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Sonntag, 19. Juli 2020

Großclubs in Seenot Slowakei: Neuer Besitzer bei Slovan Bratislava, HC Kosice meldet trotz verfehltem Spendenziel für neue Saison

Slovan Bratislava, der populärste Eishockeyclub der Slowakei, startet mit dem neuen Besitzer Rudolf Hruby einen Neuanfang.
Foto: imago images/CTK Photo

Der slowakische Rekordmeister Slovan Bratislava hat einen neuen Besitzer. Es ist Rudolf Hruby, der Unternehmer und Mitbegründer der Softwarefirma ESET. Laut der Fachzeitschrift Forbes verfügt Hruby über ein Vermögen von 630 Millionen Euro, er gilt damit als der siebtreichste Slowake.

Hruby übernimmt den Traditionsverein von Juraj Siroky, der ihn über 20 Jahre lang führte – und zuletzt hoch verschuldete. „In den nächsten Tagen werden alle rechtlichen Formalitäten bei der Übergabe des Vereins vollzogen“, informierte Slovan in einer Mitteilung. Damit scheint klar: Der populärste slowakische Club startet einen Neuanfang.

Und es wird eine neue Ära mit einem alten Bekannten: Maros Krajci, der langjährige Generalmanager der Donaustädter, kehrt nach drei Jahren an seine alte Wirkungsstätte zurück. Mit Krajci als Manager wurde Slovan sechs Mal Meister. Jetzt haben ihn Vertreter des neuen Besitzers beauftragt, die Vorbereitungen des Clubs auf die neue Saison als Chefberater und Koordinator zu leiten. In dieser Funktion beginnt er offiziell ab 1. August.

Doch welche Ironie des Schicksals: „Der HC Slovan steht nicht zum Verkauf. Er ist die größte, teuerste und mit höchstem Prestige versehene Sportmarke der Slowakei.“ Dies sagte Krajci vor vier Jahren gegenüber der slowakischen Tageszeitung SME, als er noch in Amt und Würden war. 17 Jahre war er bei Slovan die rechte Hand von Clubeigner Juraj Siroky. Vor drei Jahren aber musste er dort seinen Hut nehmen.

Schon damals war Slovan in finanziellen Nöten. Spieler, die mit großen Versprechungen zu den Himmelblauen an die Donau gelockt wurden, wurden oft nur zu Beginn einer Saison vertragsgerecht entlohnt. Danach mussten sie oft monatelang auf ihre Gehälter warten, und bei einem Abgang zum Saisonende blieben auch Ratenzahlungen für die Tilgung der Schulden nicht aus. Derzeit ist Slovan aber nicht nur den Profis gegenüber im Minus, sondern hat auch Verbindlichkeiten gegenüber der Stadt betreffs der Miete für das Eisstadion, und zwar in Höhe von über 600.000 Euro.

Die Übernahme der Schulden – genau das war schließlich der ausschlaggebende Grund, warum der neue Besitzer jetzt Hruby heißt. Ein zweiter Bewerber wollte dieses Risiko nicht mittragen. Doch so oder so: Die Ära Siroky, der mit Slovan in der KHL für sieben Jahre aufs Glatteis ging, ist zu Ende – nach fast 25 Jahren im Verein und 18 Jahren als Clubeigner.

Rund 400 Kilometer östlich in Kosice aber wäre man froh, wenn man schon einen neuen Großgeldgeber hätte. Bereits im März hat Clubpräsident Julius Lang verkünden müssen, dass dem slowakischen Co-Rekordmeister (wie Slovan acht Titel) Schulden in Höhe von 330.000 Euro drücken. Und Corona verstärkte diesen Druck noch. Denn auf einmal fehlten dem Club 70 Prozent seiner fest eingeplanten Einnahmen – weil Generalpartner U.S. Steel Kosice (40 Prozent) absprang, und Einnahmen aus dem Ticketverkauf (30 Prozent) wegen des frühzeitigen Saisonendes verlorengingen.

Ab April bat der HCK, bei dem der Verbleib des deutschen Cheftrainers Peter Draisaitl weiterhin offen ist, daher überall um Unterstützung – bei relevanten Institutionen, Unternehmen und in der Bevölkerung. Doch es bewegte sich nicht viel. Ein fast schon letzter Strohhalm war der Aufruf an das HC Kosice Community Forum, eine außerordentliche Spendensammlung zu initiieren. Sie begann am 1. Juli und wurde bis zum 15. Juli ausgerufen. Statt der angestrebten 700.000 Euro kamen aber nur 30.000 Euro zusammen – eigentlich zu wenig, um sich für den Spielbetrieb der nächsten Saison in der Extraliga anzumelden. Die Verantwortlichen des Clubs um Präsident Lang haben es dennoch getan, um die Hoffnung hochzuhalten. „Trotz der anhaltend ernsthaften und ungünstigen Lage und Unsicherheit hat die Führung des HC Kosice entschieden, ihre Bemühungen fortzusetzen, um auch in der nächsten Saison Männer-Eishockey in Kosice zu gewährleisten. Der HC Kosice schickt die Anmeldung für die kommende Saison der Extraliga ab“, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme des Clubs, die auf dessen Webseite veröffentlicht wurde. Daneben habe auch der slowakische Eishockeyverband signalisiert, bei den Konditionen für die Anmeldung zu helfen, hieß es. Und die Spenden laufen weiter. Deshalb dankte der Marketing-Direktor des Clubs, Stanislav Mucha, schon einmal mit den Worten: „Wichtig ist nicht die Höhe der Spendensumme, sondern die moralische Unterstützung.“

Zwei große Clubs des slowakischen Eishockeys sind in Seenot geraten: Beide warfen den Rettungsanker, doch jeder nimmt seinen eigenen Kurs, um das rettende Ufer zu erreichen.

Lothar Martin


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