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Dienstag, 25. Februar 2020

Keine Möglichkeit für Augsburg und Bremerhaven Problem Hybridrasen: DEL-Geschäftsführer Tripcke über die schwierige Suche nach Standorten für ein Winter Game

DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke.

Foto: City-Press

Wieder Köln! Das waren die Reaktionen vieler Fans, als am Dienstag bekannt wurde, dass die Haie auch im Jahr 2021 das DEL Winter Game ausrichten würden. Auch das letzte Freiluftspiel im Januar 2019 (2:3 nach Verlängerung gegen Düsseldorf) fand in Köln statt. Statt der DEG sind diesmal die Adler Mannheim zu Gast im 50.000 Zuschauer fassenden Kölner RheinEnergieSTADION. Gespielt wird am 9. Januar 2021. Wie schwierig es allerdings ist, geeignete Standorte für ein solches Event zu finden, erklärt DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke im Interview.

Herr Tripcke, das Winter Game findet erneut in Köln statt. Gab es andere Bewerbungen?
Gernot Tripcke: „Wir haben dieses Jahr gar keine formelle Ausschreibung gemacht, weil sich relativ früh herausgestellt hat, dass es schwierig ist. Wir haben aber mit zwei, drei Interessenten auch über andere Konzepte außerhalb von Fußballstadien nachgedacht. Dann hat sich aber relativ schnell herausgestellt, dass das einzige Machbare für nächste Saison Köln war.“

Welche anderen Optionen gab es denn?
Tripcke: „Es gibt verschiedene Ideen, aber die sind noch im Anfangsstadium. Um etwas auszuholen: Neben dem Marketingaspekt für die Liga ist auch wichtig, dass das Event refinanzierbar ist. Das geht einmal durch Zuschauer, dann braucht man ein großes Stadion, das deutlich mehr Fans fasst, als die eigene Eishalle. Oder man braucht einen starken Sponsor, der daraus ein Event macht. In der Regel greift man aber zum Fußballstadion, weil die Infrastruktur vorhanden ist. Die große Problematik dabei ist, dass oftmals lokal keine sinnvollen Stadien vorhanden sind, oder in vielen der Hybridrasen verlegt ist.“

Was ist hier das Problem?
Tripcke: „Den Hybridrasen kann man nicht schnell mal neu verlegen. Der ist zum einen viel teurer als normaler Rollrasen, zum anderen braucht er viel länger, bis er wieder anwächst. Das dauert Wochen und Monate. Er ist bei vielen Fußball-Bundesligisten aber mittlerweile Standard, deshalb macht es die Auswahl an Stadien begrenzt.“

Was könnte man stattdessen machen?
Tripcke: „Plan B wären andere Standorte, die dann mit Stahlrohrtribünen oder Zusatztribünen ausgebaut werden. Da diese aber dann nicht so vielen Fans Platz bieten, braucht man einen lokalen Partner, der das Event mit Sponsoring finanziert. Oder man muss das Event so gestalten, dass man die Location zwei oder dreimal nutzt - nicht unbedingt nur für Eishockey, sondern vielleicht auch für ein Konzert. Man könnte das Ganze dann mehrere Wochen stehen lassen, damit es sich rechnet.“

Können Sie die vorhandenen Ideen mal konkretisieren?
Tripcke: „München hatte mal überlegt, am See des Olympiaparks etwas zu machen, dort ist man aber mit der neuen Halle jetzt genug beschäftigt. Ganz früher hatte wir mal nachgedacht, an die Skisprungschanze in Garmisch-Partenkirchen zu gehen. Dort aber nur ein Spiel mit ca. 15.000 Zuschauern zu machen, rechnet sich nicht. Da müsste man dann eine Mehrfachnutzung finden.“

