Der Moment der Entscheidung: Schwedens Oscar Lindberg hat gerade zum 1:0 abgefälscht, Deutschlands Goalie Mathias Niederberger war chancenlos.
Foto: imago images/TT/Fredrik Sandberg
Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hat ihr Auftaktmatch bei der diesjährigen A-Weltmeisterschaft gegen Schweden nur knapp mit 0:1 (0:0, 0:0, 0:1). In Tampere waren die Schützlinge von Bundestrainer Harold Kreis zunächst sogar das überzeugendere Team, ehe die favorisierten Nordeuropäer ab dem zweiten Drittel besser ins Spiel fanden, während der DEB-Auswahl offensiv die Durchschlagskraft fehlte. „Wir müssen uns nicht viel vorwerfen. Wir haben gegen eine ganz große Nation sehr, sehr ordentlich gespielt“, resümierte Deutschlands Star-Verteidiger Moritz Seider nichtsdestotrotz treffend nach der Schlusssirene am Mikrofon von MagentaSport.
Die DEB-Auswahl, bei der Verteidiger Leon Gawanke (trifft erst am Wochenende in Tampere ein) sowie die überzähligen Angreifer Filip Varejcka und Manuel Wiederer nicht zum Lineup gehörten, startete schwungvoll in ihre erste WM-Partie und verbrachte in der Anfangsphase viel Zeit in der schwedischen Zone. Dabei sprang die eine oder andere gute Gelegenheit für die deutsche Mannschaft heraus, unter anderem scheiterte der aufgerückte Fabio Wagner mit seinem zu unplatzierten Schuss aus vielversprechender Position am schwedischen Goalie Lars Johansson (2.). Die deutsche Mannschaft bewegte den Puck gut und bereitete den Tre Kronor mit ihrer mutigen Herangehensweise reichlich Schwierigkeiten, insbesondere im Spielaufbau.
Zwar fanden die Schweden im Laufe des ersten Drittels langsam mehr Zugriff auf das Geschehen, doch weil die deutsche Defensive den Slot kompakt verteidigte und die Skandinavier geschickt auf den Außenpositionen hielt, klappte offensiv kaum etwas beim Favoriten. Mickrige vier schwedische Torschüsse im Auftaktdurchgang waren das Resultat, das DEB-Team kam auf neun. Nicht nur deshalb fiel Wagners erstes Zwischenfazit positiv aus: „Wir sind gut aus der Kabine gekommen, haben gleich viel Druck auf die Schweden ausgeübt und hatten auch gute Chancen“, sagte der Ingolstädter Defender im Pauseninterview bei MagentaSport.
Das zweite Drittel begann daraufhin mit jeweils einem Powerplay auf beiden Seiten. Beide blieben zwar ungenutzt, doch womöglich war Oscar Lindbergs Rückhand-Pfostentreffer die Initialzündung für Schweden. Denn nun nahm die Mannschaft von Head Coach Sam Hallam das Zepter eindeutig in die Hand. Die Schweden spielten jetzt schneller und zielstrebiger nach vorne, schalteten schlittschuhläuferisch einen Gang nach oben und profitierten auch davon, dass die deutsche Mannschaft nicht mehr ganz so fehlerlos verteidigte wie noch im ersten Abschnitt. So leistete sich etwa Maksymilian Szuber in der 34. Spielminute einen potenziell schwerwiegenden Scheibenverlust gegen Carl Grundström, doch nicht nur bei der daraus resultierenden Großchance für André Petersson war Mathias Niederberger ein starker Rückhalt.
Anderthalb Minuten nach dem Beginn des dritten Durchgangs war der DEB-Keeper allerdings machtlos, als Lindberg im Powerplay einen Schuss von Jonatan Berggren unhaltbar aus kurzer Distanz zum 1:0 für Schweden abfälschte. Das deutsche Team war somit nun – nachdem die Akzente im zweiten Drittel sporadischer geworden waren – offensiv gefordert, doch das Führungstor steigerte das schwedische Selbstvertrauen nochmals. Die Nordeuropäer kontrollierten das Match in dieser Phase, auch wenn der Medaillenkandidat kein Eishockeyspektakel ablieferte und die DEB-Auswahl kämpferisch weiterhin gut dagegenhielt.
Darüber hinaus hatten die Tre Kronor mit Johansson ebenfalls einen hervorragend aufgelegten Schlussmann, der bei den besseren deutschen Abschlussmöglichkeiten voll auf der Höhe war – so etwa gegen Dominik Kahun aus dem Slot, nochmals Wagner (beide 49.) oder Seider vom linken Bullykreis (59.). Dauerhaften Druck auf die schwedische Verteidigung konnte das DEB-Team nach dem Rückstand allerdings nicht ausüben, weil der elfmalige Weltmeister die Kreis-Auswahl mit giftigem Zweikampfverhalten und aggressivem Forechecking immer wieder weit entfernt vom eigenen Gehäuse hielt. So hatte das 0:1 aus deutscher Perspektive bis zur Schlusssirene Bestand, wobei die gezeigte Leistung mit Blick auf das zweite WM-Match am Samstag gegen Finnland (19.20 Uhr) durchaus Anlass zu Optimismus liefert.
Stefan Wasmer