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Sonntag, 28. Oktober 2018

Profischiedsrichter contra Profiliga Die DEL und der Fall Andrew Howard: Schiedsrichter verlässt Liga, erhebt schwere Vorwürfe, Geschäftsführer Tripcke aber wehrt sich

Andrew Howard.
Foto: City-Press

Der amerikanische Profischiedsrichter Andrew Howard hat die DEL verlassen und ist bereits Mitte Oktober nach Nordamerika zurückgekehrt. Schon am 19. und 20.10. war er wieder in der AHL im Einsatz und leitete dort die Partien der Texas Stars gegen die Iowa Wild. In der DEL war er zuletzt am 14. Oktober bei der Partie Augsburg gegen Wolfsburg (6:0) im Einsatz. Auf Nachfrage erklärte Howard am Samstag und Sonntag, dass er mit der Art und Weise, wie er behandelt worden sei, nicht einverstanden war und griff dabei vor allem DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke an. Zudem äußerte er Vorwürfe, die seine Bezahlung betreffen.

Zuletzt befanden sich Howard und die Liga in neuen Verhandlungen, denn er hatte zu Saisonbeginn zunächst einen Probevertrag bis 4. November erhalten. Die Liga hatte ihm ein neues Angebot unterbreitet, das neben dem Rest der aktuellen auch die kommende Saison beinhaltet hätte. Außerdem gab es eine Option für 2020/21. Doch Howard verließ Deutschland nach den vertraglich vereinbarten 20 Spielen, hätte aber bis zum Ende des Probevertrags noch bis zu acht weitere Partien leiten können. Tripcke erklärte, man sei mit seiner sportlichen Leistung sehr zufrieden gewesen.

Konkret äußerte Howard, der sich nach Angaben der Liga im Frühsommer selbst als Schiedsrichter angeboten hatte, folgende Vorwürfe: Die DEL habe zunächst mündlich zugesichert, Kosten für Flüge für ihn (für den alten Vertrag) und seine Familie (gültig ab dem neuen Vertrag nach dem 4. November) zu zahlen. "Das ist mir sehr wichtig und es ist Standard für nicht deutsche DEL-Spieler." Die Kosten dafür schätzte er zusammengenommen auf 3.500 US-Dollar (etwas mehr als 3.000 Euro). Tripcke verwies darauf, dass dies kein Bestandteil des alten Vertrags gewesen sei und von der Liga für den neuen auch nie angeboten worden sei.

Was Howard auch störte: Er sei nur wie ein Teilzeitschiedsrichter in der DEL oder DEL2 bezahlt worden. "Das Gehalt für den Rest der Saison war wenig, aber machbar für mich. Für die kommende Saison enthielt es eine Gehaltserhöhung und war respektabel."

Tripcke: "Sein Probevertrag war wie der von allen unseren jungen Profis dotiert. Zudem haben wir ihm einen Dienstwagen gestellt, eine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis erwirkt und ihm bei der Wohnungssuche geholfen. Die Vertragsverlängerung diese Saison hätte bereits eine Erhöhung mit sich gebracht, ab nächster Saison eine weitere. Offenbar hat er sich aber noch mehr Geld erhofft. Wir haben aber ein Gehaltsstufenmodell entwickelt, um in diesem Rahmen alle Profis fair zu behandeln." Howard erklärte dazu, dies sei nicht fair, denn der finnische Profischiedsrichter Aleksi Rantala verdiene rund 80.000 Euro pro Saison und sei ebenfalls im ersten Jahr in der Liga. Zwar hat dieser bereits bei Weltmeisterschaften gepfiffen, doch Howard, der in einem Apartment in einem Dorf 25 Kilometer von Iserlohn entfernt wohnte, sagt: "Das sollte im Zusammenhang mit Fairness so nicht zählen: Ich habe drei Jahre Erfahrung in der ECHL und zwei in der AHL."

Seine Ausgaben und Honorare seien zudem während seiner drei Monate in Deutschland unregelmäßig bezahlt worden (laut Vertrag am 15. jedes Monats), und er habe die Liga immer wieder per E-Mail und Textnachrichten daran erinnern müssen. Howard: "Die Zahlungstermine in meinem Vertrag und der Eingang der Zahlungen stimmten nicht überein. Die Zahlungen kamen am 17. August, 5. September, 20. September und 26. September. Das kann ich auch belegen." Tripcke sagt dazu: "Unsere Lohnbuchhaltung wird von einer renommierten Steuerberaterkanzlei erbracht. Auslagen werden gegen Nachweis und gesammelt regelmäßig erstattet - natürlich aber nicht jeder Beleg einzeln. Auf das Gehalt hat er sogar einen großen Teil als Vorschuss erhalten." Diesen bestätigte Howard am Sonntagabend: "Ja, denn ich hatte nicht mal Geld, um Benzin zu tanken, um zu den Spielen zu kommen."

