Kevin Gaudet
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„Es war, als hätte mir ein Pferd in die Eier getreten." So beschrieb Kevin Gaudet, der scheidende Trainer der Tölzer Löwen, seine Gefühle nach der Saison 2021/22. Der langjährige Erfolgscoach der Bietigheim Steelers, der mit dem Club aus dem Ellental zwischen 2013 und 2018 drei Zweitliga-Meisterschaften feierte, konnte den Tölzer Abstieg aus der DEL2 in die Oberliga nicht verhindern. Dabei verliefen die ersten beiden Spielzeiten bei den Oberbayern mit Platz 5 (2019/20) und Platz 2 (2020/21) für den Kanadier ebenfalls erfolgreich.
Nach den zahlreichen Abgängen im Sommer 2021 wusste der 58-Jährige um die schwierige Ausgangslage. „Viele Freunde haben mir gesagt, dass es mit dieser Mannschaft unglaublich schwer wird. Aber ich habe riesigen Respekt vor Präsident Hubert Hörmann. Das ist ein hervorragender Mensch und ich wollte ihn nicht im Stich lassen“, begründet Gaudet seinen Verbleib.“ So zog er das dritte Jahr am Standort noch durch – und fand sich in einer schwierigen Situation wieder. Die Löwen traten aus finanziellen Gründen stets mit einem kleinen Aufgebot an, während sich die Konkurrenz verstärkte. Es gab Unstimmigkeiten hinter den Kulissen. Die abgewanderten Leistungsträger konnten nicht ersetzt werden. „In meiner 31-jährigen Trainerlaufbahn war das zweifelsohne die härteste Saison. Wir haben mit unserem Minikader über einen langen Zeitraum jeden zweiten Tag gespielt“, sagt Gaudet daher im Interview mit Eishockey NEWS und ergänzt: „Trotzdem muss man die Mannschaft immer wieder motivieren. Ich forderte immer: 'Extra, extra'. Aber irgendwann sind die Spieler dann halt platt, schauen dich blöd an und sagen: 'Extra? Es gibt kein Extra mehr!' Das war nach den vielen erfolgreichen Jahren in meiner Karriere eine krasse Erfahrung.“
Nun beginnen für Löwen-Geschäftsführer Ralph Bader die sportlichen Planungen für die Oberliga. „Wir arbeiten daran, eine wirtschaftliche Basis zu schaffen. Es ist verdammt schwer, die richtigen Spieler zu finden,“ erklärt Bader dazu. Er will zudem schnell den Blick nach vorne richten und keine Klage gegen den drohenden Abstieg aus Liga zwei einreichen. Immerhin sei man ja auch noch erster Nachrücker. „Wir haben, seit ich in Bad Tölz bin, Ruhe im Umfeld. Es war absolut richtig, dass alte Zöpfe abgeschnitten wurden.“ Nun braucht es noch einen neuen Coach: "Wir müssen einen passenden Trainer zum neuen Konzept finden. Wir müssen kleinere Brötchen backen und das ehrlich nach außen verkaufen, dann wird das auch akzeptiert", ist sich Bader sicher.
In der aktuellen Ausgabe von Eishockey NEWS finden Sie das komplette Interview mit Kevin Gaudet sowie weitere Hintergründe zur Situation bei den Tölzer Löwen.