Nachdenklich: IIHF-Präsident René Fasel
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Die Top-Turniere des Eishockey-Weltverbandes sollen stattfinden, dagegen wurden insgesamt 18 Turniere der Männer und Frauen der unteren Leistungsklassen sowie der Nachwuchskategorien wegen der anhaltenden Corona-Pandemie abgesagt. Damit folgte man einem Rat der so genannten „COVID-19 Expert Group“. Dies bedeutet auch: Die Herren-Weltmeisterschaft in Riga und Minsk (geplant vom 21. Mai bis 6. Juni) bleibt ebenso im Turnierkalender bestehen, wie die Junioren-Weltmeisterschaft (25. Dezember bis 5. Januar in Edmonton), das U18-Turnier (15. bis 25. April in Plymouth und Ann Arbor/USA) und die Weltmeisterschaft der Frauen (7. bis 17. April in Halifax und Truro/Kanada).
Dass Weißrussland, wo es nach der umstrittenen Wiederwahl von Alexander Lukaschenko massive Proteste gibt, nach wie vor als Gastgeber für die WM steht, sorgt weltweit für Kritik – besonders aber bei Co-Gastgeber Lettland, der nicht mehr gemeinsam mit Weißrussland das Turnier austragen will. Im September wurde deshalb eine Expertenkommission ins Leben gerufen. Diese kam nun zu dem Ergebnis, dass beide Länder dieses Turnier nicht wie von der IIHF gewünscht durchführen können.
Es scheint wie ein Entzug der Rechte von Weißrussland auf Raten, will sich die IIHF doch nicht in politische Belange einmischen: „Ernsthafte Diskussionen“, hätten die Ergebnisse der Expertengruppe im IIHF-Council ausgelöst, wird IIHF-Präsident René Fasel auf der Homepage des Weltverbandes zitiert. „In Belarus gibt es Vorfälle, die wir ernst nehmen müssen. Denn es gibt ein großes Risiko, dass die aktuellen Herausforderungen in Minsk, die Regierungsposition des lettischen Co-Gastgebers und die COVID-19-Pandemie im Jahr 2021 erhebliche Auswirkungen auf die Weltmeisterschaft in Minsk und Riga haben werden.“ In einer normalen Saison könnten beide Länder ihren Verpflichtungen zur sicheren Durchführung nicht nachkommen, sagte der Präsident.
Es sei deshalb fraglich, ob das Turnier dort stattfinden könne. Allerdings gab sich Fasel diplomatisch. Es sei noch mehr Zeit nötig, um die Situation zu analysieren. Gegenüber watson.ch hatte Fasel Anfang November bestätigt, dass Russland sich als Ersatzgastgeber angetragen habe.
„Wir müssen sicherstellen, dass eine WM in einem sicheren und verantwortungsvollen Umfeld stattfindet“, sagte Fasel. Der Expertenreport sei nun ein erster Schritt zu einer Entscheidung gewesen. „Wir müssen alles dafür tun, das Turnier mit den eingeteilten Gastgebern zu veranstalten, aber vorher müssen wir feststellen, ob es sicher ist, dort zu spielen und ob die beiden Gastgeber weiterhin bereit sind, miteinander zu arbeiten.“ Letzteres lehnt Lettland weiterhin klar ab.
Michael Bauer