütz. Dementsprechend wurden bis auf den bisher besten Block bei diesem Turnier, der Formation Oppenheimer, Hospelt und Noebels, alle Reihen umgestellt und neu formiert.
Das Spiel begann aus deutscher Sicht gleich einmal mit einem Kopfschütteln: Erst wurde in der 2. Minute eine grenzwertige Aktion eines Amerikaners neben dem deutschen Tor nicht geahndet und nur Sekunden später musste dafür Sinan Akdag für eine vergleichsweise ebenso harmlose Aktion auf die Strafbank. Die US-Boys zogen ein sehenswertes, aber im Abschluss nicht erfolgreiches, Powerplay auf. Immerhin: Danny aus den Birken wurde bei seinem ersten WM-Einsatz gleich einmal so richtig warmgeschossen. Kaum war das DEB-Team komplett, erzielte es einen Treffer. Aber es passt zu dieser WM, dass dieser nicht gegeben wurde: Nach einem Querpass von Leon Draisaitl fälschte Yannic Seidenberg den Puck mit dem Schlittschuh ab. Nach längerem Videobeweis entschieden die Referees nicht zu unrecht auf aktive Bewegung. Danach gab es Chancen wie hüben und drüben, aber keine Treffer.
Tore fielen dann im zweiten Drittel - und zwar gleich sechs Stück, wobei eines sehenswerter war als das andere: Erst legten die USA vor. Johnny Gaudreau spielte an zwei Deutschen vorbei einen überragenden No-Look-Pass auf Justin Abdelkader und der US-Kapitän netzte zum 0:1 ein. Aber nicht einmal zwei Minuten später erzielte Alexander Weiß sein erstes WM-Tor ähnlich spektakulär. Nach einem amerikanischen Fehler an der deutschen blauen Linie setzte er zum Alleingang an, wurde kurz vor dem gegnerischen Tor noch gefoult, aber im Fallen brauchte er den Puck um Tim Thomas herum zum Ausgleich im Kasten unter. Dann waren wieder die Nordamerikaner dran - und das in Unterzahl. Wie schon mehrfach in dieser Partie stand das deutsche Team im Powerplay viel zu offen und das wurde von Drew Shore bestraft. Dieser vernaschte mit einem starken Move durch die eigenen Beine erst Verteidiger Constantin Braun und ließ dann auch aus den Birken keine Chance. Die USA dezimierten sich aber weiter munter selbst und im fünften Powerplay des Tages war dann auch das DEB-Team erfolgreich. Und auch dieser Treffer war einer der Marke sehenswert. Nach einem Doppelpass mit Thomas Oppenheimer bediente Leon Draisaitl mustergültig Kai Hospelt, der am langen Eck nur noch den Schläger hinhalten musste. Wieder dauerte es aber nicht lange bis zum nächsten Tor der USA. Denen reichte ihr zweite Powerplay für den ersten Überzahltreffer. Erneut spielte Gaudreau einen genialen Pass, dieses Mal auf Matt Donovan, dessen Direktabnahme das 2:3 brachte. Aber Deutschland hatte in Form von Jung-Star Draisaitl die passende Antwort. An der Mittellinie nahm der Stürmer einen Pass von Torsten Ankert auf, düpierte zwei Abwehrspieler und tunnelte Thomas im Abschluss zum erneuten Ausgleich. Wie sehr das gesamte Team Draisaitl diesen Treffer gegönnt hatte, wurde beim anschließenden Jubel auf dem Eis und auf der Bank deutlich, hatte der 18-Jährige doch bisher bei diesem Turnier viel Pech im Abschluss.
Das Schlussdrittel begann erneut mit einer umstrittenen Strafzeit. Dieses Mal traf es Kai Hospelt und die USA zeigten einmal mehr ihre Klasse im Powerplay: Der überragende Gaudreau traf unter die Latte. Da der Puck sofort wieder heraussprang wurde der Treffer zunächst gar nicht erkannt und erst nach einem Videostudium bei der nächsten Unterbrechung rund 90 Sekunden später gegeben. Die Entscheidung freilich war völlig korrekt. Nach dem wilden Mittelabschnitt hatte sich das Spiel nun etwas beruhigt. Das DEB-Team war zwar bis zum Ende bemüht, aber Justin Abdelkader gelang in der 56. Minute die Vorentscheidung. Nach einem Schuss von Gaudreau, den aus den Birken nicht festhalten konnte, staubte der Stürmer der Detroit Red Wings zum 5:3 ab. Zwar gelang dem DEB-Team 117 Sekunden vor dem Ende in Überzahl noch einmal der Anschluss, zu mehr reichte es aber nicht mehr.
Deutschland - USA 4:5 (0:0, 3:3, 1:2)
Deutschland: Aus den Birken - Hördler, C. Braun; Ankert, Mo. Müller; Reul, Akdag - Rieder, Barta, Mauer; Oppenheimer, Hospelt, Noebels; Seidenberg, Draisaitl, Pietta; Plachta, Weiß, Ehliz;
Tore: 0:1 (21:44) Abdelkader (Gaudreau, Stapleton), 1:1 (23:32) Weiß, 1:2 (27:18) Shore (Petry - SH1), 2:2 (30:29) Hospelt (Draisaitl, Oppenheimer - PP1), 2:3 (32:53) Donovan (Gardiner, Gaudreau - PP1), 3:3 (35:13) Draisaitl (Ankert), 3:4 (42:23) Gaudreau (Gardiner - PP1), 3:5 (55:44) Abdelkader (Gaudreau), 4:5 (58:03) Rieder (Draisaitl, Hospelt - PP1); Strafminuten: Deutschland 8, USA 14; Zuschauer: 11.845.