Gernot Tripcke
Foto: City-Press
Die Zeit kurz vor dem Deutschland Cup ist traditionell auch die Zeit, in der man im Eishockey ein erstes Fazit zieht. Im Gespräch mit Eishockey NEWS blickt DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke auf die ersten Saisonwochen zurück.
Herr Tripcke, wie fällt Ihre Bilanz der ersten zwei DEL-Monate aus?
Gernot Tripcke: "Wir haben bisher eine sehr ausgeglichene Liga mit positiven wie negativen Überraschungen - der gute Start von Straubing, das Abschneiden von Iserlohn, Mannheim, das sich erst langsam berappelt. Ich denke, wir können zufrieden sein. Alles ist sehr eng, mit zwei Siegen kann man schnell mal sechs Plätze gut machen."
Sie haben die Ausgeglichenheit der Liga angesprochen, jeder kann wirklich jeden schlagen. Aber fehlen nicht ein, zwei absolute Top-Teams?
Tripcke: "Ich denke, diese Ausgeglichenheit ist gut für die Liga. Diese Tendenz hat sich ja in den letzten Jahren schon abgezeichnet. Ich finde es für die Zuschauer schöner als die Konstellation in der Fußball-Bundesliga, wo es nur darum geht, wie hoch der FC Bayern gewinnt und wie viel Lust sie gerade haben."
Aber in der CHL konnte man sich nur um Nuancen gegenüber dem Vorjahr verbessern. Auch die Zuschauerzahlen zeigen, dass diese Liga immer noch nicht so richtig angenommen wird.
Tripcke: "Das braucht Zeit. Wenn man die Zahlen mit der früheren European Trophy vergleicht, normalen Vorbereitungsspielen oder auch Dienstag-Spielen in der DEL in der Frühphase der Saison, dann können wir in Deutschland nicht unzufrieden sein. Der Modus hat uns dieses Jahr sportlich sicher geholfen, aber wir hätten uns mehr gewünscht. Aber das Premium-Produkt im Eishockey bleibt die nationale Liga. Das ist nicht vergleichbar mit der Champions League im Fußball und die CHL ist keine Konkurrenz für die Liga. Aber es ist eine schöne Ergänzung dazu und man muss der Liga Zeit geben."
Nächstes Jahr wird es aber für die deutschen Teams noch schwerer, denn die Vorrunde kollidiert mit der Olympia-Qualifikation.
Tripcke: "Es gibt gerade Gespräche, dass man die Vorrunde von Mitte August bis zum 9. September ausdehnt. Es wird Härtefälle geben, aber man wird auch Lösungen finden, wenn tatsächlich ein Club zum Beispiel mit fünf Abstellungen betroffen sein sollte."
In der DEL2 sind mittlerweile fast alle Spiele gegen Gebühr im Internet live zu sehen. Wäre das nicht auch ein Modell für die DEL?
Tripcke: "Grundsätzlich stehen die Fernsehverträge nicht dagegen. Aber das ist eine strategische Entscheidung der Sportsman Group. Denn solche Übertragungen sollten schon mindestens das Niveau unserer Freitag-Spiele haben. Zudem will man ja auch die eigentlichen Kernübertragungen nicht kannibalisieren."
Interview: Tobias Welck