Foto: Dirk Sing
Für welchen Eishockey-Anhänger ist es nicht der ganz große Traum: Einmal über den Großen Teich zu fliegen und sich ein Eishockey-Match in der besten Liga der Welt, der NHL, mit all seinen Facetten anzuschauen. Dass es sich dabei allerdings durchaus lohnt, bereits im Vorfeld ein preisliches Limit für einen solchen Besuch festzulegen, zeigt unser Selbstversuch bei der Partie der Florida Panthers gegen die Detroit Red Wings. Ansonsten könnte es gleich in doppelter Hinsicht ein „unvergessliches“ Erlebnis werden.
Nun gut, wenn schon mal die Detroit Red Wings mit dem deutschen Nationalverteidiger Moritz Seider in der Amerant Bank Arena in Sunrise gastieren, möchte ich es mir – ohne Rücksicht auf Verluste – einfach richtig gutgehen lassen. Aus diesem Grund habe ich mich auch dafür entschieden, nicht gegenüber auf dem riesengroßen kostenlosen Parkplatz der Sawgrass Mall, sondern direkt an der Arena für 30 Dollar (ca. 27,50 Euro) zu parken. Ein „Schnäppchen“, wenn man bedenkt, dass das Parken im Kaseya Center der NBA-Basketballer der Miami Heat das Doppelte kostet.
Auch beim Sitzplatz will ich mich nicht lumpen lassen. Im sogenannten Re-Sale gibt es zwar im Oberrang unter dem Hallendach bereits Tickets für 29 Dollar (26,65 Euro). Richtig viel sehen kann man von dort aus allerdings nicht. Fündig werde ich bei einem Ticket-Portal im Internet. Dort kostet mich im Re-Sale eine Karte im Unterrang (Section 134) in Reihe 27 schlappe 120 Dollar (110 Euro). Das Besondere daran: Ich sitze schräg hinter der Bank der Detroit Red Wings und habe dadurch Moritz Seider immer im Blick. Der Preis ist zwar durchaus happig, aber mir in diesem Fall wert. Erst recht, wenn ich zugleich sehe, dass ein Platz in der ersten Reihe dieser Section für sage und schreibe 5.448 Euro angeboten wird. Ich fühle mich gleich schon wieder als echter Schnäppchenjäger und buche mir mein 110-Euro-Ticket.
60 Minuten vor dem Eröffnungsbully öffnen (endlich) die Türen der Amerant Bank Arena für die Besucher. Beim Eingang bekomme ich einen Bubble Head von Panthers-Star Matt Tkachuk in die Hände gedrückt – umsonst! Meine Glückssträhne scheint weiterzugehen. Im Innenraum der Arena angekommen, führt mich mein Weg sogleich ins Panthersland – dem großen Fanshop der Florida Panthers. Wenn man schon mal da ist und die Gelegenheit hat, eine NHL-Partie live zu verfolgen, dürfen natürlich auch exklusive Erinnerungsstücke für daheim nicht fehlen. Ein Jersey der Panthers ist nahezu Pflicht. Und wenn ich schon den Tkachuk-Wackelkopf geschenkt bekommen habe und er in der vergangenen Saison fast alles in Grund und Boden geschossen hat, soll es ein Trikot von Tkachuk werden. Als ich die große Wand mit den verschiedenen Jerseys sowie den jeweiligen Preis sehe, bin ich kurz erschrocken: Ein Fan-Trikot kostet doch schlappe 215 Dollar (197,50 Euro). Als ich einen der Bediensteten frage, ob es das nicht eine Spur günstiger gebe, bekomme ich nur einen mitleidigen Blick und die klare Ansage, dass die Authentic-Teile gegenüber sogar 285 beziehungsweise 315 Dollar (die Geburtstags-Edition) kosten würden.
Naja, wer kann schon von sich behaupten, einen original Tkachuk in Deutschland zu tragen? Und die 70 Dollar Unterschied machen den Bock jetzt auch nicht mehr fett. Daher packe ich mir das 285-Dollar-Trikot (262 Euro) ein. Bei meinem weiteren Rundgang fallen mir doch mehr coole Sachen auf, die ich mir unbedingt noch mitnehmen möchte: einen Panthers-Puck (10 Dollar, 9,20 Euro), eine Panthers-Tasse für das Büro (22 Dollar, 20 Euro), ein richtig cooles Baseball-Cap der Cats (38 Dollar, 35 Euro), ein schönes Poloshirt für mich alten Golfer (80 Dollar, 73,50 Euro), das Panthers-Maskottchen Stanley C. als kleines Stofftier (30 Dollar, 27,50 Euro) sowie die berühmte Panthers-Kralle im Schaumstoff-Format (12 Dollar, 11 Euro). Beim Gang zur Kasse komme ich schließlich noch an einem großen Tisch vorbei, auf dem der „Fanartikel des Tages“ liegt: eine warme Panthers-Mütze für kalte Tage (17 Dollar, 15,60 Euro). Nachdem es ja in dieser Jahreszeit in Deutschland überaus unangenehm ist, freue ich mich über diese günstige Errungenschaft. Als mich die Panthers-Angestellte an der Kasse lobt, welch tolle Auswahl ich da getroffen hätte und sie mir auch noch zwei kostenlose Tüten gibt, habe ich vor lauter Freude fast schon Tränen in den Augen.
