Zeigten zum WM-Auftakt gegen Italien mit je drei Scorer-Punkten ihre Offensivqualitäten: Marcel Noebels und Lukas Reichel von den Eisbären Berlin.
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Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft wurde zum WM-Auftakt 2021 in Lettland ihrer Favoritenrolle gerecht und besiegte Italien am Freitagnachmittag mit 9:4. Nach einem zerfahrenen Auftaktdrittel schossen sich die Jungs von Bundestrainer Toni Söderholm mit fünf (!) Toren im zweiten Abschnitt einen beruhigenden Vorsprung heraus. Gegen die ersatzgeschwächte italienische Auswahl, die corona- und verletzungsbedingt auf zahlreiche Leistungsträger verzichten musste, brillierte besonders die Reihe um Marcel Noebels, Leonhard Pföderl und Lukas Reichel vom deutschen Meister Eisbären Berlin. Noebels, zum zweiten Mal in Serie "Spieler des Jahres" in der PENNY DEL, wurde auch zum besten deutschen Akteur der ersten WM-Bewährungsprobe für die DEB-Auswahl gewählt.
Die deutsche Auswahl begann zum WM-Auftakt mit Felix Brückmann (Adler Mannheim) im Gehäuse und Mathias Niederberger vom Meister aus Berlin als Backup. Kapitän Moritz Müller bildete zusammen mit Top-Youngster Moritz Seider das erste Defensivduo. Im Angriff setzte Söderholm auf Reihen, die sich aus ihren Teams der PENNY DEL (Mannheim, Berlin) oder aus früheren Zeiten (Nachwuchs Landshut) kennen. Nicht aufgestellt waren zum WM-Auftakt Verteidiger Dominik Bittner sowie die Stürmer John Peterka, Daniel Fischbuch und Andreas Eder sowie der noch nicht lizenzierte dritte Torhüter, Niklas Treutle.
In einem noch recht zerfahrenen ersten Abschnitt hatte das deutsche Team ein Chancenübergewicht und ging durch den zweifachen Stanley-Cup-Sieger Tom Kühnhackl in Führung (16.). Der gebürtige Landshuter machte in Riga dort weiter, wo er 2016 bei der Olympia-Qualifikation aufgehört hatte. Es folgten jedoch 25 Schocksekunden für das deutsche Team: Mit einem Doppelschlag stellte Italien nämlich auf 2:1 für den Außenseiter. Zunächst hatte Lukas Reichel die Azzurri zu einem vom ehemaligen Iserlohner Alex Petan erfolgreich abgeschlossenen Konter eingeladen. Weniger später hatte Luca Frigo zu viel Platz vor dem deutschen Gehäuse und stellte den Spielverlauf bis hierhin auf den Kopf. Das 2:1 für die Italiener schockte die DEB-Auswahl aber nur kurz und Kapitän Moritz Müller stellte noch vor der ersten Drittelpause mit einem Direktschuss auf 2:2.
Im zweiten Drittel legte die deutsche Mannschaft dann – offensiv wie defensiv – einen Gang zu und kam endgültig beim WM-Turnier in Lettland an. Fünf Treffer erzielte die Auswahl von Toni Söderholm in den zweiten 20 Minuten! Tobias Rieder, Freddy Tiffels, Lukas Reichel und Marcel Noebels (2x) waren für das deutsche Team erfolgreich. Besonders die Meisterreihe der Eisbären um Leonhard Pföderl sowie die Torschützen Noebels und Reichel fand immer mehr Gefallen am Spiel – und Reichel konnte mit einem Tor und einer Vorlage im zweiten Drittel seinen Fauxpas vor dem 1:1 wieder gutmachen.
Der zweite Abschnitt wäre ein in allen Belangen gelungener gewesen, hätte nicht DEB-Verteidiger Jonas Müller kurz vor Drittelende einen unnötigen Bandencheck gegen Frigo gefahren. Für Müller war die Partie aufgrund einer absolut berechtigten Spieldauer-Disziplinarstrafe daraufhin beendet und Deutschland startete mit einer langen Unterzahl in den Schlussabschnitt. Nachdem die DEB-Auswahl eine doppelte Unterzahl zunächst gut meisterte und bei angezeigter Strafe gegen Italien durch Matthias Plachta sogar auf 8:2 erhöht hatte, fing man sich in der Folge noch zwei Powerplaytore der Italiener, ehe man wieder komplett war.
Nach einem weiteren Treffer für das deutsche Team durch Pföderl (49.) zum 9:4 begann die Suche nach dem zehnten Tor zum Auftakt. Das wollte nicht mehr gelingen, doch Deutschland verwaltete den Fünf-Tore-Vorsprung in der Folge souverän mit viel Puckbesitz. Drei Pflichtpunkte für die DEB-Auswahl waren so der am Ende absolut verdiente Lohn. Was die Konstanz über 60 Minuten angeht, hat das deutsche Team mit Blick auf das zweite Turnierspiel gegen Norwegen (am Samstag, 11:15 Uhr deutscher Zeit, live bei SPORT1) noch verständlicherweise Luft nach oben.
Sebastian Groß