Für Außenstehende und viele Fans wirkt es so, als wäre die Vergabe des Winter Games schwieriger geworden. Ist dem so?
Tripcke: „Ja, vor allem durch den Hybridrasen. In Augsburg war das ein Thema, Bremerhaven hätte auch gerne in Bremen gespielt. Dort war man schon ganz weit, dann wurde aber dort auch ein Hybridrasen verlegt. Es gibt einige vermeintlich kleinere Standorte, die mit einem Winter Game kokettiert haben, denen aber dann die Spielorte weggefallen sind. Die Anzahl der potenziellen Fußballstadien hat sich auf drei, vier verringert.“

Ich höre heraus, dass die Rasenthematik das Hauptproblem ist?
Tripcke: „Ja und daher muss man sich dann nach Alternativen umsehen. Diese sind aber schwer zu refinanzieren, weil sie kleiner und mit mehr Aufwand verbunden sind: Man braucht nicht nur die Eisfläche, sondern auch Tribünen und VIP-Räume. Dann macht das nur Sinn, wenn mehrere Veranstaltungen drin sind.“

Hat das DEL Winter Game seinen Reiz verloren?

 

Ist aus Ihrer Sicht für den Fan der Reiz verloren gegangen, sprich ein Winter Game wird langweilig? Bei den ersten Winter Games sah man viele auswärtige Trikots, der Kartenverkauf wird schwieriger. Auch in der NHL werden die Events lokaler.
Tripcke: „Ich glaube, der Hauptteil war auch bei uns schon immer lokal. Das ist aber Klagen auf hohem Niveau, wenn wir davon sprechen, ob jetzt 47.500 oder 49.000 Fans kommen. Klar ist ein Großteil der Fans aus der Region, aber eine Überfrachtung sehe ich nicht. Wir machen es alle zwei Jahre, die NHL macht mindestens drei pro Jahr. Das ist ein Unterschied – auch wenn die bald 32 Clubs haben.“

Gäbe es Alternativen für ein Event Game? Beispielsweise die Austragung im Sommer? Oder mehr Spiele (Nachwuchs, Hobby, DEL + DEL2) im gebuchten Stadion auszutragen?
Tripcke: „Das war ja beim DEL2-Spiel in Offenbach so. Da blieb die Fläche länger. Wenn man aus dem Fußballstadion herausgeht, bietet das ja auch Vorteile. Da könnte man das Event beispielsweise am 3. Oktober oder an Allerheiligen machen oder um Feiertage herum zwei Spiele veranstalten und dann ein Konzert dranhängen, wenn nicht gerade Winter ist. Da müssen verschiedene Komponenten zusammenkommen und es gibt auch Ideen. Aber das muss erst ausgearbeitet werden und deshalb haben wir gesagt, wir machen jetzt noch einmal das klassische Winter Game im Fußballstadion.“

Wie wichtig ist das Winter Game für die Außendarstellung der DEL, auch im Hinblick auf überregionale Berichterstattung?
Tripcke: „Dadurch, dass wir in den letzten zwei, drei Jahren durch MagentaSport, SPORT1 und die öffentlich-rechtlichen Sender eine deutlich bessere Präsenz haben, hat das Spiel nicht mehr diese mediale Alleinstellung oder Leuchtturmfunktion wie zu den Zeiten, als wir noch bei Sky im Bezahlfernsehen waren. Trotzdem ist es schon wichtig, dass man aus der Hardcore-Zielgruppe auch herauskommt – vergleichbar mit dem Playoff-Finale oder der Nationalmannschaft. Man erreicht weiterhin mehr und andere Menschen.“

Was würden Sie sich denn persönlich wünschen? Wo könnte ein Spiel 2023 stattfinden?
Tripcke: „Ich bin da total entspannt. Ich fände es schön, wenn es logistisch und wirtschaftlich mal außerhalb eines Fußballstadions funktioniert. Gleichzeitig muss man aufpassen, dass es nicht so exotisch ist, dass kein Fan dabei sein kann. Wir machen es nicht zum Selbstzweck und als Fernsehevent, sondern in allererster Linie für die Fans. Mit dem Helikopter auf einen Berg zu fliegen hört sich lustig an, aber da ist der Shitstorm vorprogrammiert.“

Interview: Michael Bauer


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