Howard sagt, er hätte seinen neuen Vertrag letztlich auch nicht unterschrieben, weil es Differenzen zwischen der deutschen und der englischen Version gegeben habe und er deshalb Misstrauen gehegt habe. Tripcke: "Es war versehentlich die alte Laufzeit in der Übersetzung verblieben, die wir netterweise zum besseren Verständnis für ihn angefertigt haben. Bindend und zu unterschreiben wäre aber sowieso nur der telefonisch besprochene, korrekte deutsche Vertrag gewesen."

Howard weiter: "Alle diese Punkte zusammen haben in mir das Gefühl erzeugt, dass ich von der Liga, gerade von Herrn Tripcke, nicht willkommen geheißen wurde und dass meine professionellen Dienste etwas waren, das nicht von Bedeutung oder für meinen Arbeitgeber, die DEL, nur Nebensache war." Tripcke sei für ihn auch nie zu erreichen gewesen -weder per Textnachricht, E-Mail oder Anruf. Zudem sei er nun während der Verhandlungen mit ihm in Urlaub gegangen. Der DEL-Geschäftsführer weist die Vorwürfe zurück. Es habe Anfang Oktober ein zweistündiges persönliches Gespräch gegeben, zudem wurde der neue Vertrag in einer ausführlichen Telefonkonferenz, an der auch Schiedsrichterchef Lars Brüggemann teilnahm, mündlich festgelegt. Tripcke weiter: "Außerdem hat er meine Handynummer, angerufen hat er aber nie. Diverse E-Mails wurden bis zu seiner Absage und vorzeitigen Abreise ausgetauscht. Für weitere Nachverhandlungen bestand danach kein Anlass."

Howard erklärte trotz seiner Vorwürfe aber, dass er sich weiter eine Lösung erhoffe. "Ich habe meine Zeit in Deutschland und der Liga sehr genossen, möchte eine vertragliche Lösung und wieder zurückkehren." Denn er sei von Spielern, Trainer, Managern und auch den Schiedsrichterkollegen "mit sehr viel Respekt" behandelt worden. "Alle haben mich toll unterstützt und mir beim Einleben in Deutschland sehr geholfen. Die Liga hat ein sehr hohes Level, hat ein hohes Potenzial, was Entertainment und professionelles Eishockey angeht."

Gerade Brüggemann lobte er: "Er ist ein echter Profi und in meinen Augen der beste Schiedsrichterchef, den ich je hatte. Seine Weitsicht, Zielsetzung und Denkweise sind etwas, das ich noch nicht gesehen habe. Er ist ein Anführer und Pionier, was die Leitung des Schiedsrichterwesens angeht und er sollte viel mehr Wertschätzung erfahren als er bisher bekommt."

Eine Rückkehr nach Deutschland ist nach den Vorwürfen aber so gut wie ausgeschlossen, wenngleich Howard am Sonntagabend noch einmal bekräftigte: "Ich will zurückkommen. Das Gehalt für dieses und nächstes Jahr ist akzeptabel, ich möchte nur, dass meine Flüge für mich und meine Familie bezahlt werden." Weiter erklärte er, er habe für sein Vorgehen Zustimmung in der Liga erfahren. "Ich habe viele Textnachrichten erhalten, in denen es hieß: Gut gesagt und endlich steht mal einer auf."

Die Liga hatte das Ausscheiden Howards zunächst nicht kommuniziert und erst auf Nachfrage von Eishockey NEWS bestätigt. Tripcke begründet das damit, dass der Vertrag noch bis zum Deutschland Cup läuft.

Michael Bauer/Torsten Weiß


Kurznachrichtenticker

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  • Zum Auftakt von WM-Vorbereitungsphase 3 der DEB-Mannschaft ist Eishockey NEWS am Donnerstag, den 25.04.2024, beim Test-Länderspiel in Garmisch-Partenkirchen gegen Österreich wieder mit diversen Aktionen, unter anderem einer Tombola, im Olympia Eissportzentrum vertreten.
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  • Mit André Schrader, Tim Heffner und Andreas Hofer werden ein DEB-Schiedsrichter und zwei DEB-Linienrichter bei der Weltmeisterschaft der Top Division in Prag und Ostrava/Tschechien (10.-26. Mai 2024) mit dabei sein.
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