NHL-Commissioner Gary Bettman.
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Die NHL hat in Person von Commissioner Gary Bettman am Montag ihr Schweigen nach dem Treffen mit Angreifer Akim Aliu vor einer Woche gebrochen und einen Vier-Punkte-Plan zur künftigen Bekämpfung von Missbrauchsfällen vorgestellt. Und das Statement des Liga-Bosses ist ein deutliches: „Unser Nachricht ist unmissverständlich: Wir werden Missbrauch jeglicher Art nicht tolerieren. Die Welt wandelt sich zum Guten. Das ist eine Gelegenheit und ein Moment für eine positive Veränderung – zum Wohle aller, die an der Sportart, die wir lieben, beteiligt sind.“
Folgende vier Punkte stellte Bettman am Montag in Aussicht:
1: Die Liga wird künftig kein Geheimhalten von Vorfällen durch Clubs bzw. deren Verantwortliche mehr akzeptieren. „Wir mögen keine Überraschungen – und die Bill-Peters-Situation war für uns eine komplette Überraschung“, so Bettman in seinem Statement. Wie mit den Verantwortlichen der Carolina Hurricanes, die diese Fälle möglicherweise nicht weitergegeben hatten, vorgegangen wird, ist derweil noch unklar. Sollte die Liga – in Person von Bettman selbst oder Vize Bill Daly – künftig nicht unverzüglich informiert werden, drohen jedenfalls den verantwortlichen Clubs und Personen „ernste disziplinarische Maßnahmen“. Wie diese genau aussehen sollen, wurde jedoch nicht mitgeteilt.
2. Für alle Cheftrainer, Assistenten, General Manager und deren Assistenten wird es künftig ein verpflichtendes jährliches Schulungsprogramm zum Themenkomplex Seelsorge, Missbrauchsbekämpfung und Vielfältigkeit geben. „Wir wollen einen Kulturwandel und klarstellen, welche Erwartungen wir an das Verhalten der Trainer und des weiteren Personals bei den Clubs haben“, so Bettman dazu. Das genaue Trainingsprogramm soll in Abstimmung mit der Spieler- und Trainergesellschaft von einem externen Unternehmen aus diesem Fachgebiet ausgearbeitet werden.
3. Künftig wird ungebührliches Verhalten von Club-Personal eine Strafe zur Folge haben – durch den Club selbst oder durch die Liga; oder von beiden Instanzen. Das Ausmaß der Strafen soll „von Fall zu Fall“ entschieden werden, so Bettman, was natürlich sehr viel Auslegungsspielraum lässt. „Es ist meine Absicht, dass es empfindlich wird“, so der Commissioner weiter. Inwiefern die NHL das umsetzt, wird die Zukunft erst zeigen.
4. Die Liga wird eine anonyme Plattform oder Hotline einrichten, auf der Missbrauchsfälle gemeldet werden können. Dort können Spieler, Clubpersonal oder Teamkollegen die Liga über Missstände jeglicher Art informieren. Bettman dazu: „Ich garantiere, dass wir alle Berichte ernst nehmen werden und den Fällen auf den Grund gehen.“
Erst wenn der Vier-Punkte-Plan in die Tat umgesetzt wurde, wird sich sein Erfolg zeigen. Das sieht auch Akim Aliu so, der mit seinen Anschuldigungen einen Großteil der Debatte losgetreten hatte (Eishockey NEWS berichtete): „Ich bin erfreut, dass der Commissioner viele der Änderungen, die wir bei unserem Treffern vorgeschlagen haben, aufgenommen hat. Jetzt beginnt die harte Arbeit, sich auf die Details zu konzentrieren und diese Politik auch umzusetzen, um den Sport vielfältiger, sicherer und verantwortungsbewusster zu machen“, so Aliu, Ex-NHL-Profi mit nigerianischer Abstammung, über Twitter.
„Nicht jeder wird sich mit den Methoden jedes Coaches anfreunden können. Doch es gibt Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen. Und körperliche Gewalt sowie rassistische und menschenverachtende Äußerungen überschreiten diese Grenzen ganz eindeutig“, so Bettman abschließend in seinem Statement. „Wir hoffen, der Vier-Punkte-Plan hilft uns dabei, besser zu definieren, welches Verhalten akzeptabel ist und welches nicht. Und wir hoffen, damit ein besseres Umfeld für Trainer und Spieler zu schaffen.“
Sebastian Groß