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Mittwoch, 16. August 2023

Spitzname, Meilensteine, Ziele Tim Stützle: „Der Meilenstein, für den ich alles andere hergeben würde, heißt Stanley Cup“

Tim Stützle

Foto: IMAGO/USA Today Network/Marc Desrosiers

Tim Stützle hat in der vergangenen Saison mit 90 Scorer-Punkten seine bisherigen Werte pulverisiert und landete am Ende unter den Top 25 Scorern der Hauptrunde. Während seines Heimaturlaubs stand er NEWS-Mitarbeiter Ivo Jaschick für ein Interview zur Verfügung.

Tim, Gratulation zu dem bisher Erreichten. Ich kann doch sagen, Sie leben momentan Ihren Traum, oder?
Tim Stützle: „Ja, auf jeden Fall. Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder junge Eishockeyspieler irgendwann den Traum hat, später einmal als NHL-Spieler in den Stadien Nordamerikas zu spielen. Wenn man es dann erreicht hat, möchte man dann immer besser werden. Auch meine Ziele haben sich geändert. Ich möchte immer besser werden! Um meine hochgesteckten Ziele zu erreichen, komme ich jeden Tag hochmotiviert und erfreut in die Arena. Es ist wohl das Größte überhaupt, wenn man – wie ich – sein Hobby zum Beruf machen kann.“

Sie werden in Ottawa ‚Jimmy Stew‘ genannt. Ihr Name ist doch auch nicht schlecht – aber für Nordamerikaner schwer auszusprechen
Stützle: Ja, das ist ein Grund! Statt dem – für Amerikaner – Zungenbrecher „Stützle“ nahmen die Jungs halt Stew – das ging leichter über die Zunge. Der andere ist, dass Brady Tkachuk mich nach der U20-WM, als so ein großer Hype um mich gemacht wurde, immer Jimmy genannt hat. Mir machte es wenig aus und so blieb es halt bei Jimmy. Damit kann ich leben.“

Sie haben einen Vertrag bei den Ottawa Senators. Doch schaut man auf die Stanley-Cup-Sieger, rutschen diese immer weiter in den Süden. Die Montreal Canadiens waren 1993 das letzte kanadische Team, das den Cup gewonnen hat. Das ist schon 30 Jahre her.
Stützle: „Ich glaube, durch dieses Draft-System, das den schlechtesten Teams jeder Saison die frühste Auswahl bei der Ziehung der Talente des Jahres gegeben wird, ist es sehr fair geregelt, dass sich schlechte Teams wieder nach oben arbeiten. Außerdem stehen sieben kanadischen Teams auch 25 amerikanische gegenüber. Allein deswegen sind die Chancen auf einen kanadischen Cup-Sieg geringer. Da zerbreche ich mir also nicht den Kopf drüber und spiele einfach mein bestes Eishockey, um mitzuhelfen, den Cup wieder nach Kanada zu holen!“

Mit anderen Worten heißt das, dass Sie bald mit Ihren Senatoren um den Titel mitkämpfen werden. Dazu passt vielleicht auch die Nachricht, dass Ihre Mannschaft einen neuen Besitzer hat und bald auch eine neue Arena ihr Eigen nennen darf.
Stützle: „Ja, wir haben seit diesem Jahr einen neuen Eigentümer und ich bin auch mal gespannt, was da jetzt so abgeht. Ich habe bisher nur Positives gehört und denke, dass es eine prima Sache ist. Und in diesem Zusammenhang fiel auch das Wort: neue Arena, die dann sehr zentral in der City von Ottawa errichtet werden soll. Das hört sich alles sehr gut an – unsere jetzige Heimspielstätte liegt etwas außerhalb und wir müssen uns einfach bei unseren Fans bedanken, dass sie die Mühen der An- und Abreise auf sich nehmen.“

In der NHL spielen Sie ja auf einer kleineren Eisfläche: Sagt das Ihrer Spielweise eher zu?
Stützle: „Die Umstellung von einer Eisfläche auf die andere verlangt schon eine gewisse Gewöhnung! Kommt man anfangs rüber, ist es doch sehr ungewohnt, man muss nicht mehr so viel laufen, aber dafür geht alles so viel schneller. Meines Erachtens kann man die NHL und DEL deswegen auch gar nicht miteinander vergleichen. Drüben geht alles viel, viel schneller und dann kommt noch die Qualität sehr vieler Spieler hinzu. Aber nichtsdestotrotz macht es sehr viel Spaß, Spielen der DEL zuzusehen und dabei erkennt man auch eine Zunahme an Qualität. Es kann auch daran festgemacht werden, dass immer mehr talentierte Deutsche in den Fokus der NHL geraten.“

