Sena Acolatse (29)
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Das Schicksal des nach einem gewaltsamen Polizeieinsatz in Minneapolis verstorbenen Afroamerikaners George Floyd bewegt die Welt und hat in den USA, aber auch außerhalb der Vereinigten Staaten eindrückliche Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt ausgelöst. Dabei haben sich in den vergangenen Tagen auch zahlreiche große Namen aus der Eishockeywelt mit der schwarzen Community solidarisiert und sich mit ausführlichen Statements in den sozialen Netzwerken gegen Rassismus positioniert.
Mit Twitter- und Instagram-Beiträgen allein wird der Kampf gegen Rassismus allerdings nicht zu gewinnen sein. „Diese Statements sind schön, denn sie zeigen Unterstützung. Ich denke aber nicht, dass es den Unterschied machen kann, wenn Eishockeyspieler diese Dinge sagen. Es liegt an den Leuten in den Leuten in der Regierung und diesen Positionen, Systeme zu implementieren, um die Denkweise der Menschen zu ändern", sagt Defender Sena Acolatse vom DEL-Club Straubing Tigers dementsprechend auch im Interview mit Eishockey NEWS.
Darin spricht der 29-Jährige auch über einige persönliche Erfahrungen. „Der Grund, warum meine Mutter und mein Vater mit uns nach Kanada gezogen sind, war, dass sie nicht wollten, dass wir als schwarze Kinder in den USA aufwachsen", macht der in den Vereinigten Staaten geborene, allerdings in Kanada aufgewachsene Acolatse etwa den Unterschied zwischen den beiden nordamerikanischen Ländern deutlich.
Offen von seinen Erlebnissen berichtet auch Martin Hyun: „Nach dem Mauerfall war es nie eine Freude für mich, in den neuen Bundesländern zu spielen. Hier wurde ich oft von Gegnern und Zuschauern rassistisch beleidigt – unter anderem mit Rufen wie 'Schlitzauge!', 'Reisfresser' oder 'Spiel doch lieber auf dem Reisfeld!' Aber auch in Augsburg, als ich für die Krefeld Pinguine spielte, riefen die gegnerischen Fans asiatische Gerichte wie 'Nasi Goreng', um mich zu beleidigen. Das waren keine schönen Momente. Ich fühlte mich dem hilflos ausgesetzt. Niemand ergriff für mich Partei", erzählt der koreanischstämmige Ex-DEL-Angreifer im Gespräch mit Eishockey NEWS.
Hyun ist einer der Mitgründer des Vereins „Hockey is Diversity", der sich aktiv gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Diskriminierung einsetzt. Der 41-Jährige weiß daher genau: „Es reicht nicht aus, Social-Media-Trends zu folgen, nur weil es hip ist, durch einen Hashtag oder ein schwarzes Bild zu zeigen, dass man eine antirassistische Haltung hat. Man muss tiefer in die Materie gehen und verstehen, was Rassismus bedeutet und was struktureller Rassismus bedeutet und verursacht."
Umso erfreulicher sind folglich Beispiele wie Bostons Kapitän Zdeno Chara oder Star-Center Tyler Seguin von den Dallas Stars, die im Kampf gegen Rassismus nicht nur Social-Media-Statements veröffentlicht, sondern sich aktiv den Demonstrationen angeschlossen haben. „Ich denke, dass ich Menschen immer gleich behandelt habe, aber ich habe nun das Gefühl, dass ich eine Verantwortung habe, mehr zu tun", erklärt Seguin – und setzt mit seinem Engagement ein wichtiges Zeichen.
Die ausführlichen Interviews mit Sena Acolatse und Martin Hyun sowie eine Story über die Reaktionen aus der NHL auf die derzeitigen Geschehnisse in den USA lesen Sie in der aktuellen Printausgabe der Eishockey NEWS, die ab sofort im Zeitschriftenhandel erhältlich ist!