Marc Michaelis im Trikot der Vancouver Canucks.
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Nationalspieler Marc Michaelis von den Vancouver Canucks war wie viele seiner Teamkollegen mit dem Coronavirus infiziert. Der 25-Jährige berichtet über die Zeit in der Quarantäne, die Diskussionen über die Rückkehr in den Spielbetrieb und seine persönliche Sicht auf seine erste NHL-Saison, die ganz anders als erwartet verlaufen ist.
Herr Michaelis, wie geht es Ihnen nach Ihrer Corona-Infektion?
Marc Michaelis: „Das Einzige, das mir noch fehlt, ist die Kondition. Wenn man als Eishockeyspieler mal zweieinhalb Wochen nicht auf dem Eis war, ist das das Entscheidende. Aber das ist auch nur eine Frage der Zeit. Wir haben ja jetzt jeden zweiten Tag oder öfter ein Spiel.“
Wie schlimm waren die Symptome und wann haben Sie selbst gemerkt, dass Sie vielleicht infiziert sind?
Michaelis: „Es war etwas kurios, wenn man das so sagen kann. Wir bekommen jeden Tag zur selben Zeit die Nachricht mit unseren Testergebnissen. Es war an einem Freitag, da waren zehn Spieler infiziert. Mein Test war aber negativ. Doch schon ein paar Stunden später bekam ich Schüttelfrost, Kopfschmerzen und habe mich nicht mehr wohlgefühlt. Am nächsten Morgen dann dasselbe: wieder Schüttelfrost. Da dachte ich mir schon: Es kann wohl nicht sein, dass ich kein Corona habe. Diese Symptome kann ich mir ja nicht einbilden. Gleich am nächsten Tag wurde ich dann auch positiv getestet.“
Wusste man da schon, woher es kam? Hat es ein Einzelner in die Mannschaft getragen?
Michaelis: „Ich schätze, ja, denn am Anfang war ein Spieler positiv. Wahrscheinlich hat nur ein Training gereicht, um über 20 Leute zu infizieren. Wir hatten aber sehr strenge Maßnahmen: Wir sind auf drei Kabinen verteilt, haben spezielle Zeiten im Kraftraum, tragen Masken. Die Kontakte waren schon auf ein Minimum reduziert.“
Was ist nach Ihrem Test passiert?
Michaelis: „Natürlich hieß es: Bleib erst einmal zu Hause. Ich war drei oder vier Tage nach dem ersten Fall in der Mannschaft selbst positiv. Danach war ich zehn Tage in Quarantäne in meinem Apartment. Das ist eine Komplettisolation. Am zehnten Tag durfte ich raus, und im Krankenhaus wurde ein EKG gemacht. Ein Kardiologe hat mein Herz genau untersucht, ob nicht irgendwas verändert ist. Gott sei Dank war nichts und am nächsten Tag durfte ich schon wieder aufs Eis.“
Wie war die Unterstützung des Teams? Wie oft wurde nach Ihnen gesehen?
Michaelis: „Das war einfach super. Die Unterstützung war toll. Beinahe jeden Tag hat einer der Teamärzte nachgefragt, ob wir etwas brauchen und wie wir uns fühlen. In der Halle gibt es Köche, die uns Spielern in den Apartments Essen vorbeigebracht haben. Wir waren rundum versorgt.“
Sie haben zu Beginn der Saison lange auf Ihr erstes Spiel warten müssen, im Taxi Squad kaum trainiert. Dann kam Ihre Corona-Infektion. Mal ehrlich, verliert man bei einer solchen Saison eigentlich auch manchmal die Motivation?
Michaelis: „Ich würde es so sagen: Mental ist das alles sehr anstrengend und zermürbend. Ich hatte vor meinem ersten NHL-Spiel vier Monate gar kein Spiel. Dann kam ich etwas in den Spielfluss, dann kam Corona und ich war wieder draußen. Jetzt spiele ich wieder. Noch habe ich nicht die Kondition, um alle Tage zu spielen. Dann weiß man auch nicht, ob man immer drankommt. Das alles zehrt an einem. Allerdings ist das auch Teil des Jobs hier und dafür werden wir bezahlt. Wenn in der Kabine meine Nummer an die Tafel geschrieben wird, muss ich mein Bestes geben – egal, was davor passiert ist.“
Interview: Michael Bauer
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