Alle ersten Male sind etwas Besonderes – Sie haben ja sicherlich schon eine gewaltige Pucksammlung an einem speziellen Ort.
Stützle: „Für jedes besondere Ereignis bekommt man ein Andenken. Von meinem ersten Spiel bekam ich ein „Erinnerungsstück“ – mit dem Line-Up (Aufstellung) und allem Drum und Dran! Vom ersten Tor bekam ich meinen Schläger eingerahmt, den Puck vom ersten Tor und Assist.“

Bei den vielen Meilensteinen müssten sie ja schon bald mal über einen Anbau Ihrer Wohnstätte nachdenken, oder?
Stützle: „Ja, es sind schon einige Dinge, die ich aufbewahre – aber den genauen Überblick habe ich im Moment nicht, da all die Sachen in Ottawa geblieben sind. Es gibt für mich hoffentlich noch sehr viele dieser Meilensteine zu erreichen! Und der Meilenstein, für den ich alles andere hergeben würde, heißt Stanley-Cup!

NEWS-Mitarbeiter Ivo Jaschick traf Tim Stützle (rechts).

Nach Ihrem ersten Hattrick – auch ein Meilenstein – der in die Corona-Zeit mit Zuschauerbeschränkungen fiel, passierte etwas sehr Schönes. Erzählen Sie doch noch einmal.
Stützle: „Normalerweise werden bei einem Hattrick von den Fans die Baseballkappen auf das Eis geworfen. Es flogen damals eben keine, da keine Zuschauer da waren. Meine Mitbewohner damals, Brady Tkachuk und Josh Norris, hatten die Nachbarschaft organisiert, mich rausgebeten und dann flogen von allen Seiten diese Caps über den Zaun! Das ist wieder etwas, was ich nie vergessen werde, auch wenn die Caps auf Grund der Pandemie von den Fans wieder zurückgeholt werden mussten. Das ist nur ein Beispiel unserer tollen Fans. “

Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die neue Spielzeit?
Stützle: „Ich würde sagen, dass diese sehr groß sind. Natürlich dürfen wir das Ziel nicht zu hoch stecken. Wir wollen auf jeden Fall noch einmal eine Schippe drauf legen im Vergleich zum letzten Jahr. Dafür arbeiten wir alle hart und sind hoch motiviert! Das Management, die Trainer und der ganze Staff geben uns die Möglichkeit, dass wir den nächsten Schritt gehen können. Auch ein wichtiger Aspekt ist, dass wir von Verletzungen verschont bleiben. Ich denke, dass dann viel passieren kann!“

Mit Josh Norris, dessen Vater einst deutscher Meister mit Frankfurt war, kommt ja auch ein torgefährlicher Angreifer nach seiner schweren Verletzung zurück ins Team! Bilden Sie beide die deutsche Abteilung im Team von Ottawa?
Stützle: „Wir beide haben gemeinsam in einem Apartment gewohnt und haben auch einige Male versucht, uns auf Deutsch zu unterhalten. Die Betonung liegt auf versucht, da seine Deutschkenntnisse doch sehr gelitten haben. Er versteht die Sprache besser, als er sie spricht – aber es ist schon sehr schön, wenn ich wenigstens etwas Deutsch sprechen kann und mit Josh einen Mitbewohner habe, der in Deutschland aufgewachsen ist. Nicht nur ich freue mich, wenn er zurückkommt. Er ist einer, der locker 40 Tore schießen kann, wenn er fit ist.“

Interview: Ivo Jaschick


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Notizen

  • vor 9 Stunden
  • Die Iserlohn Roosters aus der PENNY DEL haben ihr Trainerteam für die kommende Spielzeit komplettiert: Mit Santeri Hilli kommt ein neuer Goalie- und Videocoach vom frisch gebackenen finnischen Meister KalPa Kuopio. Der 37-Jährige war seit 2019 im finnischen Spitzen-Eishockey aktiv.
  • vor 13 Stunden
  • Die Tölzer Löwen (Oberliga Süd) haben einen neuen Bayernliga-Kooperationspartner. In der kommenden Saison arbeiten die Tölzer Löwen mit den Peißenberg Miners zusammen, anstatt wie bisher mit dem EHC Klostersee.
  • gestern
  • Änderung im Trainerstab des ESV Kaufbeuren (DEL2). Co-Trainer Andreas Becherer wird in der kommenden Saison nicht zusammen mit dem neuen Head Coach Todd Warriner an der Bande der Joker stehen und sich somit einer neuen Herausforderung stellen.
  • gestern
  • Der EC Bad Nauheim (DEL2) sucht einen hauptamtlichen Geschäftsführer. „Sobald dieser Prozess abgeschlossen ist, werde ich mich aus dem operativen Tagesgeschäft zurückziehen und als Geschäftsführer aufhören“, kündigte Tausendsassa Andreas Ortwein an.
  • vor 3 Tagen
  • DEL2-Team Eisbären Regensburg bauen weiterhin auf Torhütertrainer Joey Vollmer. Der Ex-DEL-Goalie arbeitet seit 2022 mit den Oberpfälzern zusammen.
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