Wer so hart arbeitet wie ich im Panthersland, der hat freilich auch einen Mordshunger und Durst. Also nichts wie hin zu den zahlreichen Food Courts im sogenannten „Plaza-Bereich“ der Arena. Die Preise sind zwar durchaus „sportlich“. Nachdem mir jedoch schon zahlreiche Panthers- und Red-Wings-Anhänger mit gut gefüllten Tabletts entgegenkommen, scheint sich das Ganze ja doch zu lohnen. Um zumindest etwas auf die (nicht vorhandene) Linie zu achten, wähle ich ein „Fried Chicken Sandwich“ mit Pommes für stattliche 23 Dollar (21 Euro) sowie ein „Premier Beer“ (nicht ganz 0,5 Liter) für 16 Dollar (14,70 Euro) aus. Da soll noch wer sagen, die Getränkepreise in den DEL-Hallen seien gesalzen. So weit, so gut. Einziges Problem: Richtig satt geworden bin ich damit noch nicht. Also hole ich mir noch einen „Hebrew National Hot Dog“ (10 Dollar). Schließlich will ich ja nicht hungrig auf meinem 120-Dollar-Platz sitzen und mit herunterhängendem Magen das Panthers/Red-Wings-Match verfolgen.
Während des ersten Drittels riecht es um mich herum nach frischem Popcorn. Zudem stopfen sich neben mir etliche Kids Cookies und Nachos in den Mund – was irgendwie ansteckend wirkt. Also mache ich mich in der ersten Pause auf die Suche nach einer Nachspeise. Und oh Wunder, ich werde tatsächlich fündig. An einem der zahlreichen Stände gibt es die „Bavarian Super Pretzel“. Wahlweise mit Salz oder Zimt, jeweils für 9,50 Dollar. Als deutscher Chef-Tester, für den ich mich in diesem Augenblick halte, heißt es bei diesem Anblick nicht „entweder oder“, sondern selbstverständlich „und“. Mit zwei „Super-Brezen“ bewaffnet, geht es zurück auf meinen Sitzplatz. Während der zweite Durchgang läuft, werden die Brezen einem ernsthaften Test unterzogen. Das Resultat: Mit der bayerischen Ausführung haben diese Exemplare genau so wenig zu tun wie ein Alligator mit dem Schlittschuhlaufen.
Da diese eigenartige Salz/Zimt-Mischung jedoch überaus durstig macht, gönne ich mir in der zweiten Pause noch eine 0,5-Liter-Flasche Cola (8 Dollar) zum Runterspülen. Als ich gerade bezahle, landet plötzlich neben mir eine kleine Plastik-Zamboni auf dem Tresen, in der eine Tüte Popcorn steckt. Die hübsche Verkäuferin erklärt mir, dass es sich dabei um die sogenannte „Zamboni Popcorn Bucket“ handelt. Im Preis von 25 Dollar (23 Euro) ist neben der Eismaschine auch Popcorn nach dem Motto „All you can eat“ enthalten. Mist, dass ich das erst jetzt mitbekomme. Aber doch gerade noch rechtzeitig, um mir zum krönenden Abschluss meines NHL-Abenteuers ein solches Teil zu sichern. Immerhin: Nachdem die Partie der Panthers gegen die Red Wings in die Verlängerung geht, kann ich mir tatsächlich noch ein „Free Refill“ sichern. Ganz aufessen kann ich die zweite Portion allerdings nicht mehr, da Moritz Seider und seine Red Wings bereits nach 69 Sekunden den 3:2-Siegtreffer erzielen.
Als ich rund 90 Minuten später mit der Gewissheit zu Hause bin, ein richtig cooles Spiel und einen Seider-Erfolg gesehen sowie zahlreiche tolle Fanartikel ergattert zu haben, mache ich erst mal einen Kassensturz – und bin „leicht“ schockiert! Insgesamt 745 Dollar – umgerechnet beim aktuellen Dollarkurs also 684,60 Euro – habe ich für Parken, Ticket, Essen und Trinken sowie Fan-Utensilien an einem Tag rausgepfeffert. Und dabei ist der Standort Sunrise (Florida) bei Weitem nicht einmal der teuerste in der NHL. Unvergessen bleibt dieses Erlebnis jedoch allemal – sowohl in Sachen Eishockey als auch bei der anschließenden Kreditkartenabrechnung...
Dirk Sing, Sunrise/Florida