Anzeige
Freitag, 11. Dezember 2015

Vorstand Böttcher: „Duisburg wusste davon“ Skaterhockey-Club Essen profitiert von hohem Medieninteresse und veranstaltet lustiges Quiz

Deutscher Meister im Inline-Skaterhockey: Die SHC Rockets Essen
Foto: Arndt

Skaterhockey in Essen und Eishockey in Duisburg. Diese Konstellation gepaart mit dem Rauwurf der Spieler Jan-Niklas Pietsch und dem anschließenden Trainerrauswurf von Tomas Martinec sorgt aktuell für großen Wirbel in der Oberliga Nord.

Die Füchse waren sehr erzürnt über den Vorfall und reagierten knallhart: "Ich habe das gar nicht gewusst", sagte Füchse-Chef Sebastian Uckermann auf die Frage, ob denn bekannt gewesen sei, dass Danny Albrecht und Jan-Niklas Pietsch für die Rockets Essen im Skaterhockey agieren. Beide spielen schon seit mehreren Jahren die artverwandte Sportart mit dem orangen Ball, diesmal auch in den Playoffs. Viele Bundesligisten setzen auf Eishockeyspieler, diese kommen meist aus den Oberligen, aber auch teilweise aus der DEL oder der DEL2.

"Fakt ist, dass die sportliche Leitung das definitiv gewusst haben muss", sagt Thomas Böttcher, 1. Vorsitzender des seit Samstag neuen deutschen Skaterhockeymeisters Rockets Essen. "Warum kommt Duisburg erst jetzt darauf, die Jungs haben fünf Wochen bei uns Playoffs gespielt, häufig waren Fotos in der Zeitung, auf denen auch noch Albrecht abgebildet war." Am Donnerstagnachmittag wurde auch klar, dass dem so war: Martinec habe von einem Spiel gewusst, erklärte Füchse-Chef Sebastian Uckermann. "Wir haben Albrecht damals sogar aus dem Urlaub abgeholt und mit nach Augsburg genommen", sagt Böttcher.

Böttcher hatte kurz überlegt, ob er Kontakt zu den Füchsen aufnehmen soll, sagt er. "Für uns war das Ganze jetzt aber ein netter Nebeneffekt, denn unser Name ist so oft wie sonst nie in der Presse aufgetaucht. So dick waren wir noch nie in den Zeitungen." Auch nicht 2014, als in der Kabine der Rockets eingebrochen worden war und Ausrüstung für mehrere Tausend Euro zerstört wurde.

Am Donnerstag erlaubten sich die Rockets auch noch einen Facebook-Spaß mit der Sache. Sie posteten ein Foto auf dem unter anderem Pietsch zu sehen ist und schrieben darunter: Was sagt unser Stürmer Dominik Luft nach dem Finale am letzten Samstag wohl zu seinem Mitspieler Jan-Niklas Pietsch? Als Antwortmöglichkeiten waren vorhanden:
a) komm zum Herner EV, denn wir haben die besten Fans der Liga?
b) die "Füchse" werden Stolz auf dich sein, endlich ein Deutscher Meister im Team?
c) hast du den Nibbi gesehen, der hat meine Zigarrenkiste??
d) cool das wir so ein geiles Hobby haben!

Was aber bedeutet dieser Vorfall für das Skaterhockey? Dort spielen in der 1. Bundesliga fast ausnahmslos Amateure. Gelder werden nicht bezahlt, mancherorts wird unter vorgehaltener Hand über Zahlungen spekuliert. "Bei uns in Essen bekommt kein Spieler Geld", sagt Böttcher. Jeder Spieler dürfe für 500 Euro Material bestellen und erhalte Trikots, Trainingsanzug und Polshirts.

Die Etats liegen bei allen zwölf Clubs im niedrigen fünfstelligen Bereich (also kaum mit Eishockey zu vergleichen), die Zuschauerzahlen liegen maximal bei einigen Hundert im Schnitt. Die Clubs bestreiten meist intensive Nachwuchsarbeit (von der Laufschule bis zu Junioren), gehen ihrem Sport, der in Turnhallen oder eigenen Skaterhockeyhallen gespielt wird, meist über rund zehn Monate im Jahr nach. Skaterhockey will auch eine Ganzjahressportart sein und hebt sich klar vom DIHL-Spielbetrieb ab, der zuletzt auf wenige Clubs zusammengeschrumpft ist.

