Goalie Philipp Grubauer war bei seinem zweiten Einsatz der laufenden Weltmeisterschaft ein sicherer Rückhalt für das deutsche Nationalteam.
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Diese Bilanz kann sich mehr als sehen lassen: Das deutsche Eishockey-Nationalteam hat sich zum Abschluss der WM-Gruppenphase am Dienstagmittag trotz eines zweimaligen Rückstands einen überraschenden, letztlich aber nicht einmal unverdienten 4:2 (1:1, 1:1, 2:0)-Erfolg über Medaillenkandidat Finnland und damit den fünften Dreier im siebten Gruppenspiel gesichert. Mit nun 15 Zählern kann die Mannschaft von Bundestrainer Toni Söderholm die Gruppe A sogar noch auf dem dritten Tabellenplatz abschließen, sollten die USA am Dienstagabend gegen Kanada punktlos bleiben.
In Kosice verlief das erste Drittel lange nicht wirklich nach dem Geschmack der deutschen Mannschaft, war diese doch zunächst fast ausschließlich mit Verteidigungsarbeit beschäftigt. Dabei ließ die DEB-Auswahl, bei der der wieder einsatzfähige Philipp Grubauer zurück im Tor war und Leo Pföderl wieder für Lean Bergmann in den Angriff rückte, Abwehr-Youngster Moritz Seider allerdings weiterhin angeschlagen fehlte, zwar nicht allzu viele hochkarätige Chancen zu, doch als Harri Pesonen in der 16. Minute mit einem Abfälscher im Powerplay das 1:0 für Finnland erzielte, war diese Führung nichtsdestotrotz längst verdient.
Keine 120 Sekunden später kam das deutsche Team jedoch wie aus dem Nichts zum 1:1, als Marc Michaelis nach einem hervorragend getimten Rückhandpass von Matthias Plachta leichtes Spiel hatte und den finnischen Goalie Kevin Lankinen aus kurzer Distanz bezwang. Bemerkenswert: Es war nach bereits mehr als 17 gespielten Minuten der erste (!) Torschuss der Partie für die DEB-Auswahl, die nach dem Ausgleichstreffer allerdings sofort besser in die Begegnung fand und mehr Offensivschwung entwickelte.
In Führung gingen jedoch erst einmal wieder die Finnen, als Juhani Tyrväinen die Scheibe etwas mehr als vier Minuten nach Beginn des zweiten Abschnitts aus einer Spieler-Ansammlung heraus zum 2:1 für die Leijonat über die Linie drückte. Daraufhin war Finnland zwar auch im Mitteldrittel wieder über weite Strecken die etwas bessere Mannschaft, doch unter dem Strich hielt das deutsche Team nun deutlich besser mit als noch zu Beginn und kam auch immer wieder zu guten Gelegenheiten. Und knapp sieben Minuten vor der zweiten Pause sollte die deutsche Leistungssteigerung im Vergleich zum Auftaktabschnitt schließlich auch belohnt werden, als die finnische Defensive nach einem Zuspiel von Superstar Leon Draisaitl Dominik Kahun, der kurz zuvor bereits eine große Ausgleichschance gehabt hatte, im Slot vollkommen vergaß und der NHL-Angreifer von den Chicago Blackhawks aus der Drehung mit seiner Rückhand für das sehenswerte 2:2 sorgte. Somit war vor dem dritten Drittel alles offen und ein überraschender Punktgewinn für das Söderholm-Team durchaus in Reichweite, zumal die deutsche Mannschaft insbesondere in der Schlussphase des zweiten Abschnitts einen überzeugenden Eindruck hinterlassen hatte.
Und als Draisaitl keine fünf Minuten nach Beginn des dritten Drittels in Überzahl gegen den in dieser Situation nicht glücklich agierenden Lankinen die erste Führung für das DEB-Team markierte, durften die nicht allzu zahlreichen deutschen Fans in der Steel Arena sogar anfangen, ernsthaft von einem Dreier zu träumen. Tatsächlich verteidigte die DEB-Auswahl in der Folge enorm geschickt und hochkonzentriert, weshalb die Offensivbemühungen lediglich vereinzelte Möglichkeiten und keinen dauerhaften Druck hervorbrachten. Und als wiederum Draisaitl exakt 60 Sekunden vor der Schlusssirene per Empty-Net-Goal das 4:2 nachlegte, war der am Ende nicht einmal unverdiente deutsche Erfolg unter Dach und Fach.
Stefan Wasmer