Mathias Niederberger im deutschen Gehäuse stand am Freitagabend unter Dauerbeschuss.
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Viel Lehrgeld musste die deutsche Auswahl beim ersten Vorbereitungsspiel auf die Eishockey-WM 2018 am Freitagabend im russischen Sotchi bezahlen. Am Ende unterlag das Perspektivteam von Bundestrainer Marco Sturm vor der tollen Kulisse von über 11.000 Fans in der Olympiastadt von 2014 mit 1:4. Den einzigen Treffer für das deutsche Team erzielte Talent Marc Michaelis von der Minnesota State University. Gegen eine ebenfalls sehr junge russische Auswahl kam das deutsche Team kaum zu Chancen in der Offensive und wurde von der Sbornaja streckenweise in der eigenen Zone eingeschnürt. Erst im Schlussdrittel fing sich das deutsche Team und begegnete den Russen mehr oder weniger auf Augenhöhe. Der gut aufgelegte Mathias Niederberger im deutschen Gehäuse verhinderte eine höhere Niederlage gegen den Olympiasieger.
Von Beginn an steckte die russische Mannschaft, die in Abwesenheit von Nationaltrainer Oleg Znarok (noch in den KHL-Playoffs mit St. Petersburg beschäftigt) von Oleg Bratash betreut wurde, die Marschroute auf dem Eis klar ab. Läuferisch, physisch und spielerisch teils deutlich überlegen zeigten die russischen Youngster den DEB-Jungs deutlich ihre Grenzen auf. Logische Folge nach einer ersten Dauerdruckphase das 1:0 für die Sbornaja in der neunten Spielminute durch Artyom Ilyenko (21) von Lokomotive Yaroslavl. Da Niederberger zum Fels in der Brandung wurde, blieb es auch nach 20 Minuten beim noch relativ knappen Ergebnis trotz des russischen Angriffswirbels.
Im zweiten Drittel brachte sich die DEB-Auswahl durch Strafen erstmal selbst ins Hintertreffen. Ein Powerplay-Tor von Kirill Semyonov (23/Avangard Omsk) brachte den Gastgebern einen Zwei-Tore-Vorsprung ein. In der 33. Minute erhöhte erneut Ilyenko gegen offensiv leicht verbesserte DEB-Cracks auf 3:0 - das auch nach 40 Minuten Bestand hatte. Insgesamt leistete sich das deutsche Team in der defensiven Zone und im Aufbauspiel zu viele Scheibenverluste und so ging die klare Führung für Russland auch in Ordnung.
Erst im Schlussabschnitt war die Auswahl von Marco Sturm endgültig angekommen auf dem Eis. Immer öfter tauchten die DEB-Stürmer vor Russlands Goalie Alexander Sutnitsin auf. Und das zahlte sich aus: Marc Michaelis erzielte den 1:3-Anschlusstreffer (50.). Ausgerechnet der Youngster von der Minnesota State University (NCAA), der einen ähnlich erfolgreichen Weg wie Frederik Tiffels 2017 bestreiten will, nahm die Scheibe im Torraum aus der Luft und beförderte sie über die Linie.
Eng wurde es aber nicht mehr, weil Russland in Überzahl durch einen Treffer von Alexei Bereglazov auf 4:1 stellte - die endgültige Vorentscheidung und gleichzeitig der Endstand in einer Partie, in der die DEB-Talente viel lernen durften. Einmal mehr zeigte sich, dass die internationale Bühne für junge DEL-Profis gewaltige Herausforderungen bereit hält. Ergebnisse sind in der Vorbereitung bekanntermaßen zweitranging, aber auch das Geschehen auf dem Eis zeigte deutlich, welchen langen Weg das deutsche Team in Richtung WM in Dänemark noch gehen muss.
Bundestrainer Marco Sturm zum ersten Test: "Wir haben erwartet, dass wir auf einen harten Gegner treffen. In den ersten 40 Minuten war Russland das frischere und aktivere Team. Wir haben dann im Schlussdurchgang nochmal besser gespielt. Auf die letzten 20 Minuten können wir aufbauen."
Im zweiten Vergleich am morgigen Samstagnachmittag (Spielbeginn 16:00 Uhr, live bei SPORT1 im FreeTV) wird Dustin Strahlmeier von den Schwenninger Wild Wings sein Länderspieldebüt feiern. Ob das deutsche Team dann dem russischen Offensivdrang von Beginn an etwas entgegenzusetzen weiß, wird sich zeigen.
Sebastian Groß
DAS SPIEL IM STENOGRAMM:
Russland - Deutschland
4:1 (1:0, 2:0, 1:1)
Kader Deutschland: Niederberger - Zerressen, Daschner; Sezemsky, Ebner; Nowak, Wagner; Bender, Brückner - Krämmer, Loibl, Elsner; Holzmann, Danner, Schmölz; Michaelis, Höfflin, Uvira; Hafenrichter, Kammerer;
Tore: 1:0 (9:11) Ilyenko (Padakin), 2:0 (22:53) Semyonov (Yelesin, Tryamkin - PP2), 3:0 (32:10) Ilyenko (Koshelev), 3:1 (49:03) Michaelis (Uvira), 4:1 (54:05) Bereglazov (Mikheyev, Kagarlitsky - PP1); Strafminuten: Russland 8, Deutschland 14; Zuschauer: 11.171