Hängende Köpfe gab es bei den Ravensburg Towerstars nach der 1:8-Klatsche in Frankfurt.
Foto: Hübner
Jiri Ehrenberger ist nicht mehr Trainer der Ravensburg Towerstars. Ja, Ehrenberger war der Trainer des Teams, das an 32 von 42 DEL2-Spieltagen an der Tabellenspitze stand. Zum Zeitpunkt der Entlassung am späten Samstagabend der Vorwoche befanden sich die Oberschwaben auf Rang drei und hatten lediglich zwei Punkte Rückstand auf Primus Weißwasser. Die Entscheidung von Geschäftsführer Rainer Schan kam vollkommen überraschend: Die Puzzlestädter gaben am gleichen Tag die Vertragsverlängerung von Kapitän Vincenz Mayer bekannt und hatten zum Zeitpunkt der Trennung weniger Spiele absolviert als die direkte Konkurrenz aus der Lausitz und Frankfurt. Die Chancen auf die Hauptrundenmeisterschaft stehen immer noch gut.
Auf den ersten Blick - vor allem auf die Tabelle - wirkt diese Maßnahme vollkommen überzogen. Bei Betrachtung der Hintergründe ergibt die Entscheidung Schans aber durchaus Sinn. Die Towerstars begeisterten in der ersten Saisonhälfte mit tollem Eishockey, brachen zuletzt aber komplett ein. Aus den letzten 20 Spielen unter Ehrenberger holte Ravensburg 27 Punkte. Nur die Playdown-Kandidaten Crimmitschau, Bad Tölz, Deggendorf und Freiburg waren in diesem Zeitraum schlechter. Das ist für ein Top-Team zu wenig. Ausschlaggebend war aber nicht nur die Formkurve, sondern auch einzelne Resultate. Die Tabellenführung gaben die Türme nicht einfach so ab, sondern kamen in Frankfurt mit 1:8 unter die Räder. Nach zwei schwierigen Spielzeiten, die mit "klar verpassten Zielen" jeweils in den Pre-Playoffs endeten, war der Geduldsfaden der Clubführung ohnehin nicht mehr der längste. Ehrenberger, der das Amt vor der Saison 2017/18 übernahm, bekam im Sommer 2018 noch einmal das Vertrauen. Das konnte er zuletzt eben nicht mehr zurückzahlen. Die Entscheidung ist dementsprechend hart, aber nachvollziehbar.
Ravensburg hat sich zu sehr auf dem Polster der fantastischen ersten Saisonhälfte ausgeruht. Geschäftsführer Schan will der Mannschaft mit dieser Veränderung nochmal neues Leben einhauchen. Und ein Trainerwechsel ist im Sport eben immer noch die einfachste Methode dafür. In diesem Fall war der Schritt aber besonders mutig. Denn das Potenzial, dass die ganze Aktion nach hinten los geht, ist auf jeden Fall gegeben.
Tim Heß
(Volontär)
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