Dennoch haben viele Skaterhockey-Clubs einen Nähe zu Eishockeyclubs, haben Spieler im Kader, die in den verschiedensten Ligen aktiv sind oder vom Eishockey ins Skaterhockey gewechselt sind. Einige Clubs sind auch an Eishockeystandorten entstanden. Manche Akteure spielen nur wenige Spiele, andere gehören seit Jahren zum Kader und versuchen, zweigleisig zu fahren.

Diskrepanzen gibt es immer wieder zwischen den Clubs. Einige, die nicht auf Eishockeyspieler setzen, werfen den mit Eishockeyspielern besetzten Clubs Wettbewerbsverzerrung vor. Erstmals wurde nun auch ein Team Meister, das mit mehreren Eishockeyspielern besetzt war. Bei den vorherigen Meistern Köln, Iserlohn oder Augsburg sind fast alle Spieler reine Skaterhockey-Akteure.

"Bei uns spielen viele Eishockeyspieler schon sehr lange, Danny Albrecht unter anderem seit 2008", sagt Böttcher. "Ich sehe das positiv, denn Eishockeyspieler heben das Niveau unserer Sportart. Wir werden immer mit ihnen zusammenarbeiten, auch wenn wir zur neuen Saison noch mehr Skaterhockeyspieler holen wollen." Unter anderem wechselt Nationaltorhüter Jonas Mende, Sohn von Roosters-Manager Karsten Mende, zur neuen Saison von den Samurai Iserlohn zu den Rockets. Zwei weitere Nationalspieler sollen folgen.

Böttcher weiß auch, dass "andere Vereine das nicht gern sehen. Aber die Jungs machen das als Spaß an der Freude und als Hobby. Sie tun der Sportart gut." Netter Nebeneffekt für die Rockets ist, dass Trainer Frank Petrozza auch noch das Eishockey-Oberliga-Team des Herner EV trainiert, der nun die neue Heimat von Pietsch und Albrecht werden könnte. "Wir haben eine sehr gute Kooperation", sagt Böttcher. Allerdings muss auch er zugeben: "Wenn sich ein Spieler beim Skaterhockey mal schwerer verletzt, kann das vielleicht auch ins Kippen geraten."

Michael Bauer


Anzeige
Anzeige

Notizen

  • vor 20 Stunden
  • Der EHC Red Bull München nimmt an drei Vorbereitungsturnieren teil: Lehner Cup (in Sursee und Zug, mit Bern und Zug), Red Bulls Salute (Zell am See, mit Rögle und Salzburg/Zug) und Warrior Cup (Kaufbeuren, mit Glasgow und Nürnberg/ESVK). Zudem testet der PENNY-DEL-Club gegen Graz (in Tölz).
  • gestern
  • Jan Suran verlässt die Eisbären Regensburg. Der 25-Jährige war die vergangenen zwei Spielzeiten Co-Trainer des DEL2-Clubs. Der Tscheche habe ein Angebot eines anderen Clubs angenommen, teilten die Eisbären mit.
  • gestern
  • Der ERC Ingolstadt stellt sich im Athletikbereich neu auf. Matthias Klein vom Therapiezentrum in Mailing arbeitet künftig als „Head of Performance“ für den Club aus der PENNY DEL. Kán Liebscher wird neuer Athletik-Trainer.
  • vor 2 Tagen
  • Die Straubing Tigers nehmen 2025 erstmals am Vinschgau Cup teil. Neben den Niederbayern sind Gastgeber ERC Ingolstadt (amtierender Titelverteidiger) sowie die ZSC Lions aus Zürich (amtierender Schweizer Meister und diesjähriger CHL-Sieger) gesetzt. Ein viertes Team wird in Kürze bekanntgegeben.
  • vor 2 Tagen
  • Zum ersten Mal werden Ende August vier Teams aus der PENNY DEL am traditionellen Eishockey-Vorbereitungsturnier der Dresdner Eislöwen teilnehmen. Neben den Eislöwen als DEL-Aufsteiger werden die Löwen Frankfurt, Grizzlys Wolfsburg und die Straubing Tigers dabei sein.
  • [mehr]
Anzeige

Die Eishockey NEWS-App

Lesen Sie jetzt alles über die schnellste Mannschaftssportart der Welt auf Ihrem Tablet oder Smartphone. Alle deutschen Ligen, die NHL und die europäischen Clubs finden Sie auf einen Klick. Mit allen Artikeln und